Anleihen

Wie die Anleihekäufe der EZB nach dem PEPP-Ende weiterlaufen könnten

Der EZB-Tower in Frankfurt

Mit der EZB ist es immer so eine lustige Sache. Zum Beispiel betreibt sie ganz offiziell keine Staatsfinanzierung. Sie kauft zwar für Billionensummen Staatsanleihen aus der Eurozone auf. Aber da sie nicht in der Erstauktion, sondern kurz danach am „freien Anleihemarkt“ die Anleihen von „freien Marktteilnehmern“ abkauft, ist dies offiziell keine Staatsfinanzierung. Genau so lustig könnte es zum Thema Anleihekäufe bei der EZB erneut werden ab April 2022.

Ersatz für PEPP-Anleihekäufe ab April 2022

Denn dann läuft das Corona-Notfallprogramm für Anleihekäufe (PEPP) bei der EZB wahrscheinlich aus. Bisher ist es so formuliert, dass diese Notfall-Anleihekäufe „in jedem Fall aber nicht vor Ende März 2022“ auslaufen. Laut jüngster Entscheidung der EZB soll das Volumen des PEPP von bislang 80 Milliarden Euro pro Monat von jetzt an „moderat“ reduziert werden, also zu allergrößten Teilen weiterlaufen. Es war (wie der Name es schon sagt) nur aufgelegt worden, um die Märkte in dieser besonderen Krise nochmal mit zusätzlichem frisch gedruckten Geld zu fluten. Nehmen wir mal an das PEPP im Volumen von insgesamt 1,85 Billionen Euro wird über März 2022 hinaus nicht verlängert, weil die Corona-Pandemie bis dahin weiter abklingt. Dann könnten die Renditen für Staatsanleihen in der Eurozone kräftig ansteigen, weil dieser gigantische Käufer EZB dann nicht mehr mit seinen Käufen die Kurse hochtreibt, wodurch die Renditen schön im Keller gehalten werden.

Man kann so oder so annehmen, dass die große Sause der Anleihekäufe noch lange Zeit weiter laufen wird. Nur wie? Da scheint die EZB eine ganze simple, aber wohl auch galante Methode zu finden. Denn neben dem PEPP gibt es ja noch andere laufende Programme der EZB für Anleihekäufe. Und die kann man, wenn das PEPP ausläuft, einfach vom Umfang her aufstocken. Genau dieses Gedankenspiel deutet mit heutigen Aussagen Madis Müller an, Chef der estnischen Zentralbank und damit auch Mitglied im EZB-Rat.

Dass es bloß keine Marktturbulenzen gibt

Seiner Aussage nach werde die EZB über eine Aufstockung ihrer regulären Anleihekäufe (hier eine Übersicht) diskutieren, sobald das Notfallprogramm PEPP ausläuft. Aber eine solche Erhöhung sei ungewiss, so Madis Muller. Während die Erholung des Euroraums es der EZB ermöglichen sollte ihr 1,85 Billionen Euro schweres Notfallprogramm für Anleihekäufe im März zu beenden, würde man laut Madis Müller darüber diskutieren, wie man vermeiden kann, dass der Aufschwung entgleist, wenn diese Unterstützung der EZB zurückgefahren wird. Eine Möglichkeit wäre es, die sonstigen Anleihekäufe über die derzeitigen 20 Milliarden Euro pro Monat hinaus auszuweiten. Dies sei Teil der Diskussion, die man in der EZB führen werde. Auch werde die Entscheidung hierüber von den Marktbedingungen im nächsten Frühjahr und den wirtschaftlichen Aussichten zu diesem Zeitpunkt abhängen.

Wir meinen: Man könnte fast eine Wette darauf abschließen, dass die EZB irgendeinen Weg sucht weiterhin monatlich gigantische Anleihekäufe durchführen zu können. Die Südstaaten der Eurozone brauchen nämlich bei dem immensen Schuldenaufbau möglichst niedrige oder gar keine Zinsbelastungen. Und da kommt eine EZB wie gerufen, die auch zukünftig mit ihren Käufen die niedrigen Renditen sicherstellen könnte. Wird dem Aktienmarkt nach und nach klar, dass die EZB in der Tat vor hat so zu verfahren, könnte die „Alternativlosigkeit“ der Aktienanlage in Europa weitergehen, weil die Anleiherenditen weiterhin nichts abwerfen?



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