Ob in der Verwaltung, auf dem Bau oder im Krankenhaus: Künstliche Intelligenz oder KI übernimmt immer mehr Aufgaben – schnell, präzise, kostengünstig. Doch was bedeutet das für die Millionen Menschen, deren Jobs schon heute auf der Kippe stehen? Welche Berufe werden verschwinden, welche überleben? Wie müssen wir uns als Gesellschaft jetzt auf den größten Umbruch der Arbeitswelt seit der Industrialisierung vorbereiten?
Die Welt steht am Beginn eines tiefgreifenden Wandels. Zwischen 2023 und 2025 wird die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) nicht nur unsere Technologien verändern – sie krempelt ganze Branchen um. Bildung, Gesundheit, Verwaltung, Handwerk, Gastgewerbe, Verkehr: Kaum ein Sektor bleibt unberührt. Doch was bedeutet das für unsere Arbeitsplätze, unsere Wirtschaft – und für uns alle?
Wo stehen wir 2023? KI ist längst Realität
KI ist keine Zukunftsvision mehr, sondern Teil unseres Alltags. Große Sprachmodelle wie ChatGPT verfassen komplexe Texte, führen Gespräche, analysieren Daten und unterstützen kreative Prozesse. Generative KI entwirft Bilder, simuliert Szenarien und hilft bei Produktdesign und Content-Erstellung. Gleichzeitig übernehmen Roboter zunehmend Aufgaben, die noch vor wenigen Jahren als zu kompliziert galten. Dank Edge Computing reagieren KI-Systeme heute in Echtzeit – dezentral, schnell und skalierbar. Wirtschaftlich ist der KI-Boom deutlich spürbar: Unternehmen investieren Milliarden, Start-ups sprießen, Tech-Giganten liefern sich ein Wettrennen. Doch mit der Euphorie wachsen die Herausforderungen – denn standardisierte Tätigkeiten werden zunehmend automatisiert. Erste Jobs verschwinden bereits.
Wer ist bereits betroffen? Ein Blick auf die Verlierer der ersten Welle
Die Automatisierung ist keine Zukunftsvision mehr – sie findet mitten unter uns statt. In immer mehr Branchen übernehmen Maschinen und Algorithmen Aufgaben, die bisher von Menschen erledigt wurden. Die erste Welle der KI-getriebenen Disruption ist da – und sie fordert bereits ihre ersten Opfer.
Bildung: Vom Lehrer zum Lernalgorithmus
Im Bildungsbereich zeigt sich der Wandel besonders deutlich bei Tätigkeiten auf einfachem Niveau. Klassische Nachhilfe, etwa für Schülerinnen und Schüler der Unterstufe, wird zunehmend durch KI-basierte Lernplattformen wie Khan Academy ersetzt. Diese Systeme analysieren Lernstände, geben individuelles Feedback und sind rund um die Uhr verfügbar – kostengünstiger und skalierbarer als menschliche Tutorinnen und Tutoren. Der Bedarf an Übersetzungs- und Recherchediensten in Bibliotheken nimmt ab. Maschinelle Übersetzer wie DeepL liefern inzwischen in Sekunden brauchbare Ergebnisse, während KI-gestützte Suchsysteme Informationen schneller auffinden als menschliches Personal.
Gesundheit: Diagnose aus der Cloud
Im Gesundheitswesen hat KI bereits viele Routineaufgaben übernommen. Medizinische Transkriptionen, früher die Aufgabe vieler Schreibkräfte, werden heute von Sprach-KIs wie DeepScribe oder Nuance Dragon Medical One präzise und schnell erledigt. Versicherungen lassen einfache Schadensfälle zunehmend automatisiert prüfen – Anträge werden in Sekundenschnelle analysiert und bearbeitet. Auch in Kliniken ersetzt die optische Texterkennung (OCR) die manuelle Dateneingabe. Klassische Erfassungsjobs entfallen – der Mensch wird zur Kontrollinstanz, während Maschinen die Vorarbeit leisten. KI-Systeme analysieren auch medizinische Bilddaten: Werkzeuge wie Lunit oder Aidoc erkennen Tumore, Gefäßverengungen oder Knochenbrüche oft schneller als das menschliche Auge. In der Dermatologie identifizieren Algorithmen Hautveränderungen, in der Augenheilkunde Netzhautschäden bei Diabetes. Ebenfalls Ärztinnen und Ärzte nutzen KI zunehmend im Alltag: Assistenzsysteme unterstützen bei Diagnosen, bewerten Symptome und prüfen Wechselwirkungen von Medikamenten. Chatbot-basierte Symptom-Checker wie Ada Health oder Babylon Health liefern erste Einschätzungen – ganz ohne Arztkontakt. In der Pflege übernehmen KI-Plattformen die Dienstplanung und das Ressourcenmanagement, prognostizieren Risiken wie Stürze und optimieren Abläufe. In der Rehabilitation und Altenpflege helfen Roboterassistenten bei der Mobilisierung, dem Medikamentenmanagement und der Kommunikation.
Die Rolle des Menschen verlagert sich – weg von Dokumentation und Routine, hin zu überwachenden, interpretierenden und empathisch betreuenden Aufgaben.
Verwaltung: Das Amt ohne Mensch
Auch Behörden setzen vermehrt auf Automatisierung. Die Bearbeitung von Formularen, Anträgen oder internen Verwaltungsprozessen läuft vielerorts bereits über Robotic Process Automation (RPA). Ämter nutzen Chatbots für einfache Auskünfte – etwa zu Steuererklärungen, Führerscheinen oder Sozialleistungen. Selbst Baugenehmigungen, Meldebescheinigungen und Elterngeldanträge werden zunehmend digital und ohne menschliches Zutun bearbeitet. Auch bei der Terminvergabe, der Dokumentenprüfung und der Bearbeitung von Bußgeldern kommen automatisierte Systeme zum Einsatz. Der klassische Bürgerservice wird schrittweise durch digitale Schnittstellen ersetzt.
Manuelle Arbeit & Landwirtschaft: Maschinen auf dem Vormarsch
In Produktionsbetrieben übernehmen heute Roboterarme monotone Tätigkeiten wie Schweißen, Schrauben oder Verpacken – mit hoher Präzision und rund um die Uhr. Auch in der Logistik verändert sich die Arbeitswelt rasant. Lagerhallen setzen auf autonome Fahrzeuge und intelligente Sortiersysteme, die einfache Lagertätigkeiten überflüssig machen. In der Landwirtschaft ersetzen Drohnen die menschliche Feldüberwachung: Sie erkennen Schädlingsbefall, kontrollieren die Bodenfeuchte und koordinieren Erntetermine. Selbstfahrende Traktoren übernehmen die Feldarbeit und auf dem Bau drucken 3D-Drucker erste Gebäudeteile. Der Bedarf an menschlicher Arbeitskraft sinkt – oder verlagert sich in techniknahe Wartungsbereiche.
Gastgewerbe: Der Mensch am Empfang stirbt aus
Hotels und Gastronomiebetriebe automatisieren an vielen Stellen. Check-in und Check-out erfolgen zunehmend über Selbstbedienungskioske oder per App, ohne Kontakt zum Personal. Chatbots beantworten Fragen, nehmen Reservierungen entgegen und ersetzen Callcenter-Mitarbeitende. Auch in der Küche vollzieht sich ein Wandel: Intelligente Spül- und Zubereitungsmaschinen übernehmen Aufgaben, die bisher von Küchenhilfen erledigt wurden. Damit verändert sich nicht nur das Gästeerlebnis – auch klassische Berufsbilder verschwinden still und leise im Hintergrund.
Transport: Automatisierung auf Achse
Im Verkehrssektor ist der Wandel besonders deutlich. Mautstellen werden heute weitgehend automatisch abgerechnet – das Personal dafür ist vielerorts bereits verschwunden. Auch Taxifahrer verlieren ihre Jobs an KI-gestützte Ride-Sharing-Plattformen, die Fahrzeuge und Fahrgäste in Echtzeit zusammenbringen. In San Francisco sind die autonomen Robotaxis der Waymo-Flotte bereits Alltag. Lieferdienste setzen auf autonome Fahrzeuge und Lieferroboter, die zunehmend auch im urbanen Raum eingesetzt werden. Für Lkw-Fahrer zeichnet sich ein besonders dramatischer Umbruch ab: Autonome Lkw werden auf Langstrecken getestet – mit dem Ziel, den Menschen ganz aus dem Führerhaus zu verdrängen.
„Ausgelöscht? Welche Berufe die KI-Revolution nicht überleben werden“
So rasant die Fortschritte der Künstlichen Intelligenz sind, so unerbittlich wirken sie sich auf bestimmte Berufsfelder aus. Besonders gefährdet sind Jobs, die sich durch repetitive, regelbasierte Tätigkeiten auszeichnen – also genau das, worin Maschinen brillieren. Diese Berufe stehen auf der Kippe, und für viele von ihnen gibt es kein Zurück mehr.
Zu den ersten Opfern gehören die Datenerfasserinnen und -erfasser – im medizinischen, behördlichen und privaten Bereich. Was früher mühsam in Tabellen übertragen wurde, erledigen heute OCR-Technologien oder KI-basierte Datenverarbeitung in Sekundenschnelle. Auch der klassische Callcenter-Job verschwindet zunehmend, denn Chatbots sind rund um die Uhr einsatzbereit, kommunizieren mehrsprachig und werden nie müde. Darüber hinaus geraten weitere Berufe unter Druck.
Im Verwaltungs- und Bürobereich sind unter anderem Rechtsanwaltsfachangestellte und Kanzleiassistenten betroffen, da KI juristische Recherchen, Terminplanungen und einfache Schriftsätze übernehmen kann. Auch Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter in Versicherungen und Banken, die bisher für Schadensprüfungen, Kreditentscheidungen oder Policenberechnungen zuständig waren, werden zunehmend durch automatisierte Prozesse ersetzt. In der Personalverwaltung, insbesondere im HR-Backoffice, automatisiert KI Aufgaben wie Bewerbervorauswahl, Gehaltsabrechnung und Zeiterfassung – der Mensch greift hier nur noch in besonders sensible Prozesse ein.
Im Einzelhandel verschwinden Berufe wie Kassiererinnen und Kassierer, da sich Selbstbedienungskassen und Scan-&-Go-Systeme immer mehr durchsetzen. Verkäuferinnen und Verkäufer – etwa im Mode- oder Elektronikbereich – werden zunehmend durch KI-gestützte Online-Beratung ersetzt. Auch Lagerarbeiter und Regaleinräumer werden überflüssig, da Roboter in großen Supermärkten und Logistikzentren die Inventur und Nachbestückung übernehmen.
Auch in der Medien- und Kreativbranche sind standardisierte Tätigkeiten betroffen. Texter, die einfache SEO-Inhalte, Produktbeschreibungen oder Newsticker verfassen, werden durch generative Sprach-KI ersetzt. Synchronsprecher, vor allem für einfache Rollen oder Werbung, werden zunehmend durch realistisch klingende Sprachsynthese ersetzt. Fotografen, die sich auf Standardbilder wie Pass- oder Stockfotos spezialisiert haben, geraten durch automatische Fotoboxen und KI-Bildgeneratoren unter Druck.
Im Kundenservice und -support verlieren klassische Reisebüroangestellte an Bedeutung, da KI-basierte Plattformen Reisen planen und personalisieren können. Ebenso ersetzen automatisierte Troubleshooter und Self-Service-Portale den telefonischen IT-Support bei Standardproblemen. Selbst Call-Center-Agenten im Vertrieb werden zunehmend durch Sprach-KI ersetzt, die Verkaufsgespräche überzeugend simulieren kann.
Im Handwerk geraten einfache Tätigkeiten unter Druck. Hausmeister in großen Gebäudekomplexen werden durch intelligente Haustechniksysteme ersetzt, die Wartungsbedarf erkennen und melden. Gebäudereiniger in Flughäfen oder Bürogebäuden werden durch Reinigungsroboter ersetzt, die effizient und rund um die Uhr arbeiten. Auch Fließbandarbeiter ohne Spezialisierung verlieren an Bedeutung, da „Smart Factories“ viele Prozesse selbstständig regeln.
Darüber hinaus sind auch spezialisierte Dienstleister betroffen: Telefondolmetscher, etwa für Standardsituationen, werden durch Echtzeitübersetzer wie Google Translate oder DeepL Speech ersetzt. Touristenführer für einfache Stadtführungen verlieren durch AR-Brillen und digitale Apps an Relevanz. Und auch Journalisten, die auf strukturierte Inhalte wie Sportticker, Wetterberichte oder Börsennews spezialisiert sind, bekommen zunehmend Konkurrenz durch KI, die solche Daten schnell, fehlerfrei und neutral in Textform bringt.
Gefährdet sind auch einfache Lager- und Logistikberufe, die auf repetitiven physischen Abläufen basieren. In modernen Logistikzentren übernehmen autonome Fahrzeuge, Roboterarme und Sortieranlagen immer mehr dieser Aufgaben – oft schneller und präziser als der Mensch. Auch im Hotel- und Gaststättengewerbe geraten traditionelle Berufe wie Rezeptionistinnen und Rezeptionisten, einfache Servicekräfte oder Tellerwäscherinnen und Tellerwäscher unter Druck. Gäste erwarten digitale Buchungssysteme, kontaktloses Einchecken und personalisierte Angebote – die klassische Hotelrezeption verliert an Bedeutung.
In der Landwirtschaft sind Arbeitsplätze wie Feldbeobachter, Erntehelfer oder Traktorfahrer in Gefahr. Autonome Maschinen, GPS-gesteuerte Traktoren und mit Sensoren ausgestattete Drohnen übernehmen Pflanzenschutz, Bodenanalyse und Ernteplanung. Und auch im Transportwesen ist der Wandel unaufhaltsam: Mit dem Vormarsch autonomer Fahrzeuge schrumpfen die Zukunftsperspektiven für viele Lokführer, Bus-, Taxi-, Kurier-, LKW- und Lieferfahrer dramatisch. Langfristig wird es kaum noch welche geben.
Besonders prekär: Viele dieser Berufe galten bislang als Einstiegsmöglichkeit oder sicherer Hafen für Geringqualifizierte. Doch gerade hier schlägt die KI-Welle mit voller Wucht zu. Hinzu kommt, dass auch bisher gut bezahlte Fachberufe unter Druck geraten. So werden selbst Piloten mittelfristig durch autonome Fahrsysteme ersetzt. Steuerfachangestellte und Buchhalter sehen sich zunehmend durch automatisierte Steuer- und Finanzsoftware bedroht. Auch Steuerberater und Juristen müssen sich auf tiefgreifende Veränderungen einstellen, denn KI-Systeme erstellen schon heute einfache Verträge, Schriftsätze und Steuererklärungen.
Selbst Programmierer sind nicht automatisch auf der sicheren Seite: Low-Code- und No-Code-Plattformen sowie generative KI-Tools wie GitHub Copilot automatisieren erste Codierungsprozesse. Webdesigner sehen sich mit KI-Systemen konfrontiert, die Websites vollautomatisch generieren. Und im klassischen Büro verschwinden Sekretariats- und Assistenzstellen, weil KI-gestützte Terminplanung, E-Mail-Verwaltung und Textproduktion die Aufgaben effizient übernehmen. Die KI-Revolution ist kein Nischenphänomen mehr. Sie trifft den Kern unserer Arbeitswelt. Und sie zwingt uns alle, uns neu zu erfinden.
Die nahe Zukunft: Nicht nur Verluste – sondern auch neue Chancen
Trotz aller Automatisierung ist klar: Nicht alle Berufe stehen vor dem Aus. Im Gegenteil: Je mehr Künstliche Intelligenz (KI) unseren Alltag durchdringt, desto deutlicher werden noch ihre Grenzen. Empathie, Kreativität, moralisches Urteilsvermögen und zwischenmenschliche Sensibilität sind Eigenschaften, die die fortschrittlichste Maschine nicht ersetzen kann. Genau hier beginnt das neue Berufsfeld des Menschen.
Besonders sichere Perspektiven bieten Tätigkeiten, bei denen Menschen mit Menschen arbeiten – etwa in der Pflege, im Bildungsbereich oder in der Psychotherapie. Kreative Berufe wie Design, Kunst oder Regie erleben keinen Niedergang, sondern eine Weiterentwicklung. Wer mit KI arbeitet, statt sich von ihr bedroht zu fühlen, erschließt sich neue Ausdrucksmöglichkeiten und kreative Werkzeuge.
Zukunft haben ebenfalls alle Tätigkeiten, die strategisches Denken, ethisches Bewusstsein und Verantwortung erfordern – sei es in der Unternehmensführung, in der Politik, im Datenschutz oder in der Krisenkommunikation. Völlig neue Berufsbilder entstehen dort, wo Mensch und Maschine Hand in Hand arbeiten: KI-Trainer, Robotik-Wartungsexperten, Datenethiker oder hybride Projektmanager gehören zur neuen Arbeitsrealität.
Der technologische Umbruch bedeutet also nicht nur den Verlust von Arbeitsplätzen – er schafft auch neue Chancen. Diese erfordern allerdings andere Qualifikationen: technologische Kompetenz gepaart mit menschlicher Intelligenz. In der Bildung sind Lehrer künftig vor allem als Lernbegleiter gefragt, unterstützt durch KI-gestützte Curricula. Gleichzeitig entstehen neue Rollen wie die des Ethikberaters für den verantwortungsvollen Einsatz von KI in Schulen.
Im Gesundheitswesen wandelt sich das Berufsbild: Radiologen und Pathologen arbeiten mit KI zur Diagnoseunterstützung, virtuelle Gesundheitscoaches begleiten Patientinnen und Patienten digital und die roboterassistierte Chirurgie braucht spezialisierte Assistenten. In der Verwaltung entstehen neue Aufgaben in Smart Cities – mit Fokus auf KI-basierten Dienstleistungen, Cybersicherheit und ethischen Leitlinien.
Gleichzeitig verändern sich klassische Branchen. In Industrie und Landwirtschaft entstehen Berufe wie Robotik-Wartungstechniker, Bediener von KI-gesteuerten Maschinen oder Manager für Mensch-Roboter-Kollaboration. Das Gastgewerbe setzt auf datengestützte Personalisierung, wodurch Berufe wie Customer Experience Designer oder Supervisor für Serviceroboter entstehen. Und im Transportwesen sind neue Rollen wie Remote Driver, Traffic Flow Optimizer oder Autonomous Fleet Manager entscheidend für die Mobilität von morgen. Wer offen für Entwicklungen bleibt, wird in dieser neuen Arbeitswelt nicht nur bestehen, sondern sie mitgestalten.
Was jetzt zu tun ist – Empfehlungen für Politik, Wirtschaft und Individuen
Für die Politik:
Es ist an der Zeit, entschlossen zu handeln. Die KI-Revolution schreitet schneller voran, als viele staatliche Strukturen mithalten können – umso wichtiger ist eine vorausschauende, koordinierte und sozial ausgewogene Digitalpolitik.
An erster Stelle stehen gezielte Investitionen in Bildung und Weiterbildung: Schulen, Hochschulen und Berufsbildungseinrichtungen müssen flächendeckend modernisiert werden – technisch, methodisch und inhaltlich. Wir brauchen ein neues Grundverständnis von digitaler Mündigkeit – Programmieren, Datenverständnis und KI-Kompetenz sollten bereits in der schulischen Ausbildung verankert werden.
Gleichzeitig müssen Umschulungs- und Qualifizierungsangebote massiv ausgebaut werden – vor allem für jene Berufsgruppen, die von der Automatisierung am stärksten betroffen sind. Diese Angebote müssen niedrigschwellig, staatlich gefördert und in enger Kooperation mit den Unternehmen gestaltet werden.
Ein zentraler Hebel ist die Reform der sozialen Sicherungssysteme. Wer durch KI seinen Arbeitsplatz verliert, darf nicht in existenzielle Unsicherheit fallen. Sei es durch ein modernisiertes Arbeitslosengeld, Weiterbildungsstipendien oder – mittelfristig – ein bedingungsloses Grundeinkommen: Die soziale Sicherung muss mit dem technologischen Wandel Schritt halten.
Zudem braucht es klare rechtliche Leitplanken: für Datenschutz, algorithmische Transparenz, Diskriminierungsfreiheit und den Schutz vor Missbrauch von KI in sensiblen Bereichen wie Justiz, Medizin und Verwaltung. KI darf kein rechtsfreier Raum sein – sie muss demokratisch kontrolliert werden.
Nicht zuletzt muss der Staat seine eigene Innovationskraft stärken – durch gezielte Förderung von Forschung, Start-ups und öffentlichen KI-Anwendungen, die einen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen, etwa in den Bereichen Bildung, Mobilität oder Sicherheit.
Für Unternehmen:
Künstliche Intelligenz darf für Unternehmen nicht nur ein Rationalisierungsinstrument sein, sondern muss als strategisches Werkzeug zur Zukunftssicherung verstanden werden. Wer heute nur an Kostensenkung denkt, verliert morgen seine Wettbewerbsfähigkeit.
Zentrale Aufgabe ist die gezielte Weiterentwicklung der Mitarbeiter. Unternehmen müssen in interne Weiterbildung investieren, adaptive Lernplattformen einführen und den Mitarbeitenden aktive Lernzeit und finanzielle Anreize bieten. Wer diese Prozesse frühzeitig einleitet, schafft nicht nur Loyalität, sondern auch Innovationskraft.
Umschulungen und Talentmobilität innerhalb des Unternehmens sollten zur Selbstverständlichkeit werden. Beschäftigte, deren Tätigkeiten wegfallen, können durch gezielte Programme für neue, techniknahe Rollen qualifiziert werden – etwa als Datenanalysten, KI-Trainer oder Systemadministratoren.
Gleichzeitig müssen Unternehmen klare ethische Leitlinien für den Einsatz von KI entwickeln und kommunizieren. Transparenz, Fairness und Nichtdiskriminierung sollten nicht nur Marketingslogans sein, sondern operativ verankert werden – etwa durch interne Ethikgremien, unabhängige Audits und eine offene Fehlerkultur.
Cybersicherheit und Datenschutz rücken ins Zentrum unternehmerischer Verantwortung. Je mehr Daten Unternehmen generieren und auswerten, desto größer wird die Angriffsfläche. Investitionen in moderne Sicherheitssysteme, Verschlüsselung, Zugriffsmanagement und Datenschutzschulungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind längst keine Option mehr, sondern eine unternehmerische Notwendigkeit.
Schließlich sollten Unternehmen KI obendrein nutzen, um neue Geschäftsmodelle zu entwickeln: personalisierte Produkte, intelligentere Dienstleistungen, ressourcenschonendere Prozesse. Wer KI nutzt, um echten Mehrwert zu schaffen – für Kund*innen, Mitarbeitende und die Gesellschaft – wird zu den Gewinnern des digitalen Wandels gehören.
Für jede und jeden Einzelnen:
Die wichtigste Währung der Zukunft heißt Anpassungsfähigkeit. Wer auf dem Arbeitsmarkt bestehen will, braucht technisches Grundverständnis, Kreativität, Problemlösungskompetenz und strategisches Denken. Lebenslanges Lernen ist keine Option mehr – es ist eine Notwendigkeit.
Fazit: Die Zukunft ist jetzt
Die Jahre 2023 bis 2025 markieren den Übergang in ein neues Zeitalter. Künstliche Intelligenz ist keine Nischentechnologie mehr – sie verändert die Spielregeln unserer Gesellschaft. Die Frage ist nicht mehr, ob der Wandel kommt – sondern wie wir ihn gestalten.
Die gute Nachricht: Noch können wir Einfluss nehmen. Aber es braucht Mut, Weitsicht und Zusammenarbeit auf allen Ebenen. Die KI-Zukunft wird nicht einfach – aber sie kann gerecht, nachhaltig und innovativ sein. Wenn wir jetzt handeln.
Besonders hart wird die Zukunft jedoch für ungebildete, unqualifizierte und gering qualifizierte Menschen. Viele einfache Tätigkeiten verschwinden und ohne gezielte Weiterbildung droht der dauerhafte Ausschluss vom Arbeitsmarkt. Die sozialen und politischen Folgen könnten gravierend sein, wenn nicht entschieden gegengesteuert wird.
Matthias Weik befasst sich seit über zwei Jahrzehnten mit den Themen Finanzen, Wirtschaft und KI. Er zählt seit Jahren, mit sechs Bestsellern in Folge zu den verlässlichsten Bestseller-Autoren im Bereich Wirtschaft und Finanzen. 2023 ist sein sechster Bestseller „Die Abrechnung“ erschienen. Matthias Weik bezeichnet sich selbst nicht als Pessimist, Optimist sondern als Realist.
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Besser geht nicht. Danke Herr Weik. Hoffentlich diskriminiert uns die KI nicht. Und wenn uns das Europäische ESG Programm zum Positiven zwingen will, dann ist gut das Roboter und KI alles übernehmen. Wer will sich dauernd damit beschäftigen oder Beschäftigt werden, denunziert, angezeigt, verhandelt, wegen, was ist, was heisst Diskriminierung. Was sicher ist das neue Bürokratische Gesetze geschaffen werden um die KI zu beschäftigen und um Gottes Willen keine Vereinfachung herzustellen. UMSCHULUNG UND UMSCHULDUNG WERDEN KOMMEN, DAS HEIL DER MENSCHEIT IST GEKOMMEN. DANKE.
Besser geht nicht. Sie sind Realist.
Viele Dinge, die in diesem Artikel beschrieben werden, sind reine Automatisierung und haben nichts mit KI zu tun. Vielleicht sollte man sich erst mal näher mit den Unterschieden zwischen KI und Automatisierung beschäftigen. Gerade Letzteres gibt es bereits seit sehr, sehr vielen Jahren und schon lange vor KI.
Mir fehlt die Kosten-Nutzen Rechnung, sich kann KI und Robotik theoretisch alles. In der Praxis bedeutet aber jedes abweichen von Standard mögliche Fehler. Dazu kommt dass die Rettung durch KI keinesfalls kostenlos und nur selten preisgünstig ist. Um all diese Berufe durch KI zu ersetzen reicht unsere heutige Rechenleistung und Energie Erzeugung gar nicht aus. Noch mache ich mir also keine allzu großen Sorgen.
Auch den Jounalismus wird es treffen, einfache Analysen wie diese hier kann auch eine KI ganz einfach erstellen. Investigativjounalismus sein davon mal ausgenommen aber der Großteil wird sich auch aus diesem Beruf verabschieden können.
Es kann sich alles ändern oder wenig. Was heute als KI gilt, ist nur das effiziente Durchforsten des www. KI ist in vielen Bereichen noch lange nicht soweit, wie wir denken. Es ist auch alles eine Frage der Akzeptanz, Beispiel: Es gibt nichts nervigeres, als einen Telefoncomputer auszuhalten….
Wandel gab es schon immer, als z. B. die EDV aufkam, herrschte in der Arbeitswelt große Angst vor dem Arbeitsplatzabbau.
Und bis die KI wirklich von allen akzeptiert wird, dauert es noch mindestens eine Generation. Wenn ich mir alleine die Amtsstuben ansehe, dann ist da vielerorts das Fax noch Astronautentechnik und die PC laufen noch mit Windows XP….