Anleihen

Akute Spaltung innerhalb der EZB? Insider-Berichte legen starken Konflikt nahe..

Hinter den Kulissen rumort es offenkundig kräftig bei der EZB! Dabei zeichnet sich eine Frontstellung zwischen den Ländern der Euro-Peripherie (unter Führung von Mario Draghi) und den Vertretern der Nord-Länder (vor allem Deutschland) ab über den weiteren Kurs der Geldpolitik..

FMW-Redaktion

Und fast täglich grüßt das Murmeltier! Wieder gibt es „Insider-Berichte“ aus der EZB, sie stammen wohl aus derselben Quelle, die kurz vor der EZB-Sitzung schon korrekt prognostiziert hatten, dass die EZB ihre Entscheidung über die Fortführung, das Volumen und die Dauer des „neuen“ QE ab Januar 2018 erst auf der Sitzung am 26.Oktober entscheiden werde.

Nun berichten diese Insider von eienr Spaltung der Notenbank zwischen Vertretern der Nord-Länder (Deutschland, Niederlande, Österreich, Finnland) gegenüber Vertretern der Euro-Peripherie (also die Gruppe um Draghi und Constancio, die derzeit faktisch ja das Sagen hat innerhalb der Notenbank).

Nun heißt es: die EZB könnte einige Elemente der Entscheidung weiter hinaus schieben, nämlich auf dem Dezember. Faktisch also mehr Zeit gewinnen. Der Grund sei vor allem die derzeitige Euro-Stärke – und hier wiederholt sich die Aussage der EZB und Draghis auf der letzten Sitzung – dass dadurch Unsicherheit geschaffen werde.

Einige der EZB-Mitglieder, nämlich offenkundig die der Euro-Peripherie, wollten die Möglichkeit haben, das QE entweder zu verlängern und/oder sogar auszuweiten, während die Nord-Vertreter bereit seien, das QE enden zu lassen.

So oder so: das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass aufgrund desa Konflikts zwischen Nord und Süd die EZB am 26.Oktober zunächst eine Kompromißlösung präsentieren wird und dabei einige weitere Entscheidungen dann auf die Dezember-Sitzung verschiebt – angeblich, weil man weitere Daten abwarten wolle, faktisch aber, um bis Dezember irgendwie einen Konsens zu erlangen.

Zwar sieht die EZB die Euro-Stärke offiziell als Beleg für den guten Zustand der Wirtschaft, faktisch aber, das deuten die Insider an, ist es der starke Euro, der als Problem Nummer eins gesehen wird. Daten der letzten Woche hatten gezeigt, dass die Löhne innerhalb der Eurozone deutlich nach oben gegangen sind zuletzt – womit eine Ausrede für die Straffung der Geldpolitik abhanden kommt, die die Gruppe um Mario Draghi erst kürzlich für sich entdeckt hatte.

Man sieht: hinter den Kulissen wird stark gerungen, und der Ausgang der Bundestagswahl könnte hier das Pendel durchaus in die hawkishe Richtung verschieben (also zugunsten der Nord-Länder), sollte die FDP eine tragende Rolle in der neuen Bundesegierung haben..



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4 Kommentare

  1. Besondere Spannung verspricht die Italienwahl. Drei nicht unbedeutende Parteien liebäugeln mit einer Parallelwährung. Konflikte sind damit vorprogrammiert, eine „Lichtgestalt“ a la Macron ist in Italien nicht zu sehen.

  2. Aus welchen Gründen auch immer, ETWAS UNSINNIGES WIRD IRGENDWANN DURCH ETWAS GESTOPPT.

  3. Mein Verdacht ist eigentlich auch, dass es die Italienwahl im Frühjahr sein könnte, die die EZB mit dem Tapering zögern lässt. Verschiebung von Entscheidungen nur bis Dezember würden da jedoch auch nichts bringen. Aber irgendwas in Richtung Reduktion der Käufe wird die EZB präsentieren müssen im Oktober, glaube ich, um nicht noch unglaubwürdiger zu werden und nicht stärker zur Verunsicherung beizutragen. Schlau wäre doch aus Sicht der EZB eine Lösung, die zunächst eine unter den Markterwartungen liegende Kürzung der Anleihekäufe für ein begrenzten Zeitraum (6 oder 9 Monate?) beinhaltet, die dann anschließend nochmal überprüft wird. Sowas könnte die Eurobullen enttäuschen und den Euro sinken lassen. Außerdem wäre dann endlich die Katze aus dem Sack, sprich „sell the facts“ könnte voll zum Tragen kommen und eine Gegenbewegung beim Euro unterstützen. Lassen wir uns überraschen..

  4. Die EZB ist m.E. ein fauler Dauer-Kompromis. Die einzelnen Mitglieder sind einfach zu unterschiedlich in ihren wirtschaftlichen Kräften und Leistungsfähigkeiten. Das ist im Fussball schon längst bekannt. Daher dort auch Regionalklassen, Landesklassen und Bundesligen. Hier trifft immer gleich auf gleich. Die Kernfrage ist sicher auch nicht, ob die EU in ihrer jetzigen Konstellation funktioneren kann (kann sie m.E. nicht), sondern vielmehr stellt sich die Frage nach dem Fortgang. Wann kommen gleich starke Leistungklassen zusammen? Was bringt es dem guten Schüler, wenn der Fünferkandidat die Marschgeschwindigkeit vorgibt?

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