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Alibaba greift nach den Sternen

Alles läuft wunderbar, die Aussichten sind sensationell. So darf man die vom chinesischen E-Commerce-Gigangten Alibaba gesteckten heutigen Ziele interpretieren. Seit der Erstnotiz der Aktie im Herbst 2014...

FMW-Redaktion

Alles läuft wunderbar, die Aussichten sind sensationell. So darf man die vom chinesischen E-Commerce-Gigangten Alibaba gesteckten heutigen Ziele interpretieren. Seit der Erstnotiz der Aktie im Herbst 2014 bei knapp 93 Dollar ging es tendenziell eher bergab auf zuletzt 77. Also müssen gute Aussichten her. Und so pusht die Firma heute die Börsianer mit einer Umsatzprognose von +48% für das laufende Geschäftsjahr (Vorjahr +33%), das im März 2017 endet. Damit will man wohl ständigen Ängsten von Investoren vorbeugen, aus China könnte eine dicke negative Überraschung für ein Kursdesaster sorgen. 12% dieses 48%-Wachstums soll durch eingekaufte Firmen erzeugt werden, die dieses Volumen mitbringen. Also wird das natürliche eigene Wachstum ungefähr auf Vorjahresniveau liegen.

Auch sonst hat Alibaba jede Menge große Ziele. So will man bis 2020 das Bruttovolumen der abgewickelten Geschäfte massiv ausbauen von jetzt ca. 415 Milliarden auf mehr als 800 Milliarden Euro. Auch wolle man im Jahr 2036 die Marke von 2 Milliarden Kunden erreichen, wo man jetzt noch bei 423 Millionen ist.

Warum bleibt der große Jubel der Börsianer heute nach Eröffnung aus? Weil die Zweifel an Alibaba´s bisherigen Zahlen nie so richtig ausgeräumt wurden. Letzten Monat musste man einräumen, dass derzeit durch die Börsenaufsicht SEC eine Prüfung bzgl. der Buchhaltungspraktiken bei Alibaba im Gange ist (düste Erinnerungen an Enron und Co?). Da wird so manch Börsianer übervorsichtig. So scheint es auch wenig transparent zu sein, dass Alibaba ab sofort bestimmte Zahlen statt bisher quartalsweise nur noch jährlich veröffentlichen will. Branchenanalysten kritisieren schon seit langen, dass es z.B. keine einheitlichen Standards in der Branche gibt, wie u.a. Daten wie das Bruttovolumen der abgewickelten Umsätze berechnet wird. Es soll schwarze Schafe geben, die bestellte aber wieder stornierte Waren dazurechnen, genau so wie bestellte aber nicht bezahlte Artikel + wieder retournierte Artikel. Also ein ähnliches Gebare wie bei Pay TV-Anbietern, die gerne Test- und Probe-Abos mitzählen für ihre Statistik von vollwertigen Abo-Kunden. Das soll natürlich nicht heißen, dass wir davon ausgehen, dass Alibaba so arbeitet – warten wir alle mal die SEC ab.

Bis die SEC-Untersuchung durch ist, bleiben Zweifel. Aber wie so oft an der Börse, würde auch nach einer Entlastung irgendein Rest-Zweifel bestehen bleiben. Alibaba bleibt wohl nur eines: Harte Fakten liefern, in der Realität die selbst gesteckten Ziele auch wirklich konstant erreichen. Der Aktie von Alibaba hilft die heutige Ankündigung daher auch nur ein klein wenig nach oben. Sie steigt heute um 3,26% – wenig euphorisch bei solch gigantischen Aussichten – kann es sein, dass die Börsianer diesem Gigantismus „noch nicht“ so recht trauen?

Alibaba
Die Alibaba-Aktie seit dem IPO 2014, wo man 25 Milliarden US-Dollar eingenommen hatte: Der Kursverlauf ist bisher keine Erfolgsstory!



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