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Ausblick 2020: Willkommen in einer neuen Ära

Der Ausblick 2020 steht an

Der Ausblick 2020 eröffnet den Blick auf eine neue Zeit. Erleben wir gerade live den Sterbeprozess des angeblich so anpassungsfähigen Kapitalismus?

Ohne geldpolitische Dauerinterventionen wäre der Kapitalismus schon Geschichte

Die Weltwirtschaft befindet sich nach einer der längsten und vor allem künstlichsten Wachstumsphasen der modernen Wirtschaftsgeschichte (Nullzinsära) in einer zyklischen Schwächephase. Die Notenbanken stemmen sich gegen eine noch nicht vorhandene Rezession mit Maßnahmen, wie zum Hochpunkt der letzten Finanzkrise.

Die noch im letzten Jahr postulierte geldpolitische Wende weltweit, ausgehend von den USA, wurde abgeblasen. Stattdessen wurden die Zinsen so aggressive gesenkt wie zum Hochpunkt der Finanzkrise vor zehn Jahren. Die US-Notenbank verkauft die Welt für dumm, um ihr bislang aggressivstes Gelddruckprogramm der Geschichte zu verschleiern. Doch dieser Bluff fliegt langsam auf. Zu lange schon und vor allem mit steigender Intensität interveniert die Fed am US-Geldmarkt und kauft US-Staatsanleihen in historischer Dimension auf (aktuell monatlich 60 Mrd. US$ + 160 Mrd. Repo-Volumen). Die EZB hat den Einlagenzins weiter in den negativen Bereich abgesenkt und ebenfalls ein neues Gelddruckprogramm gestartet (20 Mrd. EUR pro Monat).

Es wird spannend zu beobachten, was die Notenbanken noch alles tun werden, wenn der Konjunkturzyklus sich weiter abschwächt. Eine Rezession hält dieses Wirtschaftssystem offenbar nicht mehr aus. Diese Annahme würde die Panik in den Führungsetagen der Notenbanken in Folge einer Abschwächung des Weltwirtschaftswachstums auf immerhin noch 3 Prozent erklären. Es wird Zeit, sich über neue Wirtschaftsmodelle Gedanken zu machen oder dem Kind zumindest einen passenderen Namen zu geben, denn der Kapitalismus im Sinne freier Marktwirtschaft existiert nicht mehr. Warum? Ohne zentralplanerische Markteingriffe der Notenbanken wären wir wohl bereits in einer ganz anderen Gesellschaftsform angekommen.

Trotz extrem laxer Geldpolitik ist der Abschwung noch nicht abgewendet

Auch die größte Volkswirtschaft der Welt, die USA, zeigt zwei Jahre nach dem Inkrafttreten der Trumpschen Steuersenkungen und Deregulierungen deutliche Anzeichen einer Abkühlung. Die US-Administration prognostizierte für die Folgejahre der Steuersenkungen einen regelrechten Wachstumsboom. Durchschnittlich erwartete man 3,5 Prozent Wachstum pro Jahr bis 2022 mit in der Spitze über 6 Prozent Wachstum im ersten Jahr der Fiskal- und Deregulierungsreformen (2018).

Doch das Resultat der 1,5 Billionen teuren und schuldenfinanzierten Steuersenkungsparty sind ein BIP-Wachstum von lediglich 2,9 Prozent im Jahr 2018, voraussichtlich 2,35 Prozent im Jahr 2019 (Schätzung des IWF) und ein gigantisches Staatsdefizit von einer Billion US-Dollar im letzten und ca. 1,2 Billionen im laufenden Fiskaljahr (Daten gemäß CBO). Der wirtschaftliche Ausblick 2020 bleibt für die größte Volkswirtschaft der Welt gedämpft. Der IWF rechnet mit einer weiteren Abkühlung auf knapp 2 Prozent Wachstum – erkauft mit einem Staatsdefizit von über 5 Prozent des BIP.

Wachstum im US-BIP

Der IWF, die Weltbank, die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ – die Bank der Zentralbanken) sowie diverse Think-Tanks und sogar Notenbanklegenden wie Alan Greenspan warnen mittlerweile vor einer andauernden Wachstumsschwäche, was in Anbetracht einer vollen Dekade ohne Rezession auch ganz natürlich ist.

Auch deutsche Wirtschaftsforschungsinstitute revidieren ihre Wachstumsprognosen nach wie vor im Quartalstakt nach unten, obwohl vor allem die Industrie hierzulande in diesem Jahr bereits deutlich Federn lassen musste. Doch eine ausgeprägte Rezession, die Überkapazitäten und Kapitalfehlallokationen bereinigen würde, verträgt der Kapitalismus heutiger Prägung nicht mehr. Ganz zu schweigen von dem Ausscheiden der Zombieunternehmen und Zombiebanken aus dem Markt. Andernfalls würden sie im Interesse der ökonomischen Nachhaltigkeit ja zugelassen.

Positive Impulse kommen primär von der Fiskal- und Geldpolitik

Sucht man hingegen nach positiven Impulsen, wie sie im Jahr 2018 noch die US-Wirtschaft gepusht hatten (aber schlussendlich verpufft sind), findet man aktuell noch nichts ansatzweise in dieser Dimension. Es sei denn, und hier wird es speziell für den Kapitalmarktausblick sehr interessant, die sowohl qualitative als auch quantitative Wende in der Geldpolitik setzt sich fort und wird um fiskalpolitische Maßnahmen á la Japan ergänzt.

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8 Kommentare

  1. „Erleben wir gerade live den Sterbeprozess des angeblich so anpassungsfähigen Kapitalismus?“

    Wie oft wurde das schon prophezeit?

    „künstlichsten Wachstumsphasen“

    Ist Wachstum nicht immer „künstlich“? Den Notenbanken ernsthaft vorzuwerfen, dass sie durch ihre Poliitk das Wachsutm aufrechterhalten haben, ist irgendwie witzig.

    „Doch eine ausgeprägte Rezession, die Überkapazitäten und Kapitalfehlallokationen bereinigen würde, verträgt der Kapitalismus heutiger Prägung nicht mehr.“

    Ja, das war 1929/33 noch anders, da hat das prima geklappt.

    „Es sei denn,..“

    Jo, es sei denn…auhc das lesen wir nun seit min. einem Jahrzehnt. Der Kollaps muss kommen…kommt er nicht, lag es nur an der „künstlichen“ Politik. Ich wäre nocht überrascht, wenn es mal wieder eine Rezession gäbe, aber gleich das Ende des Kapitalismus? Offenbar gibt es doch diverse potentielle Maßnahmen von Fiskal- und Geldpolitik und dass diese Maßnahmen von nicht wenigen kritisiert werden, wird aber an deren Einsatz nichts ändern.

    Zum Thema rückläufige Wachstumsraten (weltweit) kann ich einmal mehr das Buch „Die Scheinkrise“ empfehlen.

    1. Hallo TM, danke für Ihre beruhigenden Worte zum heiligen Fest. Als ehemaliger DDR-Bürger kann ich mich noch sehr gut daran erinnern, wie fest der Glaube an das ewig währende System und dessen Unfehlbarkeit und Überlegenheit bei vielen meiner Mitbürger verankert war. Aber gut zu wissen, dass alles, was wir derzeit an fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen erleben völlig normal und nicht besorgniserregend ist. Bitte haben Sie aber Verständnis dafür, dass ich mich dennoch auch in Zukunft genötigt sehe, auf die meiner Meinung nach erwähnenswerten Fehlentwicklungen im Kapitalismus heutiger Prägung hinzuweisen – ganz einfach, weil sie meiner bescheidenen Meinung nach tatsächlich und nicht nur eingebildet existieren. Auch wenn Sie diese Fehlentwicklungen historischen Ausmaßes (ungleich größer 1929) nicht erkennen können.

      Wie sagte Perikles von Athen in wahrer Weisheit: „Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorauszusagen, sondern darauf, auf die Zukunft vorbereitet zu sein.“ Dazu gehört aber auch, kritisch über den Istzustand des Kapitalismus zu reflektieren und sich der REALEN Herausforderungen bewusst zu sein, anstatt sie zu negieren.

      Bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Ihre diversen Kommentare auf FMW offenbaren Sachverstand und eine tiefe Kenntnis der Materie. Umso mehr erstaunt mich ihr unerschütterlicher Glaube an das kaputte System, mit dem wir konfrontiert sind. Vielleicht sehen Sie etwas, dass nicht sehe.

      Ich wünsche Ihnen unabhängig von dieser Meinungsverschiedenheit fröhliche Weihnachten und Ihnen und Ihrer Familie einen guten Rutsch ins neue Jahr, in dem es mit Sicherheit wieder kontrovers zu diskutierende Entwicklungen geben wird.

      Ihr Hannes Zipfel

    2. @TM und was wenn der Deal doch nicht kommt, dafür aber die Zölle. Ich sage es immer wieder!

  2. Wieder Super-Analyse, nur @ TM findet diese unglaubliche Zauberei witzig ? ? Soll ein Vermägensverwalter sein ? Auf seine Buchempfehlung kann ich verzichten. Einfach nur noch peinlich u.realitätsfremd.

  3. „Ohne geldpolitische Dauerinterventionen wäre der Kapitalismus schon Geschichte“

    Dass ständige zentralplanerische Eingriffe in das Wirtschaftsgeschehen von seiten des Staates Teil des Kapitalismus sind, wäre mir neu.

  4. Die Buchempfehlung von TM hat seine Berechtigung und sie ist obendrein sogar notwendig um seinen eigenen Horizont nicht immer stärker auf den vermeintlichen Crash zu fokussieren.
    Jedoch muß ich den Autoren Dr. Bourcarde und Dr. Herzmann einen verengten Focus auf das Wachstum und den Ist-Zustand Deutschlands bescheinigen. Diese genannten Punkte jedoch spielen für die weitere wirtschaftliche Entwicklung Europas eine untergeordnete Rolle. Ihre Empfehlungen der veränderten Sichtweise, sofern die Politik diese berücksichtigen würde, könnte uns ein größeres Zeitfenster zur Lösung der anstehenden Probleme schaffen.

    Insgesamt jedoch lassen sich Makroökonomische Entwicklungen und deren zugrundeliegenden Ursachen nicht beseitigen. Demographie- Der Kondratieffsche Winter- Migrationsdruck aus Drittweltländern- Die Ablösung des bestehende Hegemons und das Entstehen einer multipolaren Welt- Die KI-Revolution wird ebenfalls keine klassische Wasserscheide sein, nach der der Arbeitsmarkt wieder in ein neues Gleichgewicht kommt. Wir werden es vielmehr mit einer Kaskade immer größerer Disruption zu tun haben..all diese Prozesse werden zu wenig beachtet und münden somit in einer unrealistischen Sicht der Zukunft.

    Fazit: Die Richtigstellung des realen Wachstums und die krankhafte Fokussierung der Politik auf vollkommen überzogene Wachstumsraten in der heutigen Zeit ist den Autoren gut gelungen, allerdings konnten sie meine Sicht der Dinge nur ergänzen, jedoch nicht korrigieren, denn die entscheidende Schlacht wird auf einem ganz anderen Felde geschlagen…..

    Ich möchte noch Stefan Gruber aus seinem Buch: „Ein Buch für Keinen“ zitieren.
    Die Schuldenmisere:
    Schulden werden heute nicht mehr gemacht um noch durch Kontrakterfüllung beglichen zu werden und Kredit wird nicht mehr eingeräumt, weil eventuell noch Vertrauen auf Vermögen besteht. Mittlerweile wissen oder ahnen alle Wirtschaftsteilnehmer im Machtkreislauf, dass bei unserem Spiel Karten gezinkt und Würfel manipuliert sowie Spielregeln willkürlich und beliebig (von der Macht) änderbar sind – Alle haben sich aber stillschweigend oder laut krakeelend darauf geeinigt…..im Wesentlichen still zu halten und weiter zu spielen, solange das Aufschulden noch irgendwelchen bedauernswerten Nachschuldnern in „weit,weit weg“ oder auch gerne „nebenan“ aufgedrückt werden kann.
    „Alle werden Allen Alles garantieren“ bis „die Schuldnerketten reißen“ und sich „die Pforten der Hölle öffnen“..

    1. …und sich die Pforten der Hölle öffnen! Es wird Zeit Satanist zu werden – aber natürlich erst nach Weihnachten ;-)

  5. Der Artikel klingt verdächtig nach Drogenmissbrauch und „permanent high plateau“.

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