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Am Arbeitsmarkt nur Rekorde – warum jammern wir dann überhaupt?

Rekorde am Arbeitsmarkt, wohin man sieht, Rekorde, Rekorde, Rekorde. Die Bundesagentur für Arbeit verkündet heute, dass die Arbeitslosenquote im Juni auf 5,5% gesunken ist. Nur noch 2,47 Millionen Menschen waren...

FMW-Redaktion

Rekorde am Arbeitsmarkt, wohin man sieht, Rekorde, Rekorde, Rekorde. Die Bundesagentur für Arbeit verkündet heute, dass die Arbeitslosenquote im Juni auf 5,5% gesunken ist. Nur noch 2,47 Millionen Menschen waren arbeitslos nach 2,49 Millionen im Mai. Das ist der niedrigste Wert seit 1991. Das Statistische Bundesamt vermeldet ebenfalls heute, dass die Zahl der Erwerbstätigen im Mai auf den höchsten Stand seit 1991 gestiegen ist mit 44,07 Millionen Menschen. Das ist ein Plus von 1,5% gegenüber Mai 2016.

Erstens werden aktuell saisonbedingt mehr Arbeitskräfte gesucht. Zweitens ist der Anstieg der Beschäftigung und die niedrige Arbeitslosenquote vor allem strukturell bedingt, da grundsätzlich viele Arbeitskräfte nachgefragt werden. So steigt im Juni die Zahl der unbesetzten Stellen (von Arbeitgebern angeboten gegenüber dem Amt) auf 730.802. Noch im Mai waren es 714.398 offene Stellen. Die tatsächliche Zahl offener Stellen dürfte weit über 1 Million liegen, da nur die offenen Stellen erfasst werden, die die Arbeitgeber aktiv beim Amt melden. Schon die Umfrage der Forschungstochter der Bundesagentur für Arbeit „IAB“ ergibt einen Millionenwert an offenen Stellen.

Also, die Wirtschaft brummt, die Zahlen sind glänzend. Warum dann jammern? Gibt es überhaupt einen Grund zu jammern? Vielleicht ist es der falsche Begriff. Zunächst einmal darf man sich natürlich auf die Schulter klopfen für diese Zahlen, die andere Länder (Griechenland und Spanien) gerne vorweisen würden. Aber wir möchten an dieser Stelle nochmal drei der Kritikpunkte auflisten, die wir Monat für Monat immer wieder ansprechen.

Neue Stellen

Die Bundesagentur für Arbeit veröffentlicht auch jeden Monat die Zahl neu geschaffener Arbeitsstellen im Vergleich zum Vorjahr. Dabei gibt es eine statistische zweimonatige Verzögerung, weshalb im heutigen Juni-Bericht die April-Daten genannt werden. Wie man in der folgenden Tabelle gut erkennt, ergibt sich ein Bild, dass sich nach und nach immer mehr dem Trend in den USA angleicht. Die große Masse der neuen Arbeitsplätze wird vor allem dort geschaffen, wo relativ „einfache Tätigkeiten“ in Dienstleistungszweigen angeboten werden. Die sind in der Regel auch schlecht oder sehr schlecht bezahlt. Zu nennen sind da unter anderem Stichworte wie Wachschutz, Zeitarbeit, Lager, Werkverträge, Pflegeberufe, Gastronomie uvm.

Die Metell, Elektro- und Stahlindustrie hat zwar insgesamt 43.000 neue Stellen geschaffen, und die Hersteller von Vorleistungsgütern 17.000 neue Stellen. Das war es dann aber auch schon. Den Rest liefern mit Ausnahme des Bausektors fast ausschließlich schlecht bezahlte Dienstleistungssektoren. Die breite Masse des Arbeitsmarkt-Rekords wird also wie in den USA getragen durch neue Jobs, von denen man sich kein Auto und keinen Urlaub leisten kann. Die Spirale geht abwärts, auch wenn die Headline-Zahlen wunderschön aussehen!

Offene Stellen

Wie wir es oben schon erwähnt haben. Es gab 730.802 offene Stellen im Monat Juni, ein Plus von 16.000 in nur einem Monat. Das zeigt, wie dringend die Unternehmen nach Mitarbeitern suchen. Gleichzeitig bleibt der Sockel der Langzeitarbeitslosen konstant bestehen. Dort tut sich nichts, gar nichts. Sie werden konstant von einer „Weiterbildungsmaßnahme“in die andere verschoben, um es mal vereinfacht auszudrücken. Bei so vielen nachgefragten Stellen, warum bleibt da gleichzeitig die Langzeitarbeitslosigkeit zu hoch? Ein Rätsel, das anscheinend niemand lösen kann!

Tatsächliche Arbeitslosigkeit

Und da wären wir auch schon nahtlos beim Thema „Tatsächliche Arbeitslosigkeit“. Denn vor allem mit ihren berühmten Maßnahmen schafft es die Bundesagentur für Arbeit eine riesige Masse an Arbeitslosen aus der Arbeitslosenstatistik zu streichen. Denn per Definition der Agentur ist ein Arbeitsloser, der eine Maßnahme besucht, gar nicht arbeitslos. Obwohl er doch keine Arbeit am freien Arbeitsmarkt hat, und sein Geld vom Amt bekommt, ist er nicht arbeitslos? Im Innenverhältnis zwischen Amt und Mensch ist der Mensch arbeitslos – in der Außenwirkung für die Öffentlichkeit aber nicht!

Dazu kommen noch kranke Arbeitslose, sowie Arbeitslose älter als 58 Jahre uvm, die ebenfalls nicht als arbeitslos gezählt werden. Die offizielle Arbeitslosenzahl von 2,47 Millionen dürfte in der Realität eher bei 3,4 Millionen liegen. Sie stimmt ziemlich genau überein mit der Zahl der „Unterbeschäftigten“, wie es die Bundesagentur offiziell bezeichnet (rot markiert in der folgenden Grafik).

So, und jetzt zum Abschluss nochmal der Hinweis: Ja, wer sich über die tollen Headline-Zahlen freuen will, darf dies ohne schlechtes Gewissen tun. Denn im Vergleich zu den allermeisten Nachbarländern um uns herum stehen wir doch recht gut da.



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8 Kommentare

  1. „…- warum jammern wir dann überhaupt?“
    Wir? Wer jammert denn noch?
    (Höchstens die Bären – und vielleicht Walter und ich – und FMW).

    Zum Beispiel meinte Katamaransegler, dass w i r noch nie eine so grossartige Freiheit und Möglichkeit zu Leben hatten. Und sowas höre ich, lese ich immer wieder. Allerdings gilt auch hier: wer ist WIR?

  2. Dem Bericht ist nichts hinzuzufuegen…aaaber man muss sich das Wort „DIENSTLEISTUNG“mal auf der Zunge zergehen lassen!!
    Wer einen DIENST leistet,ist m.M.n.ein Lakai eines Bessergestellten(Unternehmen)!
    Frueher unter A.H.,sagte man ZWANGSARBEIT bei Wasser u.Brot u.event.eine Matraze unterm Ruecken!
    Ich sagte schon vor 20 Jahren,dass wir chin.Verhaeltnisse bekommen werden!
    FMW spricht von der USA…ist aber das Gleiche,wie bei den Chinesen(siehe damals z.b.Foxconn)
    ……………………………………………………………………………………………………………………….
    Habe es erst jetzt im TV mitbekommen,dass bei gleichgeschlechtlichen Ehen,auch Kinder adoptiert werden koennen…ist doch Sonnenklar,wenn man die Elternlosen Kinder in DE bedenkt!
    Die brauchen Obhut,um die sich das Volk(Ehe fuer Alle) kuemmern soll!
    Gerd,
    ich jammere nicht,sondern meine jahrelangen Thesen werden wahr und somit kann mir die dt.Politik nicht ans Bein pinkeln.

    1. Den größten Anstieg haben qualifizierte Unternehmensdienstleistungen (also Unternehmensberatungen) zu verzeichnen. Das sind die Leute, die die Digitalisierung vorantreiben und eben keine Serviertellerhalter … aber Hauptsache jammern, das Leben ist so langweilig, wenn man sich keine Krise einbilden kann.

      1. Ok,dann muss ich leider fuer Sie konkreter werden…
        Wenn ein „Dienstleister“z.B.Ihnen, aus irgendwelchen Gruenden auch immer,verplichtet wird,Ihnen den Arch abzuwischen und dafuer einen Hungerlohn erhaelt,der nicht mal mehr zum leben reicht,wie nennt man Das,in der heutigen Zeit?
        Der Unternehmer ist eine priv.Organisation,die auf Hungerloehne ausgerichtet ist!
        Er leistet damit an Ihnen einen DIENST,damit Ihr Arch gesaeubert wird!
        (Pflegedienst,Krankenschwestern ect.)
        Ich jammere nicht,sondern ich lege den Finger in die Wunde!
        Habe die Ehre..

    2. @walter ich finde das auch nicht richtig. die gleichgeschlechtliche ehe hätte besser über eine volksabstimmung entschieden werden. nur dann wäre sie in ordnung. so muss man doch wissen das ein mikroprozentzahl entschieden hat. wer sich dagegen stämmt dem ergeht es so wie Franz-Peter Tebartz-van Elst der eine gleichgeschlechtliche eheschließung in der kirche verboten hat, also der wurde medial gejagt und geächtet. diese leute sitzen in den höchsten ebenen der gesellschaft. und das in einem land welcher exportweltmeister ist. putin wirds freuen und viele andere länder bestimmt auch.
      naja solange sie mich und meine kinder in ruhe lassen dürfen diese menschen machen was sie wollen. egal ob richtig oder falsch.

  3. Zählen bei den Unternehmensnahen Dienstleistungen nicht auch Unternehmensberatungen etc. mit rein?

    1. Guten Tag, ich hatte mal bei Arbeitsagentur nachgefragt – Ihnen die Anwort zur Information:

      Unter „qualifizierten Unternehmensdienstleistungen“ werden nach der Klassifikation der Wirtschaftszweige (WZ 2008) die Abschnitte
      L (Grundstücks- und Wohnungswesen) sowie
      M (Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen) zusammengefasst.

      Hier auch ein Link für weiterführende Informationen zur WZ 2008: https://statistik.arbeitsagentur.de/Navigation/Statistik/Grundlagen/Klassifikation-der-Wirtschaftszweige/Klassifikation-der-Wirtschaftszweige-Nav.html

      Beste Grüße

      1. Vielen Dank, ich habe lange gesucht und nichts gefunden, so richtig sicher bin ich dadurch allerdings nicht ob ich die Zunahme dieser Tätigkeiten als viel schlechter einstufen soll als die Schaffung von Industriearbeitsplätzen, da oftmals von fm von besorgniserregend Entwicklungen gesprochen wird, da ich nicht erkennen kann ob die Jobs schlechter bezahlt werden.?

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