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Anlaysten: Europas Aktienmärkte werden 2016 16% steigen

FMW-Redaktion

Es herrscht wieder Einigkeit unter den Analysten: nächstes Jahr wird alles besser als es dieses Jahr war. Und der Liebling der Analysten ist derzeit Europa – wegen der ulralaxen Geldpolitik der EZB glauben die Bank-Analysten an die große Rally in 2016. Dabei lassen sie sich auch nicht von der Tatsache stören, dass ihre Prognosen für das Jahr 2015 schon zu optimistisch waren.

Dabei ist es weniger das reale Wachstum in der Eurozone, das die Analysten so euphorisch macht. Die Konsensprognose für das BIP der Eurozone liegt bei +1,7%, das wäre immerhin der größte Anstieg seit dem Jahr 2010. Man glaubt vielmehr weiter an den Wundertäter Mario Draghi – und das trotz der massiven Enttäuschung der letzten EZB-Sitzung, die die großen Player am Markt, die sich Tag für Tag mit Prognosen über neue Maßnahmen der EZB übertroffen hatten, auf dem falschen Fuß erwischt hatte. Ein Ausrutscher, so denkt man seitens der Analysten, dann kommt die große Bazooka eben in 2016.

Und so gibt es keine einzige Bank, die für den Stoxx 600 pessimistisch ist. Noch am wenigsten euphorisch ist JPMorgan Chase, die einen Anstieg des Index im nächsten Jahr von 10% erwartet. Die Commerzbank, die in der Vergangenheit durch gute Treffsicherheit ihrer Prognosen aufgefallen war, geht von einem Anstieg von 18% aus. Am bullischsten aber ist die Citigroup, die sogar ein Plus von 23% erwartet.

Dabei waren die Analysten schon für 2015 extrem optimistisch gewesen – und schienen zunächst Recht zu behalten. Im Durchschnitt stiegen europäische Aktien um 21%, der Hochpunkt war im April erreicht. Aber dann folgte im Sommer der Crash in China, zuletzt warf die Enttäuschung über die EZB die Märkte noch einmal zurück. Stand gestern liegt der Stoxx 600 nur noch 4,2% im Plus. Also wird eben die Erwartung der ganz großen Rally ins nächste Jahr verschoben.

Das Problem aber besteht in dem immanenten Widerspruch in der Argumentation der Analysten. Sollte das Wachstum in der Eurozone tatsächlich sich entwickeln wie prognostiziert – warum sollte dann die EZB ihre Geldpolitik noch weiter aufweichen? Schon die Aussagen von EZB-Mitgliedern nach der letzten Sitzung deuten darauf hin, dass eben die recht guten Konjunkturdaten aus der Eurozone die Notenbank von stärkeren Maßnahmen abgehalten hat. Und: die EZB, das hat zuletzt das luxemburger EZB-Mitglied Mersch betont, fällt Mehrheitsentscheidungen, gegen die selbst ein Mario Draghi sich nicht durchsetzen kann. Das ist die eigentliche Botschaft der letzten EZB-Sitzung vom 3.Dezember.

Und so ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Analysten einmal mehr zu bullisch sind. Jenseits schwarzer Schwäne, die auch in 2016 jederzeit auftauchen und die Märkte unter Druck bringen könnten, ist es vor allem der ungebrochene, naiv anmutende Glaube an die Wunder-Notenbank EZB, von der man sich Heilung verspricht. Es ist wieder Zeit für eine neue Aufklärung, die alte Glaubensgewißheiten in Frage stellt..



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