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Autoindustrie und Zulieferer im Absturz – Massenentlassungen

Autoindustrie und Zulieferer in Deutschland befinden sich im Absturz. Es hagelt Massenentlassungen und Pleiten.

VW Autostadt
VW Autostadt. Foto: Liesa Johannssen/Bloomberg

Nicht nur, dass die großen Massenhersteller wie Stellantis oder VW mit rückläufigen Absatzzahlen und einer falschen Strategie zu kämpfen haben. Nicht nur, dass bei den Herstellern direkt viele Jobs wackeln und ganze Werke vor der Schließung stehen. Weniger sichtbar ist: Die Lage der Autoindustrie im Hintergrund – nämlich bei den Zulieferern – ist noch viel schlimmer, und die Entwicklung schreitet rasant voran. Ein Überblick.

Autoindustrie in der Krise: Zulieferer bauen Stellen ab

Heute wird vom Autozulieferer Schaeffler gemeldet, dass man einen Bruttoabbau von 4.700 Stellen vornehmen wird, wovon 2.800 Jobs auf deutsche Standorte entfallen. Verlagerungen reduzieren den Nettoabbau auf rund 3.700 Stellen, dies entspricht in etwa 3,1 Prozent der gesamten Mitarbeiterzahl. Von den Abbaumaßnahmen sind in Deutschland zehn Standorte betroffen, dazu fünf weitere Standorte in Europa, von denen zwei geschlossen werden sollen. Schaeffler – als einer der großen Zulieferer in der Autoindustrie – nennt als Gründe (zusammengefasst): Das herausfordernde Marktumfeld, die zunehmende globale Wettbewerbsintensität, sowie auf die fortschreitende Transformation vor allem in der Autozuliefererindustrie.

Bosch, Continental und ZF mit zahlreichen Entlassungen

Schaeffler ist nur der aktuellste Fall von Massenentlassungen. Unter anderem in der Autozuliefersparte will Bosch bereits 7.000 Stellen streichen. Jüngst wurde bekannt, dass man nicht ausschließen könne, erneut „personelle Kapazitäten weiter anpassen zu müssen“. Der große Autozulieferer ZF Friedrichshafen will bis zum Jahr 2028 bis zu 14.000 von 54.000 Stellen in Deutschland streichen, ein immenser Kahlschlag. Als Grund nannte man unter anderem  die schwache Marktentwicklung bei Elektroautos. Laut Berichten aus September will Continental bis 2028 weltweit 7.150 Stellen alleine in der Verwaltung, Entwicklung und Forschung streichen. Seit Mitte 2023 sind bereits 5.000 Stellen in Entwicklung, Produktion und Verwaltung reduziert worden.

Zahlreiche kleine Zulieferer im Niedergang

Bei kleineren Unternehmen, die als Zulieferer für die Autoindustrie arbeiten, kann man derzeit schon fast von täglichen Meldungen sprechen, entweder über Entlassungen oder Insolvenzen. Magna hatte im Oktober angekündigt sein Werk in der Oberpfalz bis Ende 2026 schrittweise zu schließen, wovon 110 Mitarbeiter betroffen sein sollen. Der Zulieferer Castwerk aus dem hessischen Frankenberg – spezialisiert auf die Herstellung von Druckgussteilen aus Magnesium – stellt den Geschäftsbetrieb nach einem gescheiterten Insolvenzverfahren ein. 140 Mitarbeiter wurden zu Ende Oktober gekündigt. Der bekannte Autositzhersteller Recaro meldete im August Insolvenz an, 215 Mitarbeiter sind betroffen. Die Produktion wird bis Jahresende eingestellt. Der nordrhein-westfälische Zulieferer Muhr und Bender will bis Ende 2025 rund 300 Stellen abbauen.

Ende September hatte die Federnfabrik Erwin Lutz ein Insolvenzverfahren eingeleitet. Anfang Oktober berichtete der NDR, viele Zulieferer der Autoindustrie wie Bertrandt hätten sich eine Zeit lang mit Kurzarbeit über Wasser gehalten. Aber inzwischen seien die Auftragsbücher leer. Die Folge seien Kündigungen. Alleine 100.000 Arbeitsplätze seien in Niedersachsen bei 150 Zulieferern in Gefahr. Deshalb fordere der dortige Arbeitgeberverband, dass das ab 2035 geltende EU-Verbrennerverbot zurückgenommen werden soll. Das ist aber kaum im Sinne des Bundeswirtschaftsministers, um es sehr nett und vorsichtig zu formulieren.

Kommentar

Man könnte die Liste weiter fortsetzen. Zulieferer leiden noch stärker, wenn die großen Konzerne der Autoindustrie ihre Probleme und ihren Kostendruck nach unten durchreichen. Was lernt man aus der Krise? Das nur noch gut zehn Jahre in der Zukunft liegende Verbrenner-Verbot der EU hat die europäischen Autokonzerne regelrecht gezwungen, die Produktion schneller auf Elektroautos umzustellen, als es die Verbraucher wollen. Man fragte sich kaum: Sind diese neuen Elektroautos günstig genug, gibt es überhaupt eine breite Ladeinfrastruktur, sind die Reichweiten einer Aufladung lang genug, ist die Akzeptanz der Kunden vorhanden? Aber egal, die Politik wollte die Umstellung der Autoindustrie mit der Brechstange, und hat sie auch bekommen. Das Resultat kann man jetzt besichtigen.

Das Fatale an dieser Krise ist: Viele grüne „Vordenker“ legen die aktuelle Krise der Zulieferer und der großen Autokonzerne so aus, dass sie eben zu spät auf Elektroautos umgestiegen sind. Eine fatale Fehldeutung der Krise. Offenkundig haben die Chinesen inzwischen einen enormen Vorsprung bei Elektroautos errungen, keine Frage. Die Autoindustrie in Europa sollte ohne Verbrenner-Verbot (Planwirtschaft) technologieoffen das anbieten, was die Kunden haben wollen (Marktwirtschaft). Günstige, moderne, nachgefragte Verbrenner sollten auch nach 2035 vom Band laufen können. Und gleichzeitig sollte man volle Kraft in Elektroautos investieren, und dort hochwertige und günstige Angebote präsentieren. Dann sollen die Kunden entscheiden. Und entsprechend offen können die Autohersteller dann auch ihre Fabriken so auslasten, dass nicht am Bedarf der Kunden vorbei produziert wird. Und natürlich bedeuten mehr Elektroautos langfristig weniger Arbeitsplätze bei Zulieferern und Autoherstellern. Das ist eine große Aufgabe, der man sich als Politik und Volkswirtschaft stellen muss.



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16 Kommentare

  1. Wann immer grüne Politiker den Mund öffnen, werden die Fakten in das Gegenteil verkehrt (freundlich ausgedrückt). Die politisch initiierte verrückte Energiewende verteuerte die Energie massiv, die Auswirkungen der Sprengung von Nordstream 2 wurden bewußt durch das Ausschalten der AKWs, dem Fracking-Verbot, der progressiven CO2-Bepreisung, dem Abschalten von Kohlekraftwerken und durch die steigenden Netzentgelte verschärft. Den Menschen wurde und wird erheblich mehr Geld aus der Tasche gezogen, durch Firmenpleiten aufgrund der Energiepreise und dem Regulierungswahn steigen die Arbeitslosen – also fehlt Geld für einen Neuwagen. Der vorauseilende Gehorsam von Automanagern in punkto eMobilität wird von den Verbrauchern halt abgestraft.

    1. Es ist bemerkenswert, dass immer nur die Nordstream-Anschläge thematisiert werden, während die Sabotage an der Balticconnector Pipeline plus ein paar Datenkabeln zwischen Finnland und Estland durch ein chinesisches Schiff in Begleitung eines russischen Spezialschiffs erwartungsgemäß totgeschwiegen wird.

      Schon klar, da es sich hierbei um zwei „gute“ und friedliebende Staaten handelt, kann es sich nur um einen unglücklichen Unfall handeln. Wer zweifelt schon daran, dass ein mehrfach gesicherter tonnenschwerer Anker plus eine ebenfalls tonnenschwere Kette sich nicht einfach völlig selbständig und flüsterleise in Richtung Meeresgrund aufmachen und hunderte von Seemeilen am Grund entlanggeschleift werden, ohne dass irgendwer an Bord etwas bemerkt.
      So ist es natürlich auch nur Zufall, dass die Schiffe genau an der „Unfall“stelle ihre Geschwindigkeit auf die Hälfte reduzierten oder dass Russland die letzten paar Jahre damit verbracht hat, Westeuropas wichtige Meeresinfrastruktur in der Nord- und Ostsee mittels spezieller Aufklärungsschiffe und mit abgeschaltetem AIS-Erkennungs- und Positionssystem genau zu lokalisieren 😉

      https://www.nordisch.info/estland/krimireife-spurensuche-zum-bruch-der-ostsee-pipeline-balticconnector/
      https://www.nordisch.info/estland/china-bekennt-sich-zu-beschaedigung-der-balticconnector-pipeline/
      https://www.nzz.ch/international/newnew-polar-bear-hat-gaspipeline-balticconnector-in-der-ostsee-beschaedigt-ld.1843435
      https://www.agenzianova.com/de/news/Pressequellen-China-gab-zu%2C-f%C3%BCr-den-Schaden-am-Baltic-Connector-verantwortlich-zu-sein/

      Am Ende wird sich gewiss herausstellen, dass böse amerikanische Geheimdienste und Spezialeinheiten dahinterstecken. Oder gar der fötenbluttrinkende und gensuppenimpfende Deep State ☝

  2. Dieselabgasskandal 2015 ist nicht zu vergessen. Da wüsste ich gerne mal wer da technische Details durchgesteckt hat. Das hat den Franzosen und Chinesen mal so richtig in den Kram gepasst.Die lachen heute noch.

    Und Nordstream ,was läuft da eigentlich ? Da wird ja bestimmt ermittelt bis sich die Balken biegen ! :-D

    Für alle anderen gilt:
    Lasst euch nicht verars…… ,sie verarmen euch und es ist ihnen völlig egal !

  3. Naja, der „Industriepark“ in Deutschland wird doch sowieso gewaltig schrumpfen müssen, wenn nach Wetterlage produziert werden soll. Und bei Sonne und Wind reicht doch heute schon die Kapazität vollkommen aus.
    Wenn der Wind weht und die Sonne scheint.
    …Strom: Produzieren nach Wetterlage? Wirtschaft warnt vor Habeck-Plan – WELT…

    https://www.welt.de/wirtschaft/energie/plus253159608/Strom-Produzieren-nach-Wetterlage-Wirtschaft-warnt-vor-Habeck-Plan.html

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  4. Dem Wohlstandsdeutschland geht es nachwievor und anscheinend bestens.
    Ansonsten könnte ich mir nicht erklären, warum die überwältigende Mehrheit der Deutschen, diese Poklitik
    immer noch wählt.
    Aber mal ehrlich: Ich brauche nur auf den Marktplatz gehen, um zu erkennen, dass es in Deutschland
    anscheinend millionen Menschen gibt, die sich in keiner Wertschöpfungskette befinden und für die das
    Leben auch so gut läuft.

    1. Wenn ich den jährlichen Ansturm der Massen an deutschen Urlaubsgästen aus der unteren bis mittleren Einkommensschicht auf die Touristenhotspots der Alpen während der extrem teuren Sommersaison und noch teuereren Wintersaison sehe, frage ich mich, woher diese das viele dafür nötige Geld nehmen, wenn es ihnen wirtschaftlich angeblich so schlecht gehen soll.

  5. Heile Bergwelt grüsst Neuköln

    @ Columbo, der Wiederholungstäter der andern dauernde Wiederholungen anlastet. Diese Märchen brachten sie schon einmal und es wurde heftig entkräftet. In einem Millionenballungsraum hat es immer einige Tausend die in die luxuriöse Bergwelt pendeln können. Sie haben dann eine Ausrüstung mit Autos und E- Bikes für über 100 000.- Euro dabei. Es sind dann eher die oberen 30% die das Geld der enteigneten
    70% verprassen und sie als Profiteur und Gutmensch sind natürlich wieder der übliche Schönredner.

    1. @Wechselbalg

      Nein, es sind nicht die oberen 30%. Es ist die unterste Einkommensschicht, die die Alpen akustisch und olfaktorisch verunstaltet und mit Geld zuschüttet.
      Möchten Sie eine akustische und visuelle Dokumentation von Ihren Mitbürgern?

  6. Der Dieb ruft, haltet den Täter

    @ Columbo, sie scheinen die Verhältnisse der deutschen Unterschicht überhaupt nicht zu kennen, zudem haben sie vor einiger Zeit geschrieben ,dass die Preise in den Dolomiten sehr stark gestiegen seien.
    Sie sind in dieser Hinsicht genau der Dilettant den sie heute kritisierten.

    1. Dieser Artikel ist wieder völliger Schwachsinn, sorry.
      Als Grund werden die schwachen E-Auto Neuzulassungen in D angeführt.
      Fakt ist: Die starken E-Auto Absatzzahlen in China haben die Verbrennerverkäufe deutscher Hersteller abgelöst. 30% des Umsatzes sind somit weg. Das ist aktuell das Hauptproblem.
      Angenommen es gäbe kein Verbrenner Verbot..wie wäre die Lage jetzt? Man hätte genauso viele Verbrenner verkauft. Nur dass Tesla den E-Automarkt dominieren würde.
      Angenommen die E-Auto Zulassungen würden stark steigen, dann würde man noch weniger von den aktuell profitablen Verbrennern verkaufen>noch größere Defizite bei Herstellern und Zuliefern.
      Ich hoffe der Autor liest mal diesen Kommentar und verbreitet in Zukunft keine Halbwahrheiten.
      Es ist eine Techniktransformation im Gänge und das wird nicht ohne hohen Verluste gehen.

      1. In DE sieht man nun die Marktfähigkeit von nicht subventionierten E–Autos.

        Dezember 23 Subvention abgeschafft. .Und Plong .

        https://www.adac.de/news/neuzulassungen-kba/

    2. Ja @Wechselbalg, die Preise sind stark gestiegen und trotzdem brechen Ihre urlaubenden Mitbürger immer neue Nächtigungsrekorde.

  7. Schichten- Gschichten

    @ Columbo, ( Unterschichtsbeauftragter) Ich habe einmal die Hotelpreise im Unterschichtsparadies gegoogelt. Sind sie wirklich überzeugt ,dass sich die Unterschicht in ihrem Paradies tummelt, oder sind sie ein Schichten – Dilettant weil sie sich am Hochpunkt der Oberschicht bewegen?
    Ein Budgetvorschlag einer Familie für einen Wochenendausflug in ihre Schnäppchenbergwelt würde mir sehr helfen.Vielleicht hätten sie in ihrer 8 – Zimmer- Villa noch einige Zimmer frei ,dann könnte es wirklich klappen.

    1. @Wechselbalg

      Kommen Sie doch mal in der Hochsaison in eine der alpinen Touristenhochburgen und überzeugen Sie sich selber. Sie werden staunen…

      1. Ich wäre vorsichtig mit so einer Einladung. Der @Wechselbalg möchte bei Ihnen im Haus übernachten. Den bekommen sie dann nicht mehr los. 😂

  8. Das Fazit bzw. Kommentare im Artikel sehe ich als absoluten Fehlschluss.
    Nicht der Schwenk zur E-Mobiltät hat zu dieser Lage geführt, sondern die Überheblichkeit, Unentschlossenheit, zögerliches Handeln, fehlende Kompetenzen und somit durchwachsenen Produkte, das alles aber zum Premiumpreis.
    Das gleiche gilt für die Ladeinfrastruktur, welches besonders in Deutschland mafiöse Strukturen zeigt.

    Nicht der, schon längst beschlossene Wandel ist schuld, sondern rein die Umsetzung.
    Wer bis am Schluss etwas von Technologieoffenheit quasselt, hat offenbar nicht mitbekommen, dass man schon längst über dem Forschungsstatus hinaus ist und hier ist dann das aller wichtigste, sich festzulegen und gezielt in diese Richtung zu gehen – das bringt bessere, günstigere Produkte.

    Dass die Ladeinfrastruktur sehr gut lösbar ist und die Fahrzeuge gute Margen abwerfen können, ist seit etwa 10 Jahren am Markt ersichtlich – auch am Standort Deutschland ist das möglich.

    Wer hier also immer noch alles nur der Politik in die Schuhe schieben möchte, lügt sich selbst an. Das einzige was man der Politik vorwerfen kann ist, dass sie nicht viel stregenter auftrat und sich immer wieder von den Lobbyisten um den Finger wickeln ließen.

    Die Phrasen, die etwa ein Matthias Müller von sich gab, stellten sich als absolute Nebelkerze heraus – nichts adäquates lag in den Schubladen und man musste überhastet die unfertige MEB-Plattform auf den Markt werfen.

    Zu wenig, zu spät… der Weg war aber schon seit über ein Jahrzehnt klar.

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