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Arbeitslosigkeit in Europa: Jubelmeldung und unser nerviger Kommentar

Wenn Jammerlappen und Dauernörgler wie wir von FMW nicht wären, könnten die Arbeitsmarkt-Statistiken in Deutschland und vor allem auf EU-Basis doch sooooo schön aussehen! Naja, beim einfachen Hingucken sieht auch alles total super aus! Nehmen wir zum Beispiel die heutige Meldung vom Statistischen Bundesamt. Demnach gab es in Deutschland im Jahr 2018 nur noch 3,4% „Erwerbslose“.

Merkwürdig, dass dies auf deutscher Ebene so offensiv erwähnt wird, wo doch die offizielle Arbeitslosenquote um oder über 5% lag. Die Differenz zwischen 3,4% und über 5% erklärt sich (worauf wir schon oft hingewiesen haben) aus der Betrachtungsweise der Internationalen Arbeitsorganisation „ILO“. Auf internationaler Ebene ist ein Arbeitsloser nämlich für die Statistik nur dann arbeitslos, wenn er sich auch kurz vor Erstellung der Statistik in den Augen der Arbeitsbehörden „aktiv um Arbeit bemüht hat“. Zitat vom Statistischen Bundesamt:

Als erwerbslos gelten nach dem ILO-Konzept alle Personen einer Altersgruppe, die nicht erwerbstätig sind, aber aktiv nach einer Arbeit suchen und für diese sofort zur Verfügung stehen würden. Zu den Erwerbspersonen zählen Erwerbstätige und Erwerbslose.

Und so werden in den Augen der EU-Statistiker aus vielen Arbeitslosen eben sehr viel weniger Arbeitslose, die man in der Statistik zeigen muss. Zitat aus Wiesbaden von heute:

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) in Wiesbaden mitteilt, waren 3,4 % der 15- bis 74-jährigen Erwerbspersonen ohne Arbeit. Das war nach Tschechien (2,2 %) der zweitniedrigste Anteil in der Europäischen Union (EU). Die EU-weit höchste Erwerbslosenquote verzeichnete 2018 Griechenland. Laut des EU-Statistikamtes Eurostat waren dort 19,3 % der 15- bis 74-jährigen Erwerbspersonen ohne Arbeit. Zweistellige Quoten verzeichneten auch Spanien 15,3 % und Italien 10,6 %. Der EU-Durchschnitt lag bei 6,8 %. Damit waren 2018 in der EU insgesamt rund 16,9 Millionen Menschen erwerbslos.

Aha… Ende 2018 gab es 6,8% Erwerbslose (ähhhh, Arbeitslose?) im EU-Schnitt und 19,3% in Griechenland. Schaut man alleine auf die Differenzen in Deutschland zur deutschen „Arbeitslosenquote“, kann man sich an drei Fingern abzählen, wie hoch die Quoten in der EU tatsächlich sind.

Die EU präsentiert als heutige Jubelmeldung die folgende Grafik. Durch diese Schönrechnerei gemäß „ILO“ sind in der offiziellen Statistik eben nur 8,4 Millionen Europäer arbeitslos. Jede Menge tatsächlich Arbeitslose verschwinden dann eben rechts in der Grafik in der Masse der 106,9 Millionen „Inaktiven“, zusammen mit Rentnern und Kindern. Nur 8,4 Millionen Arbeitslose in Relation zu 181,8 Millionen Erwerbstätigen, das hört sich doch echt super an.

Eurostat im Wortlaut:

Between the third and fourth quarters of 2018, 3.1 million people (20.9 % of all unemployed in the third quarter of 2018) found a job. During this period, 8.4 million (57.0 %) remained unemployed and a further 3.3 million (22.1 %) became economically inactive. These figures do not include data for Germany.

Of all those initially in employment in the third quarter of 2018, 2.7 million (1.4 %) became unemployed in the fourth quarter, and 4.9 million (2.6 %) transitioned into economic inactivity.

From those initially counted as economically inactive in the third quarter of 2018, 3.7 million (3.2 %) moved into employment in the fourth quarter, and 3.9 million (3.4 %) transitioned into unemployment.

The graphic and table below give an overview of all possible transitions and show the changes in labour market status. In the graphic, the figures for employment, unemployment and inactivity refer to the number of people remaining in each status between the two quarters. The grey arrows indicate the direction of net flows.



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2 Kommentare

  1. Lügenpack… vor der Wahl ist nach der Wahl. Mehr muß man dazu nicht sagen.Punkt.

  2. Merke: Die Statisten aus den Statistikämtern haben immer recht. Wenn irgendwann die 8,4 Millionen frustriert und hoffnungslos von unemployed zu inactive gewechselt sind, gibt es keine Arbeitslosigkeit mehr in Europa. Genau wie es in USA schon länger der Fall ist ;)

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