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Aktuelle Expertenschätzungen: So schlimm wird der Einbruch in der Wirtschaft

Die deutsche Wirtschaft wird durch das Coronavirus massiv beeinträchtigt

Der Sachverständigenrat der Bundesregierung hat heute konkrete Schätzungen veröffentlicht, wie schlimm der Einbruch in der deutschen Wirtschaft als Folge des Coronavirus werden kann. Dabei sei die Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung vor allem aufgrund der schwierigen Datenlage und der außergewöhnlichen Situation derzeit sehr hoch. Der Sachverständigenrat legt daher drei Szenarien für die wirtschaftliche Entwicklung in den Jahren 2020 und 2021 vor, die auf unterschiedlichen Annahmen über Ausmaß und Dauer der Beeinträchtigungen durch das Virus sowie über die darauffolgende Erholung basieren. Die Prognosen liegen zwischen 2,8 Prozent und 5,4 Prozent Einbruch des Bruttoinlandsprodukts für das aktuelle Jahr. Hier die drei Szenarien, im Wortlaut vom Sachverständigenrat:

Im Basisszenario, dem ausgehend von der aktuellen Informationslage wahrscheinlichsten Szenario, geht der Sachverständigenrat davon aus, dass sich die wirtschaftliche Lage über den Sommer, ähnlich dem sich abzeichnenden Verlauf in China, normalisiert. Für das Jahr 2020 käme es dann im Basisszenario zu einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Höhe von -2,8 %. Im kommenden Jahr könnten Aufholeffekte sowie ein hoher statistischer Überhang das Wachstum auf 3,7 % ansteigen lassen.

Ein Risikoszenario (ausgeprägtes V) schätzt die wirtschaftlichen Folgen ab, die entstehen könnten, wenn es zu großflächigen Produktionsstillegungen kommen sollte oder die einschränkenden Maßnahmen länger als derzeit geplant aufrechterhalten werden. Im zweiten Quartal könnte die Wirtschaftsleistung dann um bis zu 10 % unterhalb des derzeitigen Niveaus liegen. Aufgrund des stärkeren Einbruchs im ersten Halbjahr 2020 würde sich ein jahresdurchschnittlicher Rückgang des BIP um –5,4 % einstellen. Wie im Basisszenario könnten jedoch Aufholeffekte dafür sorgen, dass sich die Wirtschaftsleistung wie im Basisszenario im weiteren Verlauf wieder dem Potenzialniveau annähert. Im Jahr 2021 würde die Wirtschaft dann um 4,9 % wachsen, wobei der hohe statistische Überhang von 1,1 Prozentpunkten zu berücksichtigen ist.

Sollten die Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus über den Sommer hinaus andauern, könnte dies eine wirtschaftliche Erholung in das Jahr 2021 verzögern. In diesem Risikoszenario (langes U) könnten die getroffenen Politikmaßnahmen womöglich nicht ausreichen, tiefgreifende Beeinträchtigungen der Wirtschaftsstruktur durch Insolvenzen und Entlassungen zu verhindern. Verschlechterte Finanzierungsbedingungen sowie die gestiegene und verfestigte Unsicherheit könnten zudem Investitionen bremsen und zur Kaufzurückhaltung bei Haushalten führen. Schließlich drohen in einem solchen Szenario negative Rückkopplungen über die Finanzmärkte oder das Bankensystem. Das Wachstum im Jahr 2020 könnte in einem solchen Szenario –4,5 % betragen. Im kommenden Jahr würde die Wirtschaftsleistung mit einem Wachstum von 1,0 % nur sehr langsam wachsen.

Deutsche Wirtschaft mit BIP-Einbruch in diesem Jahr

Maschinenbau

Der deutsche Maschinenbau wird verständlicherweise mit voller Wucht von der Coronakrise getroffen. Wer bestellt in Italien oder den USA jetzt schon neue Maschinen in Deutschland? Der Verband der Maschinenbauer VDMA hat heute eine aktuell durchgeführte Umfrage unter 965 Betrieben veröffentlicht. Demnach ist der Anteil der Unternehmen, deren Betriebsablauf beeinträchtigt ist, innerhalb von zwei Wochen von 60 auf 84 Prozent gestiegen. Fast jeder zweite betroffene Betrieb leide unter „gravierenden“ oder „merklichen“ Störungen entlang der Lieferketten. Lediglich 5 Prozent der Unternehmen bisher verschont. „Mit der Ausbreitung des Virus nehmen logischerweise auch die Probleme in den Betrieben zu. Teile und Komponenten, die vor einigen Wochen in Asien bestellt wurden, sind nicht in den hiesigen Werken angekommen. Hinzu kommen Ausfälle europäischer, auch deutscher Lieferanten.

Das führt zu spürbaren Produktionsbelastungen und auch Produktionsausfällen“, so VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers. Deutlich skeptischer seien die Maschinenbauer inzwischen auch hinsichtlich der zu erwartenden Umsatzeinbußen. Knapp 96 Prozent der Unternehmen würden für 2020 mit Umsatzrückgängen rechnen, die sie im Verlauf des Jahres nicht mehr kompensieren können. Gut 60 Prozent hiervon würden diese Rückgänge auf 10 bis 30 Prozent beziffern. Um diese abzufangen, haben bereits drei Viertel der befragten Maschinenbauer Kapazitätsanpassungen vorgenommen, überwiegend über das Arbeitszeitkonto, aber auch in Form von Einstellungsstopps und Kurzarbeit. „Personalabbau – auch von Teilen der Stammbelegschaft – ist für 12 Prozent der Unternehmen bereits Thema“, so der VDMA.

DIW

Vor wenigen Minuten hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sein Konjunkturbarometer veröffentlicht. Es bricht im März auf 86 Punkte ein und deute damit auf einen deutlichen Rückgang der Wirtschaftsleistung im ersten Quartal 2020 hin, so das DIW. Damit würden sich die massiven Auswirkungen der Corona-Pandemie zeigen, die in den jetzt vorliegenden Indikatoren zu den Entwicklungen auf den Finanzmärkten und in Unternehmensbefragungen sichtbar werden. Andere Daten, etwa zur Auftragslage oder Produktionsleistung, würden die aktuelle Situation noch nicht widerspiegeln. Dass die Produktion in manchen Wirtschaftsbereichen faktisch vollständig zum Erliegen gekommen ist, werde im aktuellen Barometerwert noch nicht in Gänze erfasst. Auszugsweise aus der DIW-Veröffentlichung:

Die vorliegenden Daten zeichnen zum jetzigen Zeitpunkt ein äußerst unvollständiges Bild der Lage. Selbst wenn in den kommenden Wochen wieder mehr und mehr wirtschaftliche Aktivität möglich wird und eine Normalisierung in den nächsten Monaten folgt, dürfte am Jahresende ein Rückgang der Wirtschaftsleistung von rund sechs Prozent stehen. Dies ist in der Größenordnung vergleichbar mit dem Einbruch der Finanzkrise.

DIW Konjunkturbarometer



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3 Kommentare

  1. minus 2,8% ?????. das allein kommt wohl schon durch die Autoindustrie…

  2. Diese Berechnungen stützen sich anscheinend auf den Beginn/die ersten 4 Wochen des Lockdowns. Wenns länger dauern sollte folgende Milchmädchenrechnung: Für jeden Monat Lockdown ca. 5% dazu! Ab einem gewissen Punkt kann nicht mehr aufgeholt werden!

  3. Immer- Voll- Falsch

    Ja diese Schönredner – Experten werden nach dem Fall u.der ca.vierten Revision das Erzählen was jeder Nicht- Experte jetzt schon weiss.
    Zu bedauern sind Leute, die immer noch auf dies Fachleute hören. Haben doch diese Experten wie 1987
    2000 u.2008 u.auch die letzte Korrektur sehen kommen.

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