Anleihen

BaFin verschont Bonitätsanleihen endgültig, Selbstverpflichtung der Anbieter zeige Wirkung

Letztes Jahr hatte die BaFin vorgelegt. Man überlege, ob man den Vertrieb von sogenannten Bonitätsanleihen in Deutschland verbieten solle. Zügig bastelte die deutsche Derivate-Industrie eine Selbstverpflichtungserklärung...

FMW-Redaktion

Letztes Jahr hatte die BaFin vorgelegt. Man überlege, ob man den Vertrieb von sogenannten Bonitätsanleihen in Deutschland verbieten solle. Zügig bastelte die deutsche Derivate-Industrie eine Selbstverpflichtungserklärung zusammen. Dies führte dazu, dass die BaFin erst einmal darauf verzichtete dieses Produkt ganz zu verbieten. Man wolle sich nun in Ruhe anschauen, ob diese Selberverpflichtungserklärung denn in der Realität wirke.

Es geht um die Problematik, ob dem Otto-Normal-Anleger überhaupt bewusst ist, was er mit einer Bonitätsanleihe überhaupt erwirbt, beziehungsweise was ihm da überhaupt verkauft wird. Denn eigentlich ist das Wort schon irreführend (unsere subjektive Meinung). Denn es müsse eigentlich „Bonitätsrisikenanleihe“ heißen! Banken haben sich gerade in der Nullzinslandschaft, in der wir nun mal leben, gedacht: Bieten wir den Anlegern doch Produkte mit höheren Zinsen. Das geht aber nur, wenn in diese Produkte auch höhere Risiken reingepackt werden.

Es läuft so: Die Bank X gibt ein Zertifikat aus, welches man „Bonitätsanleihe“ nennt. Der Anleger erhält beispielsweise 5% Zinsen statt 0,… % Zinsen auf sein Sparbuch. Das ist erst mal super. Nun aber kommt der Haken. Die Bank X hat die Zinszahlungen sowie die Rückzahlung der Anleihe selbst an sogenannte „Kreditereignisse“ von bestimmten Schuldnern geknüpft. Dies können Staaten oder Firmen sein. Wenn in einem Basket von Schuldnern beispielsweise einer oder mehrere pleite gehen, dann bedeutet das, dass die Bank X dem Anleger zum Beispiel die Zinszahlung kürzen oder streichen kann. Oder wenn die Zahlungsausfälle der im Basket enthaltenen Schuldner schlimmer werden, kann X sogar die Rückzahlung des investierten Geldes teilweise oder ganz streichen.

Es ist also eine Wette darauf, ob mehrere Problem-Schuldner pleite gehen oder nicht. Die Bank X stellt den Buchmacher, und der Kunde hält dagegen (bildlich ausgedrückt). Der BaFin geht es nur darum, ob die Bank X dem Wettkunden dieses Risiko gut genug erläutert hat. Und wie die BaFin heute schreibt, hat man in den letzten Monaten die Webseiten der Emittenten sowie bei 106 neu emittierten Bonitätsanleihen die Broschüren und Infotexte geprüft. Ergebnis: Die Industrie halte sich an ihre selbst auferlegten Vorgaben, und informiere inzwischen gut genug über die Risiken.

Laut BaFin habe es zwar bei Beratungsgesprächen zu diesen Produkten einzelne Fehler gegeben. Die seien aber nicht systemisch gewesen, sondern die Fehler einzelner Berater (!). Folglich sieht die BaFin keinen Grund Bonitätsanleihen zu verbieten oder sonst wie einzuschränken. Damit ist das Thema erledigt, und die Industrie kann diese Produkte weiter anbieten – eben mit den entsprechenden Risikohinweisen. Aber wir meinen: Eine richtige Produktbezeichnung wäre schon mal das Wichtigste!

Auszugsweise aus der Veröffentlichung der BaFin:

Die BaFin sieht nach ihrer neunmonatigen Überwachungsphase davon ab, den Vertrieb von bonitätsabhängigen Schuldverschreibungen an Privatkunden zu verbieten. Die Aufsicht hatte die Emission und den Vertrieb dieser Produkte bis Ende September 2017 intensiv überprüft und dabei festgestellt, dass die Selbstverpflichtung von Deutscher Kreditwirtschaft (DK) und Deutschem Derivate Verband (DDV) weitgehend eingehalten wird und Privatanleger in ausreichendem Maße schützt. „Die Entwicklung bei den bonitätsabhängigen Schuldverschreibungen zeigt, dass die BaFin auch ohne ein Verbot deutliche Verbesserungen im Anlegerschutz erreichen kann“, zieht BaFin-Exekutivdirektorin Elisabeth Roegele angesichts der Untersuchungsergebnisse Fazit.


In Bank-Beratungsgesprächen müssen die Risiken klar aufgezeigt werden. Foto: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken



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1 Kommentar

  1. Hört sich zwar reisserrischer an wenns um Problem-Schuldner geht aber die ach so bösen Banken vertreiben auch B-Anleihen auf so ziemlich jeden Daxtitel. Schön objektiv bleiben FW-TEAM ;)

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