Europa

Arbeitsmarkt: Ohne höhere „Arbeitslosigkeit“ durch den zweiten Lockdown

Eingang einer Filiale der Bundesagentur für Arbeit

Der deutsche Arbeitsmarkt zeigt für den Monat Dezember mal wieder erstaunliche Daten, zumindest auf den ersten Blick. Daher habe ich das Wort Arbeitslosigkeit in der Headline dieses Artikels auch in Ausrufezeichen gesetzt. Denn es ist ja immer die Frage, wie man Arbeitslosigkeit definiert. Wenn man nichts oder eher wenig zu tun hat, weiterhin im Betrieb ist und nicht entlassen wird, ist man offiziell eben nicht arbeitslos. Das Geld kommt indirekt zwar auch vom Amt, aber offiziell ist man weiter im Betrieb beschäftigt.

Und so steigt die „Arbeitslosigkeit“ in diesem zweiten Corona-Lockdown eben nicht an. Offiziell, so zeigen es heute veröffentlichte Daten der Bundesagentur für Arbeit, steigt die Arbeitslosigkeit im Dezember gegenüber November gerade mal um 8.000 auf 2.707.000 Personen. Dieser Anstieg ist so gering, dass die Arbeitslosenquote unverändert bleibt bei 5,9 Prozent. Saisonbereinigt ist die Arbeitslosigkeit im Dezember sogar um 37.000 Personen gesunken. Was für ein robuster deutscher Arbeitsmarkt, mag man sich da denken!

Das „Geheimnis“ dieser rosigen Lage am deutschen Arbeitsmarkt sieht man immer erst bei genauerem Hinsehen. Das Instrument der Kurzarbeit, so gut und sinnvoll es auch sein mag, vernebelt auf den ersten Blick die Realität. Zu den 2,7 Millionen offiziell Arbeitslosen kommen laut gestriger Meldung des ifo-Instituts im Dezember nochmal 1,95 Millionen Menschen dazu, die in Kurzarbeit sind. Auch hier sieht man keine Erhöhung der Zahl gegenüber November! Aber es liegen heute frische Daten der Bundesagentur für Arbeit für die Dezember-Anzeigen für Kurzarbeit vor. Hier im Wortlaut:

Nach aktuellen Daten zu geprüften Anzeigen wurde vom 1. bis einschließlich 28. Dezember für 666.000 Personen konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt. Das höhere Niveau der Anzeigen im November und Dezember ist auf die erneuten Eindämmungsmaßnahmen infolge der zunehmenden Infektionszahlen zurückzuführen. Aktuelle Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme stehen bis Oktober zur Verfügung. So wurde nach vorläufigen hochgerechneten Daten der Bundesagentur für Arbeit im Oktober für 1,99 Millionen Arbeitnehmer konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt. Die Inanspruchnahme des Kurzarbeitergelds hat nach dem bisherigen Höchststand im April mit knapp 6 Millionen sukzessive abgenommen.

Hier das wichtigste Datenblatt der Bundesagentur für Arbeit für die Daten zum Arbeitsmarkt im Dezember:

Detaildaten zur Lage am Arbeitsmarkt im Dezember



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2 Kommentare

  1. Wieso versteht man bei FMW den Unterschied zwischen der Arbeitslosigkeit in einer Pandemie und einer normalen Rezession nicht?
    Die Arbeitslosen sind nicht arbeitslos, weil ihr Betrieb pleite ist, sondern weil es wegen des Infektionsschutzgesetzes sein muss. Wenn der Lockdown vorbei ist, können Restaurantbetriebe sofort wieder öffnen, genau wie fast alle Kultur- und Freizeiteinrichtungen. Die Arbeitslosenzahlen vernebeln doch nicht den Blick. Wenn das Kurzarbeitergeld hilft und der behördlich verordnete Stillstand vorbei ist, sind die Arbeitslosen in der Mehrzahl wieder in Brot und Arbeit. Von heute auf morgen. Aber es geht bei FMW nahezu ausschließlich nur noch um Nachrichten, die einen Einbruch rechtfertigen. Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr.

    1. @Marktbeobachter, nein, darum geht es ja eben nicht!

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