Die Auftragseingänge der deutschen Industrie (Verarbeitendes Gewerbe) für den Monat Mai wurden soeben vom Statistischen Bundesamt gemeldet. Im Jahresvergleich ist es ein Rückgang von 4,3 %. Aber: Der Monatsvergleich von April auf Mai zeigt einen sensationell großen Anstieg der Auftragseingänge um 6,4 %. Wie kann das sein? Binnen eines Monats so eine gigantische Steigerung, das ist alles andere als normal.
Die Detailangaben der Statistiker geben Aufschluss, woher der Wind weht. So schreiben sie, Zitat: „Einen besonders starken positiven Einfluss auf die Gesamtentwicklung hatten die Bereiche Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen (saison- und kalenderbereinigt +8,6 % zum Vormonat) und sonstiger Fahrzeugbau (+137,1 %). Zum sonstigen Fahrzeugbau zählen der Bau von Schiffen, Schienenfahrzeugen, Luft- und Raumfahrzeugen sowie von Militärfahrzeugen. Der starke Anstieg in diesem Bereich ist auf Großaufträge zurückzuführen.“
Wurden also große Rüstungsaufträge deutscher Hersteller im Monat Mai verbucht, was den Gesamtschnitt der Auftragseingänge in der Industrie so stark nach oben pusht? Gut möglich.
Hier dazu aktuell eine kritische Einordnung von Dr. Jörg Krämer von der Commerzbank:
WENDE BEI ORDERS? Auf den ersten Blick ist das Plus von 6,4% bei den deutschen Orders super. Aber die Hälfte des Anstiegs geht auf eine Erholung der immer stark schwankenden Großaufträge zurück. Außerdem weist der Trend bei den Orders weiter klar nach unten – wie bei Ifo und PMI. pic.twitter.com/ey42K3bnKe
— Jörg Krämer (@DrJoergKraemer) July 6, 2023
Hier weitere Detailaussagen der Statistiker:
Im weniger volatilen Dreimonatsvergleich war der Auftragseingang von März bis Mai allerdings um 6,1 % niedriger als in den drei Monaten zuvor. Der Auftragseingang ohne Großaufträge stieg im Mai 2023 um 3,2 % gegenüber dem Vormonat.
Deutlich negativ entwickelte sich hingegen der Bereich Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (-15,0 %).
Während der Auftragseingang im Bereich der Investitionsgüter um 12,0 % gegenüber dem Vormonat stieg, sank er im Bereich der Vorleistungsgüter um 1,1 % und im Bereich der Konsumgüter um 0,8 %.
Die Inlandsaufträge stiegen um 6,2 %, die Auslandsaufträge um 6,4 %. Dabei nahmen die Auftragseingänge von außerhalb der Eurozone um 6,2 % und die Aufträge aus der Eurozone um 6,5 % zu.
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Da gab es auch noch eine Großbestellung von zivilen Flugzeugen bei Airbus, die auch bei Zulieferern zu Aufträgen führt.
Deutsche Rüstungsindustrie ist nicht mehr kriegstauglich, kann gar nicht viel mehr produzieren als bisher. Aufträge können schon sein, die müssen dann eben warten. Das macht deutsche Waffensysteme uninteressant, weil im Notfall nicht ausreichend Munition und Ersatzteile dafür geliefert werden können. Daher würde ich die Auftragszahlen im Rüstungsbereich eher als zunehmenden Auftragsstau sehen.