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Apple: 200 Milliarden Dollar für die Aktionäre – ein Überblick

Von Claudio Kummerfeld

Was für eine Zahl. Ein Traum, der wahr geworden ist. Spekulant Carl Icahn weint vor Glück. Apple macht sogar Schulden, um Dividenden zu zahlen. Apple zahlt 200 Milliarden Dollar für die Aktionäre – ein Überblick.

Apple Store in New York City
Apple Store in New York mitten in Manhattan
Foto: N-Lange.de / Wikipedia (CC BY-SA 3.0)

200 Milliarden Dollar

Bei Apple läuft derzeit ein gigantisches Programm, um die Geldhalde abzubauen und Geld an die Anleger auszuschütten, einerseits mit immer höheren Dividenden, andererseits mit den umstrittenen Aktienrückkäufen, die dem Markt Aktien entziehen, womit theoretisch wie oft auch praktisch die Kurse anziehen, weil dem Kaufvolumen weniger Verkaufsangebot gegenüber steht. Seit 2012 hat Apple bereits 112 Milliarden Dollar zurückgezahlt, davon 80 Milliarden über Aktienrückkäufe, der Rest sind Dividenden. In den kommenden zwei Jahren sollen die restlichen 88 Milliarden Dollar fließen, ebenfalls über Aktienrückkäufe und Dividenden. Dies hatte Apple letzte Woche verkündet.

Großteil des Cash im Ausland

Apple sitzt bekanntermaßen auf großen Cashbeständen. Ende März waren es 193 Milliarden US-Dollar, davon allerdings 171 Milliarden Dollar im Ausland, vornehmlich (natürlich sagt das offiziell niemand) um Steuern zu sparen. Die Gesamtschulden beliefen sich auf gut 44 Milliarden Dollar. Aber warum Schulden? Gleich dazu mehr.

Carl Icahn ist Apple´s größter Fan

Wall Street´s bekanntester und brutalster „Firmenplünderer“ Carl Icahn ist der größte Fan von Apple und Firmenchef Tim Cook. Das dürfte natürlich vor allem daran liegen, dass Tim Cook diese gigantischen Summen an die Aktionäre ausschüttet und durch die massiven Aktienrückkäufe den Kurs hochtreibt. Was kann es Schöneres geben für einen Aktionär wie Icahn, der mit seinen Fonds massiv in Apple investiert ist. Er hatte in den letzten Monaten immer wieder möglichst öffentlichkeitswirksam darauf gedrungen, dass Apple seine Aktienrückkäufe massiv ausweitet, damit die Apple-Aktie steigt. Und so tat es Apple dann auch – ob extra für Carl Icahn oder aus eigenem Antrieb, sei mal dahin gestellt, aber jeder Konzernvorstand in den USA spurt vor ihm, denn alle haben Angst, von ihm ausgewechselt zu werden.

Apple macht Schulden für Dividenden

Jüngst hatte Apple auch angekündigt seine Dividende noch weiter zu erhöhen. Die nächste Woche ausgezahlte Dividende (in den USA quartalsweise) beträgt 0,52Dollar pro Aktie. Das Interessante dabei: Apple emittiert laufend neue Anleihen, und schüttet dieses Geld als Dividende an die Aktionäre aus. Zitat Apple vom 27.04.2015:

„Um die Finanzierung des Programms zu unterstützen, plant das Unternehmen sich auch weiterhin Zugang zu nationalen und internationalen Schuldenmärkten zu verschaffen.“

Erst vorgestern hat Apple die Emission von 7 neuen Anleihepaketen veröffentlicht, im Wert von insg. 8 Milliarden US-Dollar. Die komplette detaillierte Übersicht finden Sie hier. Dabei handelt es sich um diverse Laufzeiten, mal um 250 Mio Volumen mit einer Laufzeit von 2 Jahren, dann 500 Mio über 5 Jahre, 1,2 Mrd über 7 Jahre usw. Die längste Laufzeit sind 2 Mrd Dollar Volumen über 30 Jahre. Bei den kurzen Laufzeiten bedient sich Apple sogenannter „Floating Notes“, also Anleihen mit variablem Zinssatz, die gerade mal eine Verzinsung von 0,05% über dem Londoner Interbankenzinssatz LIBOR bieten. Die langlaufenden Anleihen haben schlauerweise (Apple ist ja nicht dumm) feste Zinssätze – bei 30 Jahren 4,375%. Hört sich nach viel an, aber bei 30 Jahren Laufzeit ist das auch fast nichts.

Warum Apple Schulden macht? Steuerlich und bilanziell ist es besser im Inland (USA) möglichst wenig Vermögen „vorzuweisen“, dass versteuert werden muss. Da begibt man lieber Anleihen zu aktuell fast 0% Zinsen. So macht man Schulden, obwohl man im Ausland viel mehr Vermögenswerte auf der hohen Kante hat. Die eingenommen Gelder der Anleihen werden umgehend als Dividenden ausgeschüttet und/oder benutzt um eigene Aktien vom freien Markt zu nehmen. Der Aktionär ist glücklich.

Warum?

Warum Apple überhaupt in so gigantischem Ausmaß Aktien zurückkauft? Einerseits gehören Aktienrückkäufe in den USA zur „Aktienkultur“ einfach dazu, wenn Firmen nicht wissen wohin mit zu viel Cash. Andererseits wird Apple-Chef Tim Cook gespürt haben, dass all die Carl Icahn´s da draußen nicht ewig zugeschaut hätten, wie ihre Aktien dahin dümpeln, während die Firma auf einer Halde von Bargeld sitzt.



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