FMW-Redaktion
Wie läuft ein „Schweizer Franken-Schock light“ ab, wenn die Notenbank es richtig macht, und die Märkte im Vorwege auf ihre Maßnahme einstimmt? Das kann man heute ganz aktuell bei der tschechischen Krone sehen. Erst vorgestern hatten wir darüber berichtet, dass die Notenbank in Prag kurz davor stehe vielleicht schon diese Woche die quasi Einfrierung der Krone gegen den Euro aufzuheben. Die KBC Bank hatte mit ihrer Prognose, dass es ganz schnell gehen könne, genau richtig gelegen.
Man hatte die Krone bei einem EURCZK-Kurs von um die 27 quasi eingefroren und in den letzten vier Jahren 47,8 Milliarden Euros gekauft! Damit hielt man die eigene Währung quasi künstlich billig, und kopierte de facto das Modell der Schweizerischen Nationalbank. Die Schweizer hatten aber 2015 ihre Einfrierung ohne Ankündigung aufgehoben. Dank der Überraschung und der massiven Wetten auf einen steigenden Franken wertete die Währung auf einen Schlag massiv auf.
Heute war es nun so weit, und die Notenbank in Prag verkündete, dass man die starre Koppelung an die Marke von 27 ab sofort aufhebt. Man verteidigt die Marke also nicht mehr stumpf. Man schreibt aber, dass man bei exzessiven Ausschlägen im Kurs auch weiterhin bereit sei im freien Handel einzugreifen. Der Kurs schwanke ab sofort aber grundsätzlich unbeeinflusst. Zitat:
At its extraordinary monetary policy meeting today, the CNB Bank Board decided to end the CNB’s exchange rate commitment. This decision takes effect immediately. The Bank Board did not discuss interest rate settings today. The discontinuation of the use of the exchange rate as an additional monetary policy instrument means that the koruna exchange rate will move according to supply and demand on the foreign exchange market. As a result, it may fluctuate in either direction in the short term. The CNB stands ready to use its instruments to mitigate potential excessive exchange rate fluctuations if needed.
Und was kommt dabei heraus? Wie man die letzten Tage hörte, hatten sich so einige Großzocker (Hedgefonds) mit Kronen eingedeckt in Hoffnung auf eine stark aufwertende Währung nach der Aufhebung der starren Grenze bei 27. Nun tritt das ein, was mancher befürchtet hatte. Der große Aufwertungs-Crash in der Krone bleibt aus. Ab 12:30 Uhr sieht man im Chart die Fluktuation, die sofort nach der Aufhebung begann, rauf auf 27,15 in der Spitze, danach runter auf aktuell 26,70. Also Pustekuchen. Kein großes Theater wie vor zwei Jahren mit dem Franken.
Wer vorher große Kronen-Bestände aufgebaut hat, kann nun seine Mini-Gewinne von gerade mal gut 1% glattstellen. Aber hat er zu große Positionen, wird er bei der geringen Liquidität einen Käufer finden, der an eine stärkere Aufwertung glaubt? Wenn wir jetzt etwas verschwörungstheoretisch unterwegs sind, könnten wir auch die Vermutung aufstellen, dass die Notenbank nach der Freigabe sofort im freien Handel interveniert. Den Kronen-Kurs etwas aufwerten lassen (EURCZK fällt), den Kurs etwas frei floaten lassen, und dann hier und da kräftig dagegenhalten mit Euro-Käufen? Das wäre eine Vermutung, wenn wir an so eine Verschwörung glauben würden.
Angeblich soll die spekulative Summe, die auf einen steigenden Kurs der Krone gesetzt wurde, bei über 50 Milliarden Euro liegen, wie man in Londoner Finanzkreisen munkelt. Die Exit-Tür könnte in der Tat mangels Liquidität zu eng sein. Dadurch könnten die Gewinne wieder wegschmelzen. Oder glauben Sie eher an einen weiter starken Aufwärtsdrang der Krone, der ganz aktuell im freien Handel durch die Notenbank „verdeckt“ geblockt wird mit Euro-Käufen? Spannend kann es weiterhin bleiben in diesem Währungspaar.
Euro vs tschechische Krone seit heute früh 7 Uhr.
Euro vs tschechische Krone seit dem Jahr 2002. Der blaue Kasten zeigt die quasi Einfrierung bei 27 Kronen für 1 Euro.
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