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Rekordbeschäftigung in Deutschland – wie das trotz Entlassungen hinkommt

Ebenso heute vermeldet Siemens, dass man an seinem Standort Tübingen (Getriebemotoren) die Hälfte der Arbeitsplätze streichen werde. Die Montage werde komplett nach Tschechien verlegt. Bis 2020 sollen in Tübingen...

FMW-Redaktion

Man hört ständig davon, dass große Betriebe Mitarbeiter entlassen, Standorte platt machen, verlagern usw. Ganz aktuell gibt es da Bombardier mit Produktionsstätten in mehreren Bundesländern, wo man bis zum Sommer einen Restrukturierungsplan ausarbeiten will (Jobabbau wohl inklusive). Erst heute hat die kanadische Mutter einen noch satteren Verlust als erwartet präsentiert. Ebenso heute vermeldet Siemens, dass man an seinem Standort Tübingen (Getriebemotoren) die Hälfte der Arbeitsplätze streichen werde. Die Montage werde komplett nach Tschechien verlegt. Bis 2020 sollen in Tübingen von aktuell 580 nur noch 250 Mitarbeiter übrig bleiben. (sicher alles nur volkswirtschaftlich gesehen unbedeutende Einzelfälle?)

Aber dennoch: Auch heute meldet mal wieder eine Behörde einen neuen Beschäftigungsrekord für Deutschland. Diesmal das Statistische Bundesamt. Noch nie waren so viele Menschen erwerbstätig wie im Jahr 2016. Zitat:

Im vierten Quartal 2016 gab es nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) rund 43,7 Millionen Erwerbstätige mit Arbeitsort in Deutschland. Im Vergleich zum vierten Quartal 2015 wuchs die Zahl der Erwerbstätigen um 267 000 Personen oder 0,6 %. Damit stieg die Erwerbstätigkeit im vierten Quartal 2016 weiter, jedoch langsamer als in den Vorquartalen. Im ersten Quartal 2016 hatte die Zuwachsrate im Vorjahresvergleich noch 1,3 % betragen, im zweiten Quartal 1,2 % und im dritten Quartal 0,8 %. Gegenüber dem Vorquartal erhöhte sich die Zahl der Erwerbstätigen im vierten Quartal 2016 um 99 000 Personen (+ 0,2 %). Damit war die Zunahme um rund ein Drittel geringer als der entsprechende durchschnittliche Anstieg in den vergangenen fünf Jahren (+ 158 000 Personen). Saisonbereinigt, das heißt nach rechnerischer Ausschaltung jahreszeitlich bedingter Schwankungen, ergab sich im vierten Quartal 2016 ein Zuwachs gegenüber dem dritten Quartal von 50 000 Personen (+ 0,1 %).

Aber wie kann das sein, wo doch ständig in der Industrie abgebaut wird? Wir hatten es schon mehrfach in den letzten Monaten angesprochen, und präsentieren hierzu nochmal eine Grafik, wo die neuen Jobs denn herkommen. Die Industrie verliert im Jahresvergleich 49.000 Arbeitsplätze, kräftig zulegen tun einfache Dienstleistungsjobs mit schlechter Bezahlung. Die Monatsdaten zeigen immer wieder, dass dies ein konstanter Trend ist. Darunter nochmal der Erklärtext des Statistischen Bundesamtes.

Der Anstieg der Gesamterwerbstätigenzahl gegenüber dem Vorjahresquartal entfiel im vierten Quartal 2016 weiterhin überwiegend auf die Dienstleistungsbereiche. Die größten absoluten Beschäftigungsgewinne gab es im Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit mit + 172 000 Personen (+ 1,6 %), gefolgt vom Bereich Unternehmensdienstleister mit + 112 000 Personen (+ 1,9 %) sowie von Handel, Verkehr und Gastgewerbe mit + 34 000 Personen (+ 0,3 %). Im Produzierenden Gewerbe (ohne Baugewerbe) sank die Zahl der Erwerbstätigen im vierten Quartal 2016 gegenüber dem Vorjahr um 49 000 Personen (– 0,6 %), im Baugewerbe nahm sie dagegen um 19 000 Personen(+ 0,8 %) zu. In der Land- und Forstwirtschaft, Fischerei nahm die Erwerbstätigenzahl um 11 000 Personen (– 1,8 %) ab.



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4 Kommentare

  1. Herr Fugmann.Kennen Sie die uralten Speedy-Gonzales-Comics noch?Da rannten sie auch noch weiter,obwohl sie schon keinen Boden mehr unter den Füssen hatten.Nach dem unvermeidlichen Absturz,schüttelten sie sich kurz &das war’s.Diesmal wird es sehr viel weher tun!

  2. Vom Steinefresser

    Was erwarten wir eigentlich solange an den Schaltstellen der Politik Menschen sitzen welche in der DDR gelernt haben! Schön Lügen bis zum totalen wirtschaftlichen Zusammenbruch. Eben so wie damals.—–

    1. solche Entwicklungen führen nicht unbedingt zu einem wirtschaftlichen Zusammenbruch sondern eher vorher zu einem gesellschaftlichen Zusammenbruch und das ist die deutlich schlechtere Variante.

      1. Wie sagte Hellmeyer von der Bremer Landesbank schon 2008: “ Erst stirbt der freie Markt, dann stirbt die Demokratie.“
        In dieser Reihenfolge…

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