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Als Notenbank abartig viel Geld drucken kann auch Probleme mit sich bringen

Neben der Bank of Japan treibt die Schweizerische Nationalbank (SNB) es am Buntesten mit dem abartigen Gelddrucken. Während die EZB "ein wenig" Geld druckt um den Mitgliedsstaaten Zeit zu...

FMW-Redaktion

Neben der Bank of Japan treibt die Schweizerische Nationalbank (SNB) es am Buntesten mit dem abartigen Gelddrucken. Während die EZB „ein wenig“ Geld druckt um den Mitgliedsstaaten Zeit zu erkaufen und die Konjunktur zu stützen, konzentriert sich die SNB ausschließlich darauf den Schweizer Franken möglichst schwach zu halten – besser gesagt soll der Franken nicht noch teurer werden. Damit soll die heimische Wirtschaft auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig bleiben. Man druckt Franken, verkauft sie und kauft dafür US-Dollar und Euro. Damit fällt der Franken tendenziell. Da die Schweiz aber global als der Hort der Stabilität gilt, muss die SNB seit Jahren konstant gegen die Geldflucht Richtung Schweiz ankämpfen, und druckt immer weiter (natürlich nur virtuell). Man schafft ständig neues Geld, welches letztlich in den Fremdwährungsreserven wie Dollar und Euro geparkt wird.

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Eigentlich nur Wächter über den Schweizer Franken: Das Direktorium der Schweizer Nationalbank. Foto: Schweizerische Nationalbank

Das kann je nach Wechselkursschwankungen der Notenbank am Jahresende fette Gewinne einbringen, aber eben auch Verluste. Im aktuellen Quartal läuft es wohl weniger gut für die SNB-Bilanz, so kann man es zumindest vermuten. Die an der SNB beteiligten Kantone freuen sich eigentlich stets über die satten Gewinnausschüttungen der SNB, aber mehr und mehr will die SNB offenbar vorsorgen für eventuell entstehende dicke Verluste aus den Währungsreserven. So vermeldet man es heute auch unzweideutig. In Schweizer Bankendeutsch klingt das im Original so:

Der Bankrat der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hat an seiner Sitzung vom 16. Dezember 2016 die Zuweisung an die Rückstellungen für Währungsreserven für das Geschäftsjahr 2016 genehmigt. Für die Festlegung der jährlichen Zuweisung soll weiterhin das Doppelte des durchschnittlichen nominellen Wirtschaftswachstums der letzten fünf Jahre herangezogen werden. Jedoch soll neu eine jährliche Mindestzuweisung von 8% der Rückstellungen vorgenommen werden. Damit wird auch in Perioden mit tiefen nominalen BIP-Zuwachsraten sichergestellt, dass die Rückstellungen ausreichend alimentiert werden und die Bilanz gestärkt wird. Da das durchschnittliche nominelle BIP-Wachstum in den letzten 5 Jahren nur 1,9% betragen hat, kommt für das Geschäftsjahr 2016 der Mindestsatz von 8% zur Anwendung. Das entspricht einer Zuweisung von 4,6 Mrd. Franken (im Vorjahr 1,4 Mrd. Franken). Die Rückstellungen für Währungsreserven werden dadurch von 58,1 Mrd. Fr. auf 62,8 Mrd. Fr. steigen. Gemäss Nationalbankgesetz bildet die SNB Rückstellungen, die es erlauben, die Währungsreserven auf der geld- und währungspolitischen Höhe zu halten. Die Zuweisung an die Rückstellungen erfolgt unabhängig vom Jahresresultat. Das provisorische Jahresergebnis der Nationalbank wird am 9. Januar 2017 bekanntgegeben werden.

Das bedeutet im Klartext: Man legt viel mehr bei Seite als bisher üblich, denn: Je größer der Berg an Währungsreserven wird, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass bei Währungsschwankungen „in die falsche Richtung“ ein gigantisches Minus am Jahresende in den Büchern steht. Die Bilanz der SNB lag Ende des letzten Quartals bei 720 Milliarden Euro, was mehr ist als das gesamte Bruttoinlandsprodukt der Schweiz (Glückwunsch). 666 Milliarden dieser Summe sind Fremdwährungsreserven, also der weit überwiegende Teil. In den ersten neuen Monaten diesen Jahres machte die SNB nur durch Währungspositionen 20,3 Milliarden Franken Gewinn. Das kann aber auch schnell nach hinten losgehen, wie ein Verlust von 49,9 Milliarden Franken nur in den ersten 6 Monaten im Jahr 2015 zeigte.

Die SNB schüttete bisher zwar jährlich eine Milliarde Franken an Bund und Kantone aus, wozu es oben drauf noch Zusatzzahlungen bei Gewinnen über 20 Milliarden Franken gab. Aber ob das so bleibt, und ob auch die Grundausschüttung in Stein gemeißelt ist bei gigantischen bilanziellen Verlusten in der Zukunft? Bei Ausschüttungen trotz Verlusten wäre das eh schon abartige Geschäftsmodell noch weiter in Frage gestellt. Die Notenbank druckt Geld, macht am Kapitalmarkt Verluste, und schüttet trotzdem einfach so Gewinne an den Staat aus, obwohl man gar keine Gewinne gemacht hat? Aber egal, die Notenbank darf ja eh alles machen, zum Beispiel Geld aus dem Nichts erschaffen.



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1 Kommentar

  1. Aber dafür haben wir super tiefe Zinsen :-)

    Danke für die offene Darlegung der Sachlage! Aus den Medien wird ja keiner mehr schlau was wirklich der Grund ist. Somit ob EZB, SNB oder BoJ, denke die haben alle das selbe Lehrbuch im Bücherregal :-) Aber jeder wählt seine eigene Variante, damit man etwas an der Stellschraube drehen kann wie gewünscht…

    Also alles freier Markt und gesundes näturliches BIP Wachstum etc…

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