Allgemein

Aktienrückkäufe sind zurück – schlechte Nachricht für Bären!

Warum Aktienrückkäufe die Notenbanken-Rally verstärken

Aktienrückkäufe - schlechte Nachrichten für Bären

Das Jahr 2021, so viel scheint jetzt schon klar, bringt das Comeback der Aktienrückkäufe.

Darüber herrscht große Einigkeit: Was hat die große Aktienrallye zwischen 2009 und jetzt in großem Stile beeinflusst? Natürlich die Absenkung aller Art von Zinsen durch die Notenbanken und der damit verbundenen Ausschaltung der Attraktivität der Konkurrenz der Anleihe als Anlagevehikel. Die Flutung der Märkte, auch Quantitative Easing genannt. Aber speziell in den USA gibt es einen weiteren bedeutsamen Faktor – die Aktienrückkäufe (Buybacks), also die Käufe eigener Aktien durch die Unternehmen selbst, in Billionenhöhe. Was durch die Coronakrise stark zurück gefahren werden musste, feiert aktuell fröhliche Wiederauferstehung.

Aktienrückkäufe: Das Jahrzehnt der Buybacks

Es ist in den USA allbekannt, aber es stört anscheinend nicht bis in Regierungskreise. Wie Daten der Investmentbank Goldman Sachs zeigen, wurden in den vergangenen zehn Jahren 25 Prozent der Aktien im S&P 500 aus dem Verkehr gezogen, die Anzahl schrumpfte auf 300 Milliarden Stück und die Unternehmen gaben dafür sagenhafte 5,7 Billionen Dollar aus. Kurspflege vom Feinsten – 40 Prozent der Rückkäufe stammten aus dem IT-Sektor. Dies geschah nicht allein aus den Gewinnen der Unternehmen, nein, man nahm Anleihen dafür auf, die Unternehmensverschuldung stieg von 6,5 Billionen auf aktuell 10,6 Billionen Dollar. Denn die US-Firmen gaben fast ausnahmslos (2019) mehr für die Aktienrückkäufe sowie die Ausschüttung von Dividenden aus, als sie verdienten hatten.

Die Effekte: Damit war allein ein Viertel aller Gewinnsteigerungen der US-Großfirmen durch die Reduktion der Aktienanzahl erreicht worden – und eben nicht durch die Zunahme der absoluten Gewinne der Unternehmen. Zusätzlich spart man sich damit Geld für die Ausschüttung von Dividenden und das über viele Jahre hinweg.

Die Corona-Pause ist vorbei

Im Pandemie-Jahr wurde zwangsläufig eine Pause bei den Buybacks eingelegt, das Kaufvolumen beim S&P 500 sank um 35 Prozent.

Jetzt haben Redakteure des „Handelsblatts“ in der letzten Ausgabe aufgrund der vorliegenden Fakten und Ankündigungen nachgerechnet, was im Jahr 2021 auf dem Gebiet des Financial Engineerings kommen wird. Bereits bis zum jetzigen Zeitpunkt haben US Firmen angekündigt in diesem Jahr mehr als 500 Milliarden Dollar für den Kauf eigener Aktien aufzubringen. Das ist bereits das Doppelte des Vorjahres – vorne sind erneut die ganz großen Dickschiffe der Wall Street:

  • Apple und Alphabet mit 140 Milliarden Dollar, finanziert über Anleihen, die weniger Prozente kosten, als die durchschnittliche Dividendenrendite im S&P 500
  • Dann die amerikanischen Großbanken, wie JP Morgan, oder Wells Fargo, nachdem die Federal Reserve die Beschränkungen für Banken in diesem Jahr aufgehoben hat.
  • Ganz stark dabei auch Value-Investor Warren Buffett mit Berkshire Hathaway, der anscheinend keine günstigen Gelegenheiten am Aktienmarkt findet.

Aber warum nimmt eine Firma wie Apple Anleihen zur Finanzierung der Aktienrückkäufe auf, trotz eines Cahsbestands von über 200 Milliarden Dollar? Aus Kostengründen, denn viel Gewinn parkt im Ausland und müsste bei der Repatriierung in die USA versteuert werden.

Die Analyse der Redakteure ergab eine durchschnittliche tägliche Aufkaufsumme von mehreren Milliarden Dollar, aus alten und neuen Ankündigungen. Die Zeit der Aktienrückkäufe ist also wieder da, der Chief Investment Officer der Deutschen Bank, Dr. Ulrich Stephan, spricht von der gewaltigen Summe von 1,2 Billionen Dollar, die die Unternehmen im S&P 500 in diesem Jahr für Aktienrückkäufe und Dividenden ausgeben werden.

Was macht die Politik?

Während man im US-Wahlkampf noch von einer Eindämmung dieser Art von Kurspflege, besonders durch Bernie Sanders und Elizabeth Warren gesprochen hatte, ist es mit Joe Biden als neuen Präsidenten ruhig um die Frage einer Regulierung geworden. Dabei waren Aktienrückkäufe nach der großen Wirtchaftskrise einmal lange Zeit verboten. Für mich einmal mehr die Bestätigung meiner These: Niemand regiert in den USA gegen die Interessen der Wall Street. Damit könnte es noch eine Zeitlang weitergehen, mit dieser speziellen Form der schuldenfinanzierten Kurspflege, wenn nicht…!

Fazit

Solange es das Zinsniveau in den USA erlaubt, werden viele Unternehmen in den USA weiter ihre Aktien zurückkaufen, durch die Emission von Anleihen, um damit die Gewinne pro Aktie zu pushen – Financial Engineering eben, weil das den Aktienkurs anhebt. Ganz nebenbei auch oft die eigene auf Optionen basierende Vergütung und natürlich die Zufriedenheit der Aktionäre, die sich über die Performance ihres Unternehmens freuen.

Über die Nachteile eines solchen Vorgehens wurde auch schon häufig berichtet (Stichworte: Verschuldung, fehlende Mittel für Investitionen), aber das ist einfach die Folge einer überaus lockeren Geldpolitik. Nicht zu vergessen: Vorstände eines Unternehmens sind Angestellte auf Zeit, keine Eigentümer und sind an der (kurzfristigen) Steigerung des Unternehmenwertes interessiert. Bei keinem anderen ist dies stärker vertraglich vereinbart als bei Elon Musk mit seinem aberwitzigen Vertrag als CEO, der ihm in zwölf Schritten nach oben bei Tesla gigantische Aktienoptionen verspricht. Allerdings nutzt er dafür andere Mittel, als Buybacks.

Leider verbirgt sich hinter all diesen Überlegungen eine nicht so schöne Botschaft für die Aktien-Bären: Solange die Notenbank ihre Liquidität für die Märkte nicht reduziert, bleibt es weiterhin sehr gefährlich die Märkte zu shorten, es gibt schon durch die Aktienrückkäufe erneut ein Auffangnetz bei Kursrückgängen.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage