Die Auftragseingänge der Industrie fallen weiter im kurzfristigen Bild, aber im Jahresvergleich ist da auf einmal ein kräftiges Plus vorhanden. Ein Anlass zum Jubeln? Wohl kaum. Wie schon mehrmals in der Vergangenheit, verzerren Großaufträge das Bild.
Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Oktober 2024 gegenüber September 2024 saison- und kalenderbereinigt um 1,5 % gefallen. Für September 2024 ergab sich nach Revision der vorläufigen Ergebnisse ein Anstieg des Auftragseingangs von 7,2 % gegenüber August 2024 (vorläufiger Wert: +4,2 %). Die vergleichsweise hohe Revision im September 2024 ist laut Aussage der Statistiker auf einen nachgemeldeten Großauftrag im Schiffbau zurückzuführen. Auch im Oktober 2024 sei das Gesamtergebnis stark von Großaufträgen im Bereich Schiffbau geprägt. Von daher ist wohl mit Vorsicht zu genießen, dass die Auftragseingänge im Oktober im Jahresvergleich um 5,7 % zulegen.
In weiteren Branchen des Verarbeitenden Gewerbes unterscheidet sich die Entwicklung der Auftragseingänge im Oktober 2024 stark. Die insgesamt negative Entwicklung der Auftragseingänge ist auf die Rückgange im Maschinenbau (-7,6 %) und in der Automobilindustrie (-3,7 %) zurückzuführen. Positiv beeinflussten das Gesamtergebnis die Zuwächse in den Bereichen Metallerzeugung und -bearbeitung (+10,2 %) und Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen (+8,0 %).
Was sagen uns die Daten? Die Lage in der Industrie bleibt weiterhin schwach. Die Großaufträge verzerren das Bild und geben die Illusion eines Aufschwungs . Dr. Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, schreibt dazu aktuell:
SCHWACH: Ohne die stark schwankenden Großaufträge bewegen sich die Orders seit dem Frühjahr auf einem äußerst niedrigen Niveau in der Grundtendenz seitwärts. Zusammen mit dem zuletzt wieder gefallenen Ifo-Geschäftsklima deutet das auf ein schwieriges Winterhalbjahr. pic.twitter.com/oztdHEkHeU
— Jörg Krämer (@DrJoergKraemer) December 5, 2024
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