Arbeitslosigkeit sinkt von 6,1 % auf 6,0 % – keine Krise? Optische Täuschung

Die Arbeitslosigkeit in Deutschland sinkt aktuell. Von August auf September sind es 66.000 weniger Arbeitslose, jetzt sind nur noch 2,81 Millionen Menschen (offiziell) arbeitslos. Die Arbeitslosenquote sinkt im Monatsvergleich von 6,1 % auf 6,0 %. Dies meldet aktuell die Bundesagentur für Arbeit. Im Jahresvergleich gibt es im September aber 179.000 Arbeitslose mehr!

Der Blick auf die Details zeigen: Es setzt keine plötzliche Konjunkturerholung ein. Nein, viel eher ist der aktuelle Rückgang der Arbeitslosigkeit zurückzuführen auf die Saisonalität. Zu bestimmten Jahreszeiten sieht man Muster bei Ab- und Zunahme der Beschäftigung, beispielsweise vor und nach den Sommermonaten. Saisonbereinigt sehen wir, dass die Arbeitslosigkeit im September nicht um 66.000 gesunken, sondern um 17.000 gestiegen ist.

Die Bundesagentur sagt aktuell in ihrer Headline-Aussage (auszugsweise): Die wirtschaftliche Stagnation in Deutschland scheint sich auch im laufenden Quartal fortgesetzt zu haben. Die Produktion sank zu Beginn des dritten Quartals weiter, der private Konsum zeigt bislang keine Anzeichen einer Belebung und die Vorlaufindikatoren trüben sich weiter ein. Die konjunkturelle Schwäche ist auch am Arbeitsmarkt spürbar: Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sind im September im Zuge der einsetzenden Herbstbelebung zwar gesunken, saisonbereinigt aber erneut gestiegen. Dabei entfallen die Anstiege allein auf den konjunkturnahen Rechtskreis SGB III. Die gemeldete Nachfrage nach neuen Arbeitskräften
war schwach. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist im Juli wieder gewachsen, war jedoch nicht stark genug, um den Anstieg von Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung zu verhindern.

Der Volkswirt Marc Schattenberg von Deutsche Bank Research kommentiert aktuell: „Die schwache Konjunktur bremst den deutschen Arbeitsmarkt. Zwar ist die Arbeitslosenzahl im September wie saisonal üblich gesunken, jedoch weniger dynamisch als in den Vorjahren. Saisonbereinigt ergab sich sogar ein Anstieg um rund 17.000 Personen. Die Arbeitslosenquote steht bei 6,0%. Eine weitere Abkühlung des Arbeitsmarktes könnte die Erholung des Konsumklimas bremsen. Ein Silberstreif ist die immer noch leicht aufwärtsgerichtete Beschäftigungsentwicklung, zu der Daten bis Juli vorliegen.“