Europa

Arbeitsmarkt: Deutlich mehr Arbeitslose, Kurzarbeit steigt, Kurzarbeitergeld 24 statt 12 Monate

Am deutschen Arbeitsmarkt tut sich was. Die Arbeitslosenquote ist laut aktuellen Daten von heute von Dezember auf Januar von 4,9% auf 5,4% gestiegen. Damit sind binnen eines Monats fast 200.000 Menschen mehr arbeitslos als noch im Dezember. Nur witterungsbedingt? Das ist ein spürbarer Anstieg, denn normalerweise gibt es von Monat zu Monat nur minimalste Veränderungen. Jüngste Daten und Aussagen zeigen, dass auch Bau und Dienstleistungen in Deutschland Anzeichen von Schwäche zeigen. Gut möglich, dass sich diese Schwäche nun auch schon auf dem Arbeitsmarkt durchschlägt, in Kombination mit der bereits vorhandenen Rezession in der Industrie. Die tatsächliche Arbeitslosenquote, wo kranke Arbeitslose, ältere Arbeitslose und diejenigen die sich gerade in Maßnahmen befinden, auch enthalten sind, steigt von 6,8% auf 7,2%. Und parallel zu diesem Anstieg der Arbeitslosigkeit lässt auch der Bedarf der Arbeitgeber nach. Sie meldeten im Januar an die Agentur 668.063 offene Stellen, gut 18.000 weniger als im Dezember, und 89.000 weniger als im Vorjahr.

Arbeitsmarkt Statistikübersicht für Dezember

Kurzarbeit

Die Kurzarbeit nimmt zu. Waren es im November 2018 noch 43.000 Bezüge von Kurzarbeitergeld (konjunkturelles Kurzarbeitergeld), so waren es im November 2019 schon 96.000. Die Bundesagentur für Arbeit veröffentlicht die Daten immer mit zwei Monaten Verzögerung. Aktuelle Daten von zum Beispiel Wirtschaftsforschungsinstituten haben unlängst schon Zahlen von über 100.000 Beziehern von Kurzarbeitergeld gezeigt. Aber die Arbeitslosenquote wird so schnell wohl nicht stark steigen, weil nach 12 Monaten maximaler Bezugsdauer von Kurzarbeitergeld die beschäftigungslosen Arbeiter entlassen werden müssen. Denn genau wie in der großen Krise von 2008 gibt es auch dieses Mal eine Ausweitung. So hat der Koalitionsausschuss in Berlin heute Nacht beschlossen die Bezugsdauer von Kurzarbeitergeld von 12 auf 24 Monate zu verlängern, wenn während der Kurzarbeit eine berufliche Weiterbildung erfolgt. Somit können diese Mitarbeiter länger in den Betrieben gehalten werden, womit die Arbeitslosenquote dank dieser verlängerten Maßnahmen nicht weiter ansteigt. Erstmal. Man hat sich Zeit erkauft, genau wie damals. Die Bundesagentur sagt aber jetzt schon, dass die Kurzarbeit wohl im Januar stark zugenommen haben wird. Zitat:

Auf Basis der bisher eingegangenen Anzeigen wird von der Statistik der Bundesagentur für Arbeit geschätzt, dass die Zahl der Arbeitnehmer in konjunktureller Kurzarbeit im Januar auf 107.000 und im Februar auf 117.000 zunehmen wird.

Kurzarbeit Statistik

Der folgende Chart zeigt für November im Jahresvergleich die jeweiligen Branchen mit ihrem Stellenzuwachs pro tausend Personen. Nur die Branche „Arbeitnehmerüberlassung“ baut mit -80.000 Stellen deutlich ab. Die Hochkonjunktur ist in diesem Jahresvergleich also noch deutlich erkennbar, wo die Arbeitgeber lieber jeden Angestellten noch schnell in die Festanstellung übernehmen, aus Angst überhaupt gar keine Mitarbeiter mehr zu finden.



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