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Arbeitslosigkeit im Juli 6,0% – ein Mysterium wird immer größer

Was hat das zu bedeuten? Schwierige Frage. Vielmehr ist es ein Mysterium, über das wir in den letzten Monaten schon berichtet hatten. Und es wird von Monat zu Monat mysteriöser. Da haben also offiziell Arbeitgeber 673.889 Stellen...

FMW-Redaktion

Erst mal zu den normalen Daten. Die offizielle Arbeitslosenquote in Deutschland ist im Juli von 5,9 auf 6,0% gestiegen. Wie die Bundesagentur für Arbeit schreibt, waren im Juli 47.000 mehr Menschen arbeitslos als im Juni – viele Arbeitgeber würden mit Neueinstellungen bis nach der Sommerpause warten, und Schulabgänger würden sich erst einmal arbeitslos melden, so die Agentur. Aber kann man nicht genau so gut sagen gerade im Sommer wird für Außengastronomie uvm zusätzlich Personal gesucht? Aber gut, wollen wir diese statistischen Spitzfindigkeiten mal nicht zu sehr aufbauschen!

6,0%, man pendelt auf diesem Niveau wie auch in den Vormonaten. Saisonbereinigt sei die Arbeitslosenzahl aktuell sogar um 7.000 Personen gefallen, so die Agentur. Und die Flüchtlinge? Entweder alle haben sofort einen Arbeitsplatz gefunden, oder die große Masse der Flüchtlinge ist immer noch nicht bei der Bundesagentur für Arbeit als „arbeitssuchend“ erfasst. Es wird wohl so sein, dass die große Masse nach mehr als einem halben Jahr immer noch nicht bei der Bundesagentur erfasst ist. Wie soll sie dann überhaupt in Arbeit kommen, wenn noch nicht mal die Registrierung im Amt nach 6 Monaten funktioniert?

Ach ja, hatten wir an dieser Stelle wie sonst auch jeden Monat schon erwähnt, dass die tatsächliche Arbeitslosenquote in Deutschland immer ziemlich genau 30% höher liegt als offiziell angegeben?

Die Bundesagentur für Arbeit schreibt in ihrem heute für Juli erschienenen Monatsbericht die Nachfrage seitens der Arbeitgeber nach neuen Mitarbeitern sei nach wie vor sehr hoch. Dementsprechend seien im Juli 673.889 unbesetzte Arbeitsstellen bei der BA gemeldet – 85.212 mehr als vor einem Jahr. Und 673.889 sind auch deutlich mehr offene Stellen als in den Vormonaten (Juni 664.872 / Mai 654.788).

Was hat das zu bedeuten? Schwierige Frage. Vielmehr ist es ein Mysterium, über das wir in den letzten Monaten schon berichtet hatten. Und es wird von Monat zu Monat mysteriöser. Da haben also offiziell Arbeitgeber 673.889 Stellen anzubieten, und niemand greift zu bei 2,6 Mio Arbeitslosen? Dabei handelt es sich größtenteils nicht um Stellen als Raumfahrtingenieur oder iPhone-Erfinder. Die Bundesagentur hat in den letzten Monaten mehrfach betont, dass vor allem Jobs in einfachen Tätigkeitsfeldern angeboten werden, z.B. Wachschutz bei Flüchtlingsheimen, und auch viele Jobs im Bereich Sozialarbeit.

Also, sind alle Arbeitslosen einfach nur faul? Oder liegt es viel mehr daran, dass die Vermittlung und Weiterqualifizierung bei der Bundesagentur einfach nicht funktioniert? Und die Zahl offener Stellen wächst ja rasant – das müssen wir noch mal betonen! Irgendwas stimmt hier nicht. Es ist keine von uns erfundene Verschwörungstheorie, sondern einfach nur die Betrachtung der nüchternen Fakten. Oder machen wir da einen Denkfehler?

Arbeitslosigkeit

Grafik + Daten: Bundesagentur für Arbeit



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3 Kommentare

  1. Man muss schon zu einer ausländischen Zeitung greifen, um hier mehr zu erfahren. Hier ist dann folgendes zu lesen:

    „Auch bei unseren Nachbarn in Deutschland ist die Flüchtlingsarbeitslosigkeit weiter gestiegen. Im Juli seien 141.000 geflüchtete Menschen als arbeitslos gemeldet gewesen, berichtete Detlef Scheele, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit, am Donnerstag. Das seien um 10.000 mehr als im Vormonat. „Die Zahl der arbeitslosen Flüchtlinge steigt derzeit monatlich in 10.000er- Schritten“, so Scheele. Weitere 135.000 Asylwerber absolvierten derzeit einen Sprach- und Integrationskurs des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge. 32.000 würden in Förderkursen auf das Berufsleben in Deutschland vorbereitet. Beide Gruppen fließen nicht in die offizielle Arbeitslosenstatistik ein.“

    http://www.krone.at/oesterreich/zahl-der-asylberechtigten-ohne-job-explodiert-plus-47-prozent-story-522035

    1. Hallo Leser,

      danke für den Hinweis. Normalerweise analysieren wir die Monatsberichte der Bundesagentur auch immer umfangreich, nur aus Kapazitätsgründen heute leider nicht so detailliert. Wenn Sie unsere Berichte aus den letzten 1 1/2 Jahren zu dem Thema kennen, wissen Sie wie detailliert wir zur ganzen Thematik berichten, jenseits der Nachrichtenticker :-)

      Wir schauen uns das evtl. nochmal genauer an, wenn es zeitlich möglich ist. Ihnen noch einen schönen Abend!

      1. Das war eingangs vielleicht etwas missverständlich formuliert. Keine Kritik an der FMW-Redaktion, sondern die Bemerkung zielte auf die hiesige Medienlandschaft ab (FMW natürlich ausgenommen).

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