Hört man etwas über den jahrelangen dramatischen Rückgang der Autoproduktion in Deutschland? Nein. Man hört viel über die Corona-Probleme, Halbleitermangel, kaputte Lieferketten, und jetzt noch die Folgen es Ukraine-Kriegs. Und allgemein spricht man von einem Blick auf die „deutsche Autoindustrie“. Und bei dieser Gesamtbetrachtung schaut man ja auf die gesamte Autoproduktion von Unternehmen wie Volkswagen, also auch was zum Beispiel in Osteuropa oder China produziert wird. Aber schaut man „nur“ auf die Autoproduktion in Deutschland, dann sieht man einen düsteren Abwärtstrend, und das bereits seit Jahren.
Autoproduktion in Deutschland hat sich binnen 6 Jahren halbiert
Man kann Corona und dem Ukraine-Krieg die Schuld geben – aber das wäre zu einfach. Schauen wir auf die folgende Grafik. Noch vor sechs Jahren gab es pro Monat ca 500.000 hergestellte PkW in Deutschland. Laut heutiger Meldung des Branchenverbands VDA lag die Autoproduktion in Deutschland im März 2022 nur noch bei 267.600 PkW. Corona und Ukraine-Krieg mögen aktuell für Rückgänge verantwortlich sein. Aber man sieht eindeutig: Seit dem Jahr 2018 befindet sich die Autoproduktion in Deutschland in einem Abwärtstrend. Extrem steigende Energiepreise und immer mehr Bürokratie haben viel der Fertigung in die osteuropäischen EU-Mitgliedsstaaten verlagert. Auch wenn die Konzerne Jahr für Jahr immer glänzendere Geschäfte machen – die Produktion in Deutschland selbst ist rückläufig.
267.700 hergestellte PkW im März 2022 sind im Jahresvergleich ein Minus von 29 Prozent. Gut, dies darf man sicherlich auch deutlich dem Ukraine-Krieg und den daraus resultierenden Folgen anlasten. Die jüngste Erholung der Autoproduktion in Deutschland wurde durch den Krieg quasi abgewürgt, und der im großen Bild bestehende Abwärtstrend setzt sich fort. Die Ökonomen der Commerzbank schreiben aktuell in ihrer Analyse zum Ausblick, Zitat:
„In den kommenden Monaten dürfte sich die Situation auch nicht durchgreifend bessern. Denn ein Ende des Kriegs ist nicht in Sicht. Zudem könnten auch die Lieferungen aus China wieder abnehmen. Denn dort wurden zuletzt über mehrere Städte (u.a. Shanghai) wieder strenge Lockdowns verhängt, so dass viele Fabriken geschlossen werden mussten. Darum ist für die kommenden Monate eher mit einem weiteren Rückgang der Produktion zu rechnen.“
Der VDA merkt zur Aussicht für die Autoproduktion in Deutschland an, Zitat:
Angesichts der aktuellen Entwicklungen hat der VDA seine Produktionsprognose für das Jahr 2022 nach unten korrigiert. Statt +13 Prozent wird bei der Inlandsfertigung derzeit nur noch von +7 Prozent auf 3,3 Mio. Pkw ausgegangen. Bei der Auslandsproduktion ist eine Revidierung auf +2 Prozent und 9,6 Mio. Einheiten erfolgt, vorher waren es +5 Prozent. „Diese Anpassungen sind eine erste Reaktion auf den Krieg in der Ukraine und seine Folgen für die Lieferketten und die Weltkonjunktur. Die äußerst dynamischen Umstände, insbesondere die mögliche Ausweitung der Sanktionen gegenüber Russland und zusätzliche Unsicherheitsfaktoren, wie mögliche Produktionsausfälle in China in Folge der Null-Covid-Strategie, könnten weitere Anpassungen der Prognosen in den kommenden Monaten erforderlich machen.“ erklärt VDA-Präsidentin Hildegard Müller.
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken
Die Einschläge kommen immer näher…
Hat unsere Wettbewerbsfähigkeit derart nachgelassen oder gibt es noch andere Gründe?
Helmut, der Sozialhaushalt beträgt > 50 % des gesamten Bundeshaushalts. Ich glaube nicht, dass die Chinesen u.a. dies finanzieren möchten. Da fällt uns nun einiges vor und/oder auf die Füße
Pingback: Aktuelles vom 6. April 2022 | das-bewegt-die-welt.de