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Amerikaner arbeiten mehr Stunden als Europäer: Forscher nennen dafür 2 erstaunliche Gründe!

Amerikaner, so eine neue Studie, arbeiten mehr als Europäer. Aber das liegt eher nicht an ihrem Fleiß, sondern an niedrigeren Löhnen, die viele zu Zweit- oder Drittjobs zwingen..

FMW-Redaktion

Kennen Sie auch den Spruch des „hart arbeitenden Amerikaners“? Diese Formulierung hört man von Medien und Politikern in den USA immer wieder. Das unterstellt, dass die Amerikaner irgendwie härter arbeiten als alle anderen. Was allgemein bekannt ist, wurde jetzt auch durch Studien belegt: Die Amerikaner arbeiten zumindest von den Stunden her länger als wir Europäer, und gehen auch später in Rente. Genauer gesagt sind es im Schnitt 19% weniger Arbeitszeit bei EU-Arbeitnehmern als in den USA, oder im Schnitt 258 Stunden weniger als in den USA. Das ist schon mal was. Also ist schon was dran am „hart arbeitenden Amerikaner“?

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Das Boeing-Hauptwerk in Everett nahe Seattle gilt als Vorzeigewerk der US-Industrieproduktion. Foto: Jetstar Airways/Wikipedia (CC BY-SA 2.0)

Was sind die Gründe für diese Mehrarbeit, die sich ja auch in deutlich weniger Urlaubstagen pro Jahr widerspiegelt? Glaubt man Forschern der Arizona State University und der Goethe-Universität in Frankfurt, liegt das vor allem an den niedrigeren Steuern in den USA. Wenn folgerichtig vom Brutto mehr Netto übrig bleibt als bei europäischen Arbeitnehmern, ist der Anreiz größer länger zu arbeiten. Das kennt man in der Tat in Deutschland. Mehr arbeiten, mehr Lohn = kaum mehr Netto, da die Gehaltssteigerung zu guten Teilen durch Steuern und Sozialabgaben weggefressen wird! Als zweiten Grund nennen die Forscher die in den USA deutlich schwächeren Gewerkschaften als in Europa, wodurch sich Arbeitnehmer wohl genötigt sähen mehr zu arbeiten.

Beide Begründungen kann man nachvollziehen, muss man aber nicht zwingend. Wir haben da zwei ganz eigene Ideen, worum Amerikaner länger arbeiten und später in Rente gehen. Da die Vergleiche in der Studie sich vor allem auch auf Deutschland beziehen, nennen wir hier mal das deutsche „Duale Berufsausbildungssystem“ und das höhere Bildungsniveau in einer breiten Masse der berufstätigen Bevölkerung. Dies würde selbstverständlich in den USA niemals von Forschern oder Politik anerkannt werden, aber wer die Praxis kennt, weiß: Entscheidend ist nicht die Dauer der Arbeit, sondern wie produktiv der Arbeitnehmer während seiner Arbeitszeit ist. Kann er ein Produkt in selber Qualität deutlich schneller herstellen, kann er folglich weniger Stunden arbeiten, und trotzdem produktiver sein als jemand, der von der Zeit her länger anwesend ist!

Aber das Argument würde in den USA wohl niemand anfassen, denn das ist ein No Go, das gegen die Staatsraison der USA verstoßen würde. Denn wie sagte US-Präsident Obama schon mehrmals: Die USA seien die produktivste Nation der Welt! Am eindrucksvollsten sagte es sein Vize Joe Biden erst im Juli auf einem Parteikonvent, als er sagte die USA hätten nicht nur die die größte Volkswirtschaft der Welt, sondern auch die stärkste. Und noch mehr, die USA hätten auch die produktivsten Arbeiter der Welt. Und Zitat Biden „given a fair shot, given a fair chance, Americans have never ever ever let their country down.“

Was will man da noch als Gegenargument bringen? Ein US-Forscher, der auch nur andeuten würde US-Arbeiter könnten möglicherweise weniger produktiv sein als Arbeiter im Ausland, der wäre was? Ein Ausgestoßener? Es wäre müßig sich auf Diskussionen oder Zahlenspiele einzulassen. Denn letztlich kann man für beide Seiten sicherlich statische Belege präsentieren, wer nun produktiver ist oder nicht. Wir werden an dieser Stelle „nur mal“ die Möglichkeit in den Raum, dass eine höhere Produktivität in Europa auch ein verdammt guter Grund sein könnte, warum Arbeiter in den USA mehr Stunden abreißen müssen, damit die US-Wirtschaft konkurrenzfähig bleibt. Als zweites alternatives Argument für mehr Arbeitsstunden in den USA würden wir mal in den Raum werfen, dass es in den USA einen enorm großen Niedriglohn-Sektor gibt. Wer einen niedrigen Stundenlohn verdient, muss natürlich viel mehr Stunden abreißen, womöglich noch mit zwei Jobs, um einen halbwegs erträglichen Verdienst zu erzielen.

Diese Möglichkeit scheinen die Forscher auch völlig vergessen zu haben, die aber verdammt naheliegend ist. Wir wollen aber nicht das Spielchen spielen nach abweichenden Statistiken zu suchen. So oder so wird man immer etwas finden, was einem selbst in den Kram passt! Und den Amerikanern passt es sicher in den Kram, dass sie die hart arbeitende Nation sind..



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3 Kommentare

  1. Im Grunde verkommen derartige Aussprüche zum Proletatriat als subversive Denunziation der Politkaste durch die vermeintliche Ausnutzung von Patriotismus.

  2. Zum monatlichen NFP-Fantasy-Märchen der härtesten Arbeiter und Krieger auf diesem Planeten wird ja auch immer die wöchentliche Arbeitszeit veröffentlicht. Diese ist seit längerem mit 34,4 Stunden recht konstant. 19% weniger würde für Europa eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 27,9 Stunden bedeuten.
    Nun gut, vielleicht wenn Beamte und Politiker mit berücksichtigt werden…

    Dass es, zumindest in Deutschland, inzwischen Usus ist, von Arbeitnehmern 2 bis 5 unbezahlte Überstunden pro Woche zu verlangen, dürfte wohl auch nicht in die offiziellen Statistiken Eingang finden.

  3. Schaut euch mal BIP pro Erwebsstunde Deutschland und USA an, da ist es kein Zahlenbeispiel mehr sondern empirisch bewiesen, das Deutsche produktiver(gemessen am BIP) sind als Amerikaner.

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