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Sorgt die Automatisierung für Massenarbeitslosigkeit? Hier ist zumindest mal ein Zahlenansatz

Dieser Effekt sollte doch nun wirklich Arbeitsplatzverlusten entgegenwirken, die aus der fortschreitenden Automatisierung der Wirtschaft resultieren? Das könnte man zumindest...

FMW-Redaktion

Das ist die große Frage, die in der Politik überhaupt nicht besprochen wird. Schließlich gibt es ja den Demografiewandel, der für rückläufige Zahlen bei der arbeitsfähigen Bevölkerung sorgt. Dieser Effekt sollte doch nun wirklich Arbeitsplatzverlusten entgegenwirken, die aus der fortschreitenden Automatisierung der Wirtschaft resultieren? Das könnte man zumindest annehmen. Aber gibt es zu dem Thema überhaupt schon Zahlen? Es scheint fast unmöglich hier irgendeine seriöse Kalkulation vorzunehmen. Die Hans Böckler-Stiftung (Forschungseinrichtung des DGB) hat diese Woche genau hierzu eine Studie namens Digitalisierung, Automatisierung und Arbeit 4.0 veröffentlicht, und sozusagen einen Blick in die Zukunft gewagt. Dabei widmet man sich endlich mal dem Thema, dass vor allem Dienstleistungsjobs massiv betroffen sein werden. Die Studie untersucht hierbei die Auswirkungen für Norddeutschland. Zitat:

In der Studie wird festgestellt, dass ca 10 bis 15 Prozent der 3,83 Mio. Arbeitsplätze im Norddeutschen Dienstleistungssektor in den nächsten Jahren umfassend von Digitalisierung betroffen sein könnten. In Hamburg wären das umgerechnet 80 000 Jobs. Das heißt jedoch nicht, dass diese Arbeitsplätze alle wegfallen. Es könnten sich auch die Tätigkeiten ändern, weshalb ver.di eine betriebliche und gesetzliche Förderung von Qualifizierungsmaßnahmen für Beschäftigte fordert. Außerdem müsse der digitale Wandel durch betriebliche und tarifliche Regelungen unter Einbindung der Beschäftigten vollzogen werden. Deshalb fordert ver.di auch eine Anpassung des Betriebsverfassungsgesetzes und ein Ende der Tarifflucht durch die Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen per Gesetz.

Untersucht hat man für die Studie die Branchen Einzelhandel, Straßenlogistik, Banken, Krankenhäuser und das IT. Unserer Meinung nach „wütet“ die Automatisierung derzeit schon extrem schlimm bei Banken und Versicherungen. Die monatlichen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zeigen bundesweit Monat für Monat enorme Arbeitsplatzverluste. Gewiss, von Gewerkschaften darf man in diesem Zusammenhang annehmen, dass negative Zahlen extrem aufgebauscht werden. Aber dass nur 10-15 % der untersuchten Arbeitsplätze betroffen sind, das klingt doch nach einer relativ zurückhaltenden Meinung der Gewerkschafter. Die Studie sagt andererseits aber auch, dass die betroffenen Arbeitsplätze ein sogenanntes (Achtung) „Substituierbarkeitspotenzial“ von mehr als 70% haben. Damit ist gemeint, dass 70% der untersuchten Arbeitsplätze durch Automatisierung ersetzt werden könnten.

Aber man scheint wie oben zitiert von einer noch überschaubaren Ersetzung durch Roboter und Software auszugehen. Auch darf man natürlich nicht vergessen, dass durch die Automatisierung neue Branchen und Berufe entstehen. So muss es zum Beispiel Menschen geben, die die Roboter bauen und warten. Auch muss es Menschen geben, die die Automatisierungssoftware schreiben und verbessern. Aber mal ehrlich. Wenn sagen wir mal 100.000 Arbeitsplätze im Einzelhandel verloren gehen (nur mal so als Zahl), schafft die Volkswirtschaft dann für diese 100.000 Menschen neue Arbeitsplätze in den neuen Industrien? Die Gewerkschafter jedenfalls rufen als Konsequenz dieser Entwicklung dazu auf, noch massiver als sowieso schon ständig von allen Seiten gefordert in Bildung zu investieren. Zitat:


Vor allem durch Aus- und Weiterbildung können Beschäftigte befähigt werden, die neuen Anforderungen in einer digitalen Wirtschaft zu erfüllen. Der wachsende Bedarf an Aus- und Weiterbildungsleistungen ergibt sich aus der Einführung digitaler Technologien und den schnellen Innovationszyklen in einer digitalen Wirtschaft. Ein zentraler Ansatzpunkt liegt dabei in einer kontinuierlichen Erweiterung der Kompetenzprofile der Beschäftigten gemäß den Anforderungen, die aus der Nutzung neuer Technologien und der Vernetzung ganzer Bereiche erwachsen. Die Anforderung ist ein berufsbegleitendes lebenslanges Lernen in einem immer wieder neu organisierten Weiterbildungsprozess. Neben technischen Kompetenzen spielen dabei auch soziale Kompetenzen eine immer wichtigere Rolle. Die konkreten Qualifizierungsbedarfe sind jeweils unternehmens- und branchenspezifisch zu entwickeln.

Weitere Forderungen der Gewerkschafter auf diese Entwicklung sind (wir geben mal nur die Stichworte wieder):

Soziale Absicherung durch Tarifpolitik und Mindestlohn

Erweiterung der Mitbestimmung politisch einfordern

Vereinbarungen auf betrieblicher Ebene zur Arbeitsplatzgestaltung und zur Mitbestimmung durchsetzen




Quelle: verdi/Hans Böckler-Stiftung



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3 Kommentare

  1. Je höher das Bildungsniveau, umso höher der Verdrängungswettbewerb am Arbeitsmarkt, da die Automatisierung vorerst den unteren Teil der Beschäftigungspyramide betrifft.
    Wenn immer mehr hochqualifizierte Arbeitnehmer sich um immer weniger Arbeitsplätze raufen müssen, wird die entsprechend höhere Qualifikation nichts mehr wert sein. Der Faktor Arbeit wird (noch mehr) abverkauft….Schwachsinn 4.0.1.

  2. Dem schließe ich mich an.Die Ostdeutschen wahren nach der Öffnung der Mauer auch gut ausgebildet, was haben die Ingenieure und Naturwissenschaftlichen dann gemacht, im Supermarkt Getränke eingeräumt oder in der Altenpflege gearbeitet, wenn wir nicht unser Wirtschaftssystem umstellen dann kommt es evtl zu einer humanitären Katastrophe, absolut unnötig

  3. Warum werden hier Studien von befangenen Institutionen verwendet ?!

    Das ist Foch Unsinn mit Ansage .

    Allein schon die Tatsache das die Studie das Forschungsfeld inzwischen auf Norddeutschland einschränken kann … Kann man uns bitte intelligenter verarschen ?!

    Der Effekt wird der gleiche wie der beim Thema „Lehrer , demokrafie , Klassengröße“.

    Der Demokratie Wandel hätte ganz locker zu kleineren Schulklassen und besserer quali geführt . …die Idioten in Berlin hätten einfach nur NICHTS machen müssen .

    Nix ..Schulen wurden geschlossen , Lehrer gingen in Rente , neue wurden nicht eingestellt . Klassen blieben konstant gross.

    ..ach ja …und dann wurden gibts da noch das spontane kinderglück von traumatisierten Kriegsflüchtlingen + Inklusion .

    Exakt genau so wird es mit automatisierungs BLA laufen .

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