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Argentinien: IWF mit jetzt 57 Milliarden Dollar Hilfe, Peso soll in Bandbreite gezwängt werden

Vor Kurzem hatte der IWF zugesagt bis 2021 Argentinien nach und nach 50 Milliarden Dollar zur Verfügung stellen zu wollen. Jetzt hat man beschlossen diese Summe auf 57,1 Milliarden Dollar zu erhöhen. Davon sollen bis Ende 2019 insgesamt 19 Milliarden Dollar ausgezahlt werden. Dazu meinen wir: Es wäre sinnvoller einen größeren Teil der Gesamtsumme möglichst früh auszuzahlen – als Symbol an den Devisenmarkt, dass Argentinien mit einer großen Summe frischer Dollars den Peso raufdrücken kann, wenn nötig. Das könnte die ständige Spekulation gegen den Peso eindämmen.

Aber nein. IWF und Zentralbank in Buenos Aires haben sich laut IWF jetzt dazu entschieden, dass die Zentralbank eine Bandbreite einführt, in der sie dem Peso erlauben will zu schwanken. Wie hoch die Bandbreite ausfällt, will sie heute verkünden. Verlässt der Kurs die Bandbreite, will man intervenieren. Mal schauen, ob sich die Zocker von dieser Ankündigung beeindrucken lassen. Denn von ähnlichen Aussagen hatte man sich vor einigen Monaten überhaupt nicht beeindrucken lassen, und prügelte den Peso immer weiter nach unten.

Wie reagiert der Devisenmarkt auf diese neue Einigung zwischen Argentinien und dem IWF, und vor allem auf die Ankündigung einer Art von Devisenmarkt-Beschränkung? Unbeeindruckt. USD vs Peso notierte gestern Nachmittag noch bei 38,98, und jetzt bei 38,52 – also nur unwesentlich besser für den Peso. Das ist nun wirklich kein großer Aufwertungsschub.

Mit dem Geld des IWF soll Argentinien hauptsächlich in der Lage sein „durchzuhalten“, damit man seinen Haushalt sanieren kann. Das Defizit der Regierung soll bis 2020 sogar auf einen Primärüberschuss von 1% gebracht werden. Wie immer, egal wo auf dem Planeten, dürften solche massiven Sparprogramme, die vom IWF aufgezwungen werden, die Ärmsten der Armen treffen in Form von Kürzungen bei den Sozialausgaben.

Aber ist dies in diesem Fall anders? Jedenfalls schreibt der IWF aktuell in seiner Veröffentlichung, dass diverse Sozialausgaben nicht unter diesen Sparmaßnahmen leiden sollen. Im Gegenteil, sie sollen sogar steigen. Versucht da jemand die Quadratur des Kreises? Frau Lagarde dürfte wohl klar sein, dass die Lage in Argentinien eh schon dramatisch ist, und dass das Volk den wirtschaftsliberalen Präsidenten Macri abwählen könnte, bevor die Reformen greifen.

Also besser ein bisschen Sozial-Kosmetik betreiben? Aber wie soll das gehen, wo will man denn sonst einsparen? Es soll wohl wirklich eine Quadratur des Kreises sein. So schreibt der IWF, dass die Ausgaben für soziale Belange drastisch erhöht werden können, wenn sich die Umstände im Land weiter drastisch verschlechtern. Das hört sich nach einem interessanten Experiment an, wo man aus Außenstehender gespannt sein wird, wo die großen Einsparungen herkommen sollen.

Hier der IWF auszugsweise im Wortlaut:

“Persistently high inflation continues to erode the foundation of economic prosperity in Argentina and the burden of high inflation is predominantly borne by society’s most vulnerable. To tackle inflation, the authorities will shift towards a stronger, simpler, and verifiable monetary policy regime, replacing the inflation targeting regime with a monetary base target. This new framework will contain the supply of money, and keep short-term interest rates at their currently high levels, aiming to bring down inflation and inflation expectations decisively and rapidly.

“The Central Bank of Argentina has decided to adopt a floating exchange rate regime without intervention. In the event of extreme overshooting of the exchange rate, the BCRA may conduct limited intervention in foreign exchange markets to prevent disorderly market conditions. More details of this revised framework will be announced by the BCRA today.

“From the beginning, the Argentine authorities have made protecting the most vulnerable people in society a top priority in their economic reform plan. This remains a crucial component of this revised plan and is fully supported by the IMF. As part of this commitment, social assistance spending will need to remain above a certain level. The authorities will also expand the coverage of the government’s universal child allowances and of health plans for lower income households. Additionally, if social conditions were to worsen, the budget allocation for social priorities will be further increased and accommodated within the Stand-By Arrangement.



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