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Banca Carige: Rettung durch italienische Steuerzahler – EU-Chaos vorprogrammiert

Die Banca Carige ist das aktuellste Tollhaus in Sachen EU-Bankenpolitik. In den USA hätte man gesagt: Entweder lasst den Laden pleite gehen, oder wir pumpen sofort Eigenkapital rein, so wie 2008. In Europa läuft das aber bekanntlich komplizierter, in jahrelangen komplizierten Prozessen. Es gibt jede Menge schöne EU-Vorschriften, die dann aus politischen Gründen unterwandert werden. Am Ende versuchen dann alle Seiten ihr Gesicht zu wahren.

Die zehnt größte Bank Italiens „Banca Carige“ war nach einem gefühlt jahrelangen Desaster aus nachgeschossenem Geld, notleidenden Krediten etc letzte Woche durch die EZB unter Zwangsverwaltung gestellt worden. Dies war de facto schon der Todesstoß für die Bank. Denn durch so eine Maßnahme fehlt endgültig das Vertrauen privater Anleger in eine Bank.

Mit der Verkündung so einer Maßnahme weiß jeder Anleger: Die Bank ist am Ende, und die Aufseher versuchen den Laden nun irgendwie kontrolliert abzuwickeln. Jetzt nur ganz kurz nach der zwangsweisen Ernennung neuer Führungskräfte durch die EZB hat die italienische Regierung eine Garantie ausgesprochen für neu auszugebende Anleihen der Banca Carige.

Das bedeutet im Klartext: Die Banca Carige wird nun aller Voraussicht nach sehr einfach Anleger finden, die ihr Geld leihen. Und man darf vermuten, dass die Bank die Anleihe dann nicht zurückzahlen wird?Womit letztlich der italienische Steuerzahler die Rückzahlung an die Anleiheinhaber vornehmen wird. Genau so wie es letztlich bei den Steuerzahler-Garantien für die HSH Nordbank in Deutschland ablief.

Laut Regierung in Rom soll die aktuelle Hilfe der Banca Carige die Möglichkeit geben notwendige Maßnahmen zu ergreifen um die Bank zu stabilisieren und den Abbau von Problemkrediten voranzutreiben. Tja, da wäre nur ein Problem: Wie schon bei der HSH Nordbank dürfte die EU-Kommission auch diese Garantie als staatliche Hilfsmaßnahme ansehen, welche letztlich zwangsweise dazu führt, die Bank abzuwickeln oder zu verkaufen. Aber egal, die Carige ist ja eh schon de facto am Ende. Die HSH war zwar auch schon seit Jahren relativ weit unten, nur nach außen war das Ausmaß nicht so gut erkennbar.

Also: Jetzt dürfte sich die EU-Kommission melden, und sich mit der Regierung in Rom über diese staatliche Einflussnahme streiten. Die EZB verwaltet die Bank, die Regierung in Rom garantiert für die Bank, und die EU wird wohl ihren Zeigefinger über verbotene Staatshilfen heben. Was für ein Drama. Die Amerikaner hätten den Laden wohl einfach pleite gehen lassen. Oder wie gesagt, bei der zehnt größten Bank des Landes einfach sofort frisches Kapital eingeschlossen, fertig, aus, keine Diskussion.

Italien - Banca Carige
© European Union, 2017 / Source: EC – Audiovisual Service / Photo: Mauro Bottaro



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1 Kommentar

  1. Der Fall zeigt das grundlegende Problem in Europa das man einfach nicht dazu in der Lage ist das Bankensystem konsequent zu bereinigen! Dies ist auch der Grund, warum die amerikanischen Banken den europäischen Lichtjahre voraus sind: Weil man im Zuge der Finanzkrise konsequent aufgeräumt und Pleitebanken dicht gemacht hat. Zudem hat man den Banken Kapital aufgezwungen und so die Bilanzen bereinigt.

    Europas Banken werden noch Ewigkeiten vor sich hin vegetieren wenn man nicht endlich mal Gas gibt und das Bankensystem auf den Kopf stellt!

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