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Australien erhöht Leitzins – zum ersten Mal seit 12 Jahren

Die Oper in Sydney ist das Symbol für Australien

Die Zentralbank in Australien hat zum ersten Mal seit 12 Jahren den Leitzins angehoben, und zwar von 0,10 auf 0,35 Prozent. Die folgende Grafik zeigt den Verlauf im australischen Leitzins in den letzten fünf Jahren.


source: tradingeconomics.com

In ihrem Statement sagt die Zentralbank, dass jetzt der richtige Zeitpunkt sei, um einen Teil der außerordentlichen geldpolitischen Unterstützung zurückzunehmen, die zur Unterstützung der australischen Wirtschaft während der Corona-Pandemie eingeführt wurde. Die Wirtschaft in Australien habe sich als widerstandsfähig erwiesen, und die Inflation (aktuell 5,1 Prozent, Kerninflation 3,7 Prozent) habe schneller und stärker angezogen als erwartet. Es gebe auch Anzeichen dafür, dass das Lohnwachstum anzieht. Angesichts dessen und des sehr niedrigen Zinsniveaus sei es angebracht den Prozess der Normalisierung der monetären Bedingungen einzuleiten. FMW: Also ist dies wohl der Auftakt für eine größere Zinswende?

Die Widerstandsfähigkeit der australischen Wirtschaft zeigt sich laut Aussage der Zentralbank vor allem auf dem Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote ging in den letzten Monaten auf 4 Prozent zurück und die Erwerbsbeteiligung stieg auf ein Rekordhoch. Auch die Zahl der offenen Stellen und die Zahl der Stellenanzeigen sind auf einem hohen Niveau. Die zentrale Prognose geht davon aus, dass die Arbeitslosenquote in Australien bis Anfang 2023 auf etwa 3,5 Prozent sinken und danach in etwa auf diesem Niveau bleiben wird. Dies wäre die niedrigste Arbeitslosenquote seit fast 50 Jahren.

Die Aussichten für das Wirtschaftswachstum in Australien bleiben ebenfalls positiv, obwohl es weiterhin Unsicherheiten in Bezug auf die Weltwirtschaft gibt, die sich aus den anhaltenden Störungen durch COVID-19, insbesondere in China, dem Krieg in der Ukraine und der sinkenden Kaufkraft der Verbraucher aufgrund der höheren Inflation ergeben. Die zentrale Prognose geht laut Aussage der Zentralbank von einem Wachstum des australischen BIP von 4,25 Prozent im Jahr 2022 und 2 Prozent im Jahr 2023 aus. Die Bilanzen der privaten Haushalte und der Unternehmen seien im Allgemeinen in guter Verfassung, ein Aufschwung bei den Unternehmensinvestitionen sei im Gange, und es gebe eine große Anzahl von Bauvorhaben, die noch abgeschlossen werden müssen. Die makroökonomischen Rahmenbedingungen seien nach wie vor wachstumsfördernd, und das Volkseinkommen wird durch höhere Rohstoffpreise gestützt.

Die Inflation hat laut Zentralbank deutlich und stärker als erwartet angezogen, auch wenn sie weiterhin niedriger ist als in den meisten anderen fortgeschrittenen Volkswirtschaften. Dieser Anstieg der Inflation sei weitgehend auf globale Faktoren zurückzuführen. Aber auch inländische Kapazitätsengpässe würden zunehmend eine Rolle spielen, und der Inflationsdruck habe sich ausgeweitet, da die Unternehmen eher bereit sind, Kostensteigerungen an die Verbraucherpreise weiterzugeben. In nächster Zeit wird mit einem weiteren Anstieg der Inflation gerechnet, aber sobald die Störungen auf der Angebotsseite behoben sind, dürfte die Inflation wieder in Richtung des Zielbereichs von 2 bis 3 Prozent zurückgehen. Die zentrale Prognose für 2022 geht von einer Gesamtinflation von etwa 6 Prozent und einer zugrunde liegenden Inflation von etwa 4,75 Prozent aus; bis Mitte 2024 dürften sich die Gesamtinflation und die zugrunde liegende Inflation auf etwa 3 Prozent abgeschwächt haben. Diese Prognosen beruhen auf der Annahme, dass die Zinssätze weiter steigen werden.

Die Zentralbank sagt, dass man entschlossen sei das Notwendige zu tun um sicherzustellen, dass die Inflation in Australien im Laufe der Zeit auf das Zielniveau zurückkehrt. Dies werde in der nächsten Zeit eine weitere Anhebung der Zinssätze erfordern. Der Verwaltungsrat werde die eingehenden Informationen und die sich entwickelnde Risikobilanz weiterhin genau beobachten, um den Zeitpunkt und das Ausmaß künftiger Zinserhöhungen festzulegen.



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