FMW-Redaktion
Stehen auf einmal alle Signale bullish für Öl? Was ist passiert? In den letzten fünf Wochen hat WTI-Öl genau 7 Dollar zugelegt von 42 auf 49 Dollar. Entscheidend dabei war diesen Montag die OPEC/Nicht OPEC-Konferenz in St. Petersburg, nach der die Saudis verkündeten ihre Exportmenge im August reduzieren zu wollen. Dazu kommen in den letzten Wochen stark rückläufige Lagermengen für Rohöl in den USA.
Alleine in den letzten vier Wochen haben sich die US-Bestände um 26 Millionen Barrels reduziert. Das hatte einen spürbaren Effekt auf die Preise! Und auch die Zahl aktiven Öl-Bohrstellen in den USA hatte zuletzt ihren ewig lange anhaltenden Aufwärtstrend ausgesetzt. In den letzten vier Wochen lag die Zahl bei 756, dann 763, 765 und dann letzten Freitag bei 764.
Noch vor Kurzem bei tieferen Ölpreisen hatten quasi alle großen Banken ihre Jahresprognosen für den Ölpreis abgesenkt. Nun versucht die erste Bank (natürlich erst nach dem jüngsten Anstieg) wieder vorsichtig umzuschwenken. Goldman Sachs, die Bank mit stets goldrichtigen Prognosen (Satire), zeigt sich trotz des starken Preisanstiegs „vorsichtig optimistisch“ für weiter steigende Kurse. Dies läge an den vorhin schon genannten Lagermengen und aktiven Bohrstellen. Aber auch sei die Nachfrageseite robust.
Die Ausbalancierung des Ölmarktes (zwischen Angebot und Nachfrage) nehme Fahrt auf, so Goldman. Daten aus den USA, Europa, Singapur und Japan würden einen Rückgang der Öl-Lagermengen seit März um 83 Millionen Barrels zeigen. Die Öl-Konsumenten in Europa, Indien, China und die USA würden ihre Nachfrage hochfahren, weshalb die Nachfrage im 2. Halbjahr hoch bleiben werde. Dies könne kurzfristig zu einer Verknappung am realen Ölmarkt führen.
Aber, Goldman warnt auch vor einem Problem, dass wir schon mehrmals in den letzten Jahren angesprochen haben. Zu starke Ölpreis-Anstiege könnten die Fracker in den USA wieder zügig dazu bringen ihre Produktion hochzufahren, was dann wieder auf den Preis drückt (mehr Angebotsmenge). Also, Goldman bleibt vorsichtig optimistisch für den Ölpreis.
Unsere Meinung, die auf keinen Fall eine Handelsempfehlung darstellen soll: Man sollte die Meinung von Analysten oder sonstigen „Experten“ gerne als Kontraindikator nutzen, da sie oft ihre Meinung erst ändern, nachdem der Markt schon Fakten geschaffen hat. Der Markt ist jetzt wochenlang gut nach oben gelaufen. Zeit für den Gegentrend nach unten, bevor die Experten in ein paar Wochen auch wieder auf Short umschwenken?
Der WTI-Ölpreis seit 19. Juli. Seit diesem Montag 24. Juli geht es steil bergauf.
WTI-Öl seit Dezember 2016. Auf lange Sicht gesehen ist der Preis gerade noch im Abwärtstrend (aktueller Aufwärtstrend im blauen Kreis).
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Die Akteure am Ölmarkt sind noch etwa 100 % unglaubwürdiger als die Notenbänker weil sich nicht ein einziger an die jeweiligen Abmachungen hält.Ich frage mich ob es überhaupt noch Naive gibt, die diese Informationen noch beachten.