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Apple und Tesla – wenn Aktienmärkte entgleisen

Was haben das große Hightech-Unternehmen Apple und der Elektrofahrzeugeproduzent Tesla gemein? Auf den ersten Blick sehr wenig, aber wenn man sich die Entwicklung der Aktienkurse der letzen Monate betrachtet, schon sehr viel – aber es hat relativ wenig mit dem organischen Wachstum der Firmen zu tun.

Apple, die Queen der Buybacks

Die zweitteuerste Firma der Welt (kürzlich ist mit Saudi-Aramco die Ölfirma der Saudis vorbeigeprescht) stellt mit ihren Aktienrückkäufen zweifellos alle anderen in den Schatten. Die Firma hat in den vergangenen 10 Jahren nicht weniger als 327 Milliarden Dollar für den Rückkauf eigener Aktien eingesetzt, allerdings ohne Inanspruchnahme von Schulden, einfach aus den Cashrückstellungen.

Möglich war dies aus der unglaublichen Gewinnmarge, die der Konzern jahrelang mit seinen iPhone-Verkäufen generierte. Dies ist aber Vergangenheit, wenn man sich die Kennziffern des Unternehmens des letzten Jahres betrachtet. Ein schrumpfender Umsatz von 265 (2018) auf 260 Milliarden Dollar und ein Rückgang des Gewinns von 77 auf 69 Milliarden Dollar. Und die Aktie: Sie schloss am Freitag bei 310 Dollar und einer Marktkapitalisierung von 1,36 Billionen Dollar, zu Beginn des Jahres 2019 lag der Aktienkurs bei 158 Dollar und die Marktkapitalisierung dementsprechend noch unter 700 Milliarden Dollar. Was für ein Wertzuwachs für ein Unternehmen, welches zu Beginn des letzten Jahres sogar mit einer Gewinnwarnung überraschte. Wie kann so etwas geschehen?

Börse bewertet Zukunft – und bei Apple sieht man die Gewinne im Servicesektor oder auch bei anziehenden Geschäften mit dem neuen iPhone durch die 5G-Technologie. Was aber bei weitem keine Verdoppelung eines Aktienkurses auf diesem Niveau erklärt. Verantwortlich ist natürlich die weiter anhaltende Orgie an Aktienrückkäufen (über 100 Mrd.$ im letzten Jahr) gepaart mit einem anderen Mechanismus: Apple gehört zu den am meisten leerverkauften Aktien, weil viele Investoren den Riesenunterschied zwischen Aktienkursentwicklung und Gewinnsituation erkannt haben und damit auf eine Korrektur setzen (Anfang 2019 waren es bereits 41 Millionen Aktien). Damit setzte sich eine für Leerverkäufer verhängnisvolle Entwicklung in Gang. Apple kaufte im Rahmen seines Financial Engineerings ständig Aktien zurück, verteuerte die Titel, was bei den Spekulanten zu Rückkäufen der geliehenen Aktien führte, die man wegen der Eindämmung der Verluste zwangsläufig vornehmen musste. Andererseits lockte die exponentielle Kursentwicklung immer neue Shortseller in die Aktie. Mit den zu beobachtenden Folgen.

Tesla, die Falle für Shortseller schlechthin

Noch extremer ist die Situation bei Tesla. Während es sich bei Apple um ein hoch profitables Unternehmen handelt, schreibt Tesla bereits seit neun Jahren rote Zahlen. Aber die Aktienkursentwicklung?

Seit dem Tief vom Juni 2019 mit knapp 179 Dollar hat der Wert um 175 Prozent zugelegt, auf den Höchstkurs von 498 Dollar am letzten Mittwoch. Damit erreichte der Automobilhersteller eine Marktkapitalisierung von 89 Milliarden Dollar, mehr als der addierte Wert von GM und Ford. Tesla hat 2019 etwa 368 000 Fahrzeuge verkauft, da ist es für ein KGV von 20 noch ein ewig weiter Weg.

Der Kurs ist weit enteilt, auch wenn die Verkaufszahlen um 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugelegt haben. Die Shortseller wetten seit Langem auf den Einbruch des Unternehmens mit fatalen Folgen in den vergangenen Monaten. Nach Berechnungen der Analysefirma S3 Partners haben die Leerverkäufer in den vergangenen sieben Monaten mehr als acht Milliarden Dollar verloren. Und es ging weiter, schließlich ist die Aktie in den ersten Tagen des Jahres bereits wieder um 10 Prozent gestiegen.

Besonders fatal wird es für Shortseller dann, wenn das Unternehmen wider Erwarten überraschende Unternehmensnachrichten präsentieren kann. Geschehen bei den Q4-Zahlen von Tesla 2019, als Elon Musk einen überraschenden Quartalsbeginn bekanntgeben konnte und die Aktie um 20 Prozent nach oben sprang – mit der Folge eines Verlustes der Shorties von weit über einer Milliarde Dollar, an einem Tag. Dann die Vorbestellungen für den Cybertruck, der Start der Model 3-Produktion in der Gigafactory in China, alles Ereignisse, die den Kurs nach oben trieben.

Trotz der großen Verluste halten viele Investoren an ihren Leerverkaufspositionen fest. Man rechnet nach wie vor damit, dass sich Tesla nicht gegen die etablierten Automobilhersteller durchsetzen kann.

Fazit: Apple und Tesla als Milliardengrab für Shortseller

Aus den Entwicklungen bei Apple und insbesondere bei Tesla kann man ersehen, welche fatale Wirkung ein Leerverkauf von Aktien haben kann, vor allem wenn er im großen Maßstab geschieht. Die explosive Eindeckungsrally bei VW im Jahre 2008, nach dem gescheiterten Versuch von Porsche VW zu übernehmen, ist sicher noch manchem in Erinnerung.

Der Grundgedanke des Leerverkaufs, bei Fehlentwicklungen von Aktien diesem Einhalt zu gebieten und Schwachpunkte offen zu legen, wird bei den besprochenen Fällen geradezu konterkariert. Leerverkaufte Aktien müssen zurückgekauft werden – bei Tesla liegt die Quote immer noch bei 20 Prozent -, so dass es bei geringem Free Float zu irrationalen Kursentwicklungen kommen kann. Für „Shorties“ beduetet das manchmal einen Ritt auf der Kanonenkugel.

An Apple und Tesla haben sich Shortseller blutige Finger geholt

 

 



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1 Kommentar

  1. Ja aber warum, eigentlich hätten die Shortseller ja recht gehabt und auf das richtige Pferd gesetz aber dann kam die Fed und änderte während dem Spiel die Spielregeln zu gunsten derer die Aktien halten….wir reden hier ja nur von Börsenkursen….

    Wie die Börsenkurse mit Preisstabilität
    Zusammenhängen insbesondere wenn Sie in diese Höhen getrieben werden ist mir nach wie vor nicht klar….offensichtlich befürchtet man beim Einstürzen der Märkte schlimme schlimme Folgen auf die Realwirtschaft….der kalte Entzug….also wird weiter Substituiert bis der Patient an überdosis krepiert

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