FMW-Redaktion
Was war heute Nacht los an der Nasdaq? Gestern war aufgrund des heutigen Feiertags in den USA früher Handelsschluss um 19 Uhr deutscher Zeit statt 22 Uhr. Dann heute Nacht um 0:30 Uhr gab es im extrem späten nachbörslichen Handel anscheinend (!) extremste Kursbewegungen bei Nasdaq-Aktien. Viele Werte stiegen oder fielen extrem, und notierten plötzlich alle zum exakt selben Preis von 123,47 Dollar.
Darunter war die Aktie der Nasdaq selbst, aber auch von Alphabet (Google), Microsoft, eBay usw. Die Aktie von Amazon fiel um 87% von knapp unter 1000 auf nun 123,47 Dollar. Da Microsoft vorher regulär viel tiefer notierte, stieg der Kurs um 79%. Was war passiert? In Handelssystemen wurden sogar „Circuit Breaker“ angezeigt, also eine nachbörsliche Handelsunterbrechung aufgrund von zu hoher Volatilität.
Das würde eigentlich bedeuten, dass diese Kursschwankungen real waren. Aber die Nasdaq sagte in einem Statement, dass zu diesen Kursen keine realen Trades ausgeführt wurden – im System der Nasdaq habe es keine Trades zu diesen merkwürdigen Kursen gegeben. Es habe sich um einen Fehler gehandelt. Im Rahmen eines durchgeführten Tests für die Übermittlung von Kursen sei es zu einer Art Panne gekommen. Diese Panne habe sich nur auf die Kursanzeigen von Drittanbietern ausgewirkt, also zum Beispiel Webseiten, die Aktienkurse anzeigen, und diese von der Nasdaq beziehen.
Diese Kurse seien aber nicht real gewesen. Also, wenn sie heute auf irgendeiner beliebigen Finanz-Webseite surfen, und über völlig abwegige Kurse oder Charts mit irrationalen Spikes in Nasdaq-Aktien stolpern sollten, können sie diese ignorieren. Es geht hier also nicht um einen Flash Crash, Fat Finger oder Manipulationen, sondern um Testkurs-Übermittlungen, die sich in der Anzeige von Drittanbietern offensichtlich auf die Anzeigen und Charts der echten Aktienkurse ausgewirkt hatten.
Da darf man sich schon mal fragen, wie so eine Panne passieren kann. Müsste eine Börse wie die Nasdaq für so einen Testlauf nicht besser gewappnet sein? Laut Nasdaq-Statement untersuche man derzeit die „unsachgemäße“ Nutzung von Testdaten, die durch Drittanbieter ausgeliefert werden. Kann ein solcher Fehler von diversen Webseiten gleichzeitig gemacht werden? Kaum vorstellbar. Eigentlich waren gerade erst „Börsenanbieter“ wie „GDAX“ in die Kritik geraten, über die beispielsweise Kryptowährungen wie Ehtereum gehandelt werden. Dort gab es reale Preiseinbrüche übelster Sorte.
Aber der heutige Vorfall wie auch das mehrfache Auftreten des Themas „Flash Crash“ zeigen, dass die alteingesessenen Börsen auch keine perfekten Systeme haben.
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Im Zahlungsverkehr und der Wertpapierabwicklung sind die Produktions- und Testsysteme normalerweise voneinander getrennt. Auf Produktionsumgebung zu testen schon mutig :-)
Also die Angezeigten Kurse waren nicht die Echten kurse? Ist das dann nicht der erste Schritt richtung Marktmanipulation? Sehe ich das richtig?