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Autoindustrie mit mehr Jobabbau als Verrentung, Job-Verlagerung Richtung Osten

Autoindustrie und Volkswirtschaft stehen vor zwei Problemen. Mehr Jobverluste als Verrentung, und die Abwanderung der Produktion.

Altes Fabrikgebäude in Wolfsburg als Symbol für deutsche Autoindustrie

Bleibt die deutsche Autoindustrie das Hauptfundament unserer Volkswirtschaft neben dem Maschinenbau? Daran sind Zweifel angebracht. Nicht nur die Autohersteller, sondern auch die Zulieferer dahinter stehen direkt und indirekt für unzählige Jobs, viel Steueraufkommen und Kaufkraft. Man denke an Giganten wie Bosch, Continental usw. Zwei Faktoren scheinen aktuell für einen großen Wandel zu sorgen.

Elektroautos kosten die Autoindsutrie zahlreiche Jobs, Verrentung fängt das nicht auf

Für die Herstellung von Elektroautos benötigt die Autoindustrie deutlich weniger Mitarbeiter als für die alten Verbrennungsmotoren. Das ist kein Geheimnis. In einer frisch veröffentlichten Analyse des ifo-Instituts zusammen mit dem Automobilverband VDA wird dieses Thema beleuchtet. Das negative Fazit: Durch die schrumpfende Produktion von Verbrennungsmotoren werden in der deutschen Autobranche mehr Arbeitsplätze wegfallen als Beschäftigte in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen! Man sehe schon an der Entwicklung der Produktionswerte, dass für Elektroautos ganz andere Teile benötigt werden als für Verbrenner. Die Transformation sei noch nicht im gleichen Umfang bei der Beschäftigung angekommen. Vor allem für die mittelständisch geprägte Zuliefererbranche sei der Übergang zur Elektromobilität eine große Herausforderung. Es sei wichtig in der verbleibenden Verbrennerproduktion und bei Elektrofahrzeugen hoch qualifizierte Jobs zu erhalten, ohne den Strukturwandel aufzuhalten.

Die zu erwartende Transformation in der Beschäftigung werde nicht vollständig durch den Ruhestand der geburtenstarken Jahrgänge abgefedert werden können. Da die Lücke jetzt schon bekannt sei, hätten Unternehmen in der Autoindustrie die Möglichkeit rechtzeitig geeignete Maßnahmen zu ergreifen, zum Beispiel Umschulungen und Weiterbildung. Man schätzt bei ifo und VDA, dass in der deutschen Autoindustrie bis 2025 rund 75.000 Beschäftigte in der Produktion in den Ruhestand gehen werden. Doch im Jahre 2025 sollen mindestens 178.000 Beschäftigte von der Transformation zum Elektromotor betroffen sein. Bis 2030 werden laut der Schätzung von ifo und VDA 147.000 Produktionsbeschäftigte in Rente gehen, davon rund 73.000 im Fahrzeugbau – aber mindestens 215.000, davon 165.000 direkt in der Automobilindustrie, arbeiten in der Herstellung von Produkten mit Bezug zum Verbrennungsmotor.

Abwanderung der Produktion ins Ausland

Der VDA merkt heute auch an, dass bis 2030 mehr als 200.000 Arbeitsplätze gerade in der mittelständischen Zulieferindustrie wegfallen könnten, die unter den aktuellen Bedingungen nicht neu geschaffen werden können. Erschwerend komme hinzu, dass dank hohen Steuern und Abgaben, hohen Energiekosten und mangelnden Investitionen in Bildung Deutschland im internationalen Standortwettbewerb immer weiter zurückfalle. Deutschland als Standort sei ins Hintertreffen geraten, und man hätte hierzulande Rahmenbedingungen, die weder Innovation noch Investitionen ausreichend fördern.

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Dazu möchten wir folgenden Chart von Dr. Jörg Krämer (Chefvolkswirt der Commerzbank) zeigen. Er hat sich gestern mit diesem Thema beschäftigt. Der Chart soll zeigen, dass unabhängig vom dem Corona-Absturz im letzten Jahr die Anzahl der in Deutschland produzierten Autos strukturell abnimmt. Es ist vor allem (so unsere Anmerkung) eine Abwanderung der Produktion Richtung Ungarn, Slowakei, Tschechien und Polen. Und nicht nur die niedrigeren Löhne sind ein Thema, sondern halt eben die Standortqualität insgesamt, die auch noch aus vielen anderen Faktoren als nur den Lohnkosten besteht. Ohne billiges „Grünen-Bashing“ betreiben zu wollen, darf man sagen: Ziehen die Grünen ins Kanzleramt ein oder werden (aller höchst wahrscheinlich) ein wichtiger Teil der nächsten Bundesregierung, dann dürfte es wohl kaum weniger neue Regulierungen für die Autoindustrie geben, sondern eher mehr.



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1 Kommentar

  1. „… dass dank hohen Steuern und Abgaben, hohen Energiekosten und mangelnden Investitionen in Bildung Deutschland im internationalen Standortwettbewerb immer weiter zurückfalle. Deutschland als Standort sei ins Hintertreffen geraten …“
    Ich kenne diesen Industriezweig sehr gut, auch auslänidsche Standorte kenne ich, daher kann ich dem Statement vom VDA voll und ganz zustimmen.
    Die Rahmenbedingungen verschlechtern sich hier seid Jahren/Jahrzehnten, wenn man wenigstens sehen würde das man auf anderweitige butter- und brotbringende Einnahmequellen für’s Volk hinarbeite …. aber Fehlanzeige.
    Mit dem Wegfall der Automobilindustrie in den nächsten 10…20 Jahren werden uns mindenstens 20%…25% beim BIP fehlen – ein kleiner Rest vom BIP. (5…10%) wird wohl bleiben.
    Die Homogenität und Konstanz dieser Entwicklung hat für sich schon bemerkenswerte Alleinstellungsmerkmale.
    Aber man muss auch einmal die positiven Askpekte hervorheben, Europa ist dann homogener und der Euro möglicherweise für alle passender. Das massive Problem ist nur das in diesem kleinen Land zu viele Leute rumlaufen die Hunger haben werden, ohne massiver MMT wird’s dann bestimmt lustig in den Straßen unseres Landes.

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