Der Baltic Dry Index, der die Frachtkosten für Eisenerz, Kohle, Getreide, Dünger und Zement mißt, ist gestern auf ein Allzeititef gefallen. Der Index verlor an 47 der letzten 51 Tage und erreicht mit 554 den tiefsten Stand, seit der Index berechnet wird (seit 1985). Ein Hauptgrund dürfte die schwache Nachfrage aus China sein – und die Perspektiven für die nächsten Wochen sind schlecht, da China aufgrund des nun anstehenden Neujahrsfestes als Nachfrager praktisch ausfällt.
Damit operieren viele Transporteure, insbesondere kleinere Unternehmen, nun deutlich unter Kosten. Bleibt der Index so tief oder fällt sogar weiter, sind Insolvenzen zahlreicher Firmen nur eine Frage der Zeit: so musste bereits in der letzten Woche das dänische Unternehmen Copenship Insolvenz anmelden, nachdem sich die Verluste in den letzten Monaten als untragbar erwiesen hatten. Aber auch größere Unternehmen wie die ebenfalls in Kopenhagen ansässige D/S Norden rechnet für 2015 mit erheblichen Verlusten – der Verdrängungskampf am Markt dürfte noch härter werden als bislang ohnehin schon.
Erstaunlich ist, dass die Frachtpreise nun deutlich unter den Preisen auf dem Höhepunkt der Finanzkrise liegen. Viele Unternehmen hatten in Boom-Zeiten den Bedarf an Schiffen und Containern einfach in die Zukunft fortgeschrieben – mit der Folge, dass immer mehr Frachtkapazitäten auf den Markt drängten. Diese Überangebot in Kombination mit der schwachen Nachfrage drückt den Baltic Dry Index nach unten. Es wird vermutlich noch Jahre dauern, bis der Markt sich durch die Pleiten einiger Anbieter bereinigt und so die Anzahl überflüssiger Schiffe reduziert.
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