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Autoindustrie in Deutschland mit riesigen Forschungsbudgets – aber wird das reichen?

Die Autoindustrie (unsere Schlüsselindustrie) übt sich derzeit in Gewinnrevisionen. Niedrigere Zulassungszahlen schmälern die Gewinne, die bei BMW, Daimler, VW und Conti im ersten Quartal mit 8 Milliarden Euro um ein Drittel geringer ausfielen, als im Vorjahr. Absatzprobleme sind das eine, aber das andere sind gewaltige Summen, die unsere Autoindustrie in Forschung und Entwicklung steckt, um in Zukunft mithalten zu können.

Die Forschungsbudgets der Autoindustrie

Der Forschungsetat Deutschlands liegt knapp über 3 % des Bruttoinlandsprodukts, bei gut 100 Milliarden Euro, von denen bereits 40 Milliarden auf die Autokonzerne entfallen. Das entspricht 5,4 Prozent deren Umsätze und ist höher als in vielen anderen Ländern (USA 3,4%, Welt 4,2%). Allein Daimler hat 16,5 Milliarden Euro für Forschung, Entwicklung und Investitionen eingeplant, entsprechend fast zehn Prozent des Jahresumsatzes. Am stärksten ist dabei der Autozulieferer, der in der Nacht zum Dienstag mit einer Gewinnwarnung die Märkte verschreckt hatte: Continental. Eine Steigerung um 38 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 4,3 Milliarden Euro, verteilt auf 82 Forschungsstandorte. Der Wirtschaftsprüfer E&Y äußert hingegen Zweifel, ob diese Forschungsanstrengungen ausreichen, um auf dem Technologiesektor weltweit mithalten zu können.

Der Vorsprung der US-Tech-Konzerne

Dass Masse nicht gleich Klasse ist, zeigen Recherchen des Schweizer Wirtschaftsforschungsinstituts Econ Sight: 60 Prozent aller Weltklassepatente im Bereich der Künstlichen Intelligenz kommen aus den USA. China liegt zwar in der Masse weit vorne, aber wenn es um Qualität geht (u.a. gemessen an den Patentanmeldungen in verschiedenen Ländern) liegt Microsoft mit über 1 000 erstklassigen Patenten vorne, gefolgt von Alphabet mit gut 900 und Intel mit 400 Patenten. Europa ist nur mit drei Firmen in den Top 50 vertreten: Philips, Roche und als einziges deutsches Unternehmen Siemens. Auch wenn das forschungsintensivste chinesische Unternehmen Huawei mit 13 Milliarden Euro glänzt, sind die USA noch weit vorne. Amazon investiert achtmal so viel in die Forschung wie sein Wettbewerber Alibaba. Alphabet hat hat mehr als ein Dutzend Firmen, die Forschung auf den Gebieten Biotechnologie, Gentechnik, KI, Glasfasernetze, Drohnen u.w. betreiben. Möglich machen dies die Milliardengewinnen der Suchmaschine Google.

Thema Netzausbau

Beim Thema schnelles Internet, also einer Schlüsselvoraussetzung für fast alle Forschungsarbeiten, hinkt Deutschland bekanntermaßen den anderen Staaten hinterher. Der Anteil von Glasfaseranschlüssen an allen stationären Breitbandanschlüssen erreicht in Korea fast 80 Prozent, in Spanien 50, aber in Deutschland nach einer Aufstellung der Deutschen Bundesbank über 20 Prozentpunkte weniger als der Durchschnitt aller 36 OECD-Länder, alsodemokratischen Staaten mit marktwirtschaftlichen Strukturen.

Ergo: Deutschlands Autoindustrie forscht mit gewaltigem Aufwand für die Zukunft. Deshalb auch der einbrechende Gewinntrend. Wenn die Hightech-Nation Deutschland weiter mit vorne bleiben will, wird es diese Branche alleine aber nicht richten können.

VW Hochhaus - Autoindustrie im Check
Foto: Vanellus CC BY-SA 4.0



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1 Kommentar

  1. Naja, hier könnte doch auch der Staat investieren, anstatt unsinnige 2% für Militär ausgeben zu wollen

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