Heute Mittag hat die EU-Kommission für die Eurozone ihre Prognose für die Konjunkturentwicklung (Steigerung des Bruttoinlandsprodukts) gesenkt. Von der letzten Juli-Prognose bei 1,2% Wachstum in 2019 senkt man jetzt auf 1,1% ab. Für 2020 senkt man die vorige Erwartung von 1,4% auf 1,2% BIP-Wachstum. Den gesamten Text können Sie im Wortlaut beim Klick an dieser Stelle nachlesen. Trotz Gegenwind würden alle Volkswirtschaften in der EU weiter wachsen, also alles halb so schlimm – so darf man die Sichtweise der EU-Kommission extrem verkürzt und vereinfacht ausdrücken. Zitat auszugsweise:
Pierre Moscovici, Commissioner for Economic and Financial Affairs, Taxation and Customs, said: “All EU economies are set to continue expanding over the coming two years, in spite of increasingly strong headwinds. The fundamentals of the EU economy are robust: after six years of growth, unemployment in the EU is at its lowest since the turn of the century and the aggregate deficit below 1% of GDP. But the challenging road ahead leaves no room for complacency. All policy levers will need to be used to strengthen Europe’s resilience and support growth.”
🍂 Autumn 2019 #ECForecast: A challenging road ahead.
The European economy is now in its seventh consecutive year of growth and is forecast to continue expanding in 2020 and 2021.
More here → https://t.co/HHdxA7oB8y pic.twitter.com/4larfZ4wkc
— European Commission 🇪🇺 (@EU_Commission) November 7, 2019
Ouch! #EU Commission trims #Eurozone growth forecasts. Cuts 2019 GDP forecast to 1.1% from July forecast of 1.2% in line w/consensus. Cuts 2020 forecast to 1.2%, down from 1.4% prev expected (still above consensus of 1%), and sticks to 1.2% in 2021. pic.twitter.com/aJy0V3WuBf
— Holger Zschaepitz (@Schuldensuehner) November 7, 2019
Anleiherenditen steigen – was ist da los?
Also: Die EU hat ihre Prognosen ein klein wenig gesenkt. Das müsste eigentlich niemandem großartig interessieren. Und wenn doch, dann spräche dies eher für weiter fallende Anleiherenditen, weil der Markt bei einer noch schwächeren Konjunktur noch mehr geldpolitische Lockerung durch die EZB erwarten könnte. Aber nein, die Anleiherenditen in Europa steigen heute deutlich. Wir schauen aktuell mal auf Deutschland und Frankreich.
Die Rendite auf zehnjährige französische Staatsanleihen ist (sieh an!) heute sogar in den positiven Bereich gedreht, und zwar heute um 11:30 Uhr. Lag sie im Tief im August bei -0,43%, so ist es aktuell eine Rendite von +0,017% (Chart zeigt Verlauf der letzten 12 Monate). Und die deutsche Rendite für zehn Jahre? Sie knallt heute hoch auf nur noch -0,27% von gestern Abend noch -0,34%. Der Chart auch auf Sicht von zwölf Monaten zeigt ebenfalls eine steigende Tendenz, aber noch ist man von der Null-Linie weit entfernt.
Der aktuelle Optimismus im Handelskrieg zwischen China und den USA ist der Grund dafür, dass nicht nur Aktien und Öl steigen. Auch die Renditen für Anleihen in Europa steigen weiter an. Eine mögliche konjunkturelle Erholung auf globaler Ebene dank eine Entspannung im Handelskrieg wird vom Markt nun mal als dramatisch wichtiger erachtet als eine BIP-Prognose aus Brüssel. Und so steigen die Märkte (Aktien, Öl, Anleiherenditen), während sich die offiziellen BIP-Prognosen noch verdüstern.
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken