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Aktuell: Gazprom bestätigt Lieferstopp – mit Begründung – Gaspreis steigt

Gas-Flamme

Der europäische Terminmarkt-Gaspreis Dutch TTF (Liefertermin Mai) steigt heute früh gegenüber gestern Abend um 15,3 Prozent auf 119 Euro. Nachdem gestern erste nicht vollkommen eindeutige Meldungen kamen, dass Russland den Gashahn Richtung Polen über die Yamal-Pipeline abgedreht hat, folgte dann auch die Meldung, dass ab heute auch Bulgarien kein Gas mehr von Gazprom erhalten wird. Und jetzt vor wenigen Minuten hat der russische Gaskonzern Gazprom per offiziellem Tweet diese Vorgänge bestätigt. „Gazprom stellt Gaslieferungen an Bulgargaz (Bulgarien) und PGNiG (Polen) vollständig ein, da diese nicht in Rubel zahlen“, soweit die Headline-Aussage. Der Gaspreis steigt heute früh allerdings bereits schon vor der offiziellen Bestätigung durch Gazprom. Man war sich am Terminmarkt wohl bereits vorher sicher, dass hier ein echter Lieferstopp vorliegt.

Das Detail-Statement ist nicht einsehbar, da die Webseite von Gazprom nicht aufrufbar ist. Aber dieser eine Satz auf Twitter sagt ja bereits alles. Es soll also um das Rubel-Problem gehen. Dabei war diese merkwürdige Konstruktion sowieso ziemlich merkwürdig. Russland wollte doch Devisen annehmen und dann bei der Gazprombank in Rubel umtauschen – also wo ist das Problem? Aber es ist, wie es ist. Man nutzt die „Nicht-Zahlung in Rubel“ als Grund für die Blockade der Gaslieferungen an Polen und Bulgarien. Ist Deutschland bald auch an der Reihe mit einem Gas-Lieferstopp? Unklar. Das würde nämlich für Russland immense Einnahmeverluste bedeuten. Dass Russland sich Polen und Bulgarien aussucht, kann man womöglich als Warnung ansehen, dass der Westen seine Militärhilfen für die Ukraine nicht immer weiter aufstocken soll?

Der Chef der Internationalen Energie-Agentur (IEA) Fatih Birol hat soeben schnell reagiert mit folgendem Statement. Die heutige einseitige Kürzung der Gaslieferungen an Bulgarien und Polen durch Gazprom mache deutlicher denn je, dass Europa schnell handeln müsse um seine Abhängigkeit von russischer Energie zu verringern. Die IEA unterstütze Polen und Bulgarien nachdrücklich bei ihrer Reaktion auf diese jüngste „Weaponization“ der Energieversorgung.

Der Gas-Experte Stephen Stapczynski erwähnt aktuell, dass laut Gazprom die Gaslieferungen nach Polen und Bulgarien so lange unterbrochen bleiben, bis sie das gelieferte Gas in Rubel bezahlen. Gazprom warnte die beiden Länder auch, dass das Unternehmen die Transitströme kappen wird, wenn sie Gas abzweigen, das für andere Bestimmungsorte bestimmt ist.

Dr. Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, kommentiert dazu aktuell wie folgt:

Lesen Sie beim Klick an dieser Stelle eine Analyse, wie groß die Wertschöpfungsverluste der deutschen Wirtschaft wären, wenn auch für Deutschland kein Gas mehr aus Russland kommen würde.



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2 Kommentare

  1. Kopie und automatische Übersetzung von der Gazprom-Website:

    Gazprom hat die Gaslieferungen an Bulgargaz (Bulgarien) und PGNiG (Polen) wegen Nichtzahlung in Rubel vollständig eingestellt
    FREIGEBEN
    27. April 2022, 09:00 Uhr
    IR-Veröffentlichungen
    Bis zum Ende des Geschäftstages am 26. April erhielt Gazprom Export keine Zahlungen für Gaslieferungen im April von Bulgargaz (Bulgarien) und PGNiG (Polen) in Rubel gemäß Dekret des Präsidenten der Russischen Föderation Nr. 172 vom 31. März 2022. Zahlungen für Gaslieferungen ab dem 1. April müssen in Rubel unter Verwendung der neuen Angaben erfolgen, über die die Gegenparteien rechtzeitig informiert wurden.

    In diesem Zusammenhang hat Gazprom Export Bulgargaz und PGNiG über die Aussetzung der Gaslieferungen ab dem 27. April bis zur Zahlung gemäß dem durch das Dekret festgelegten Verfahren informiert.

    Bulgarien und Polen sind Transitstaaten. Im Falle einer unbefugten Entnahme von russischem Gas aus Transitmengen in Drittländer werden die Lieferungen für den Transit um diese Menge reduziert.

    Informationsabteilung der PJSC Gazprom

  2. Es wird doch immer von Solidarität gegen Putin geredet, und für frieren für den Frieden.
    Zur Solidarität würde dann aber auch gehören, dass nun wieder aus den deutschen Gasspeichern Gas zurück nach Polen gepumpt wird, wenn es dort knapp wird. Technisch gar kein Problem, und auch schon oft geschehen.
    Vor allen Dingen im nächsten Winter, denn normal wird es in Polen immer noch ein bisschen kälter als in Deutschland.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

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