Nachdem es am Montag zu einem historischen Einbruch am japanischen Aktienmarkt gekommen war, stehen die Zeichen nun wieder auf Beruhigung. Ein dovishes Signal von Shinichi Uchida und der Bank of Japan hat die Sorgen um steigende Zinsen deutlich verringert, was den hiesigen Aktien, aber auch die Stimmung an den Märkten insgesamt, zugutekommt. Die BOJ beruhigte damit auch den Aufschwung des Yen, dieser fiel gegenüber dem Dollar um mehr als 2 %. Die Aktien in Taiwan und Südkorea bauten ihre Gewinne ebenfalls aus, während die US-Futures und der Deutsche Aktienindex stiegen.
Bank of Japan beruhigt die Märkte
Laut einem Bericht von Bloomberg setzte der stellvertretende Gouverneur der Bank of Japan, Shinichi Uchida, im Zuge der historischen Volatilität der Finanzmärkte in Japan ein starkes dovishes Signal, indem er versprach, bei instabilen Märkten von einer Erhöhung der Zinsen abzusehen.
Der Yen schwächte sich um mehr als 2 % gegenüber dem Dollar ab, Anleihefutures zogen an und Aktien erholten sich unmittelbar nach seinen Äußerungen, die die ersten öffentlichen Äußerungen eines BOJ-Vorstandsmitglieds seit der Zinserhöhung am 31. Juli waren.
„Ich glaube, dass die Zentralbank die geldpolitische Lockerung mit dem derzeitigen Leitzins vorerst beibehalten muss, da die Entwicklungen auf den Finanz- und Kapitalmärkten im In- und Ausland extrem volatil sind“, sagte Uchida am Mittwoch in einer Rede vor lokalen Wirtschaftsführern in Hakodate, Nordjapan.
Er sprach nach den massiven Schwankungen der japanischen Aktienmärkte in den vergangenen Handelstagen, als die Indizes Nikkei 225 und der Topix kurzzeitig in einen Bärenmarkt stürzten, gefolgt von einem starken Wiederanstieg. Der Nachhall der BOJ-Politik war auch auf den Devisenmärkten dramatisch und brachte Carry Trades, die für viele globale Fonds eine wichtige Stütze waren, ins Wanken. Der stellvertretende Notenbankchef deutete an, dass man die Lage an den Märkten bei künftigen Entscheidungen über die Zinspolitik sorgfältig berücksichtigen werde.
BOJ: Spätere Anhebung der Zinsen
„Ich denke, es wäre verfrüht, aufgrund dieser Erklärung davon auszugehen, dass es vor Jahresende keine Zinserhöhung geben wird, da dies von den Märkten und der wirtschaftlichen Entwicklung in Japan und den USA abhängt“, sagte Yuichi Kodama, Wirtschaftswissenschaftler beim Meiji Yasuda Research Institute. „Ich glaube, dass die Bank of Japan die Zinsen vor Ende des Jahres wieder auf 0,5 % anheben wird“.
Die am Dienstag nach den Marktturbulenzen befragten Ökonomen hatten ihre Zinserhöhungsprognosen weitgehend unverändert gelassen, wobei die meisten eine weitere Anhebung bis Ende des Jahres erwarteten.
An den Swap-Märkten, die zu Schwankungen neigen, wird jetzt nur noch eine Wahrscheinlichkeit von 20 % für eine Erhöhung um 25 Basispunkte bis zur Dezember-Sitzung der Zentralbank erwartet, während es am Tag nach der Entscheidung der letzten Woche noch über 60 % waren.
Uchida sagte, dass die japanischen Behörden es sich leisten können, die Beruhigung der Märkte abzuwarten, bevor sie irgendwelche Entscheidungen treffen.
„Im Gegensatz zum Prozess der Leitzinserhöhungen in Europa und den Vereinigten Staaten befindet sich die japanische Wirtschaft nicht in einer Situation, in der die Zentralbank hinter die Kurve fallen könnte, wenn sie die Zinsen nicht in einem bestimmten Tempo anhebt“, sagte Uchida. „Daher wird die Bank of Japan ihren Leitzins nicht anheben, wenn die Finanz- und Kapitalmärkte instabil sind“.
Japan: Normalisierung der Geldpolitik
Uchida, ein erfahrener Politikarchitekt, der maßgeblich an der Gestaltung des massiven geldpolitischen Lockerungsprogramms der BOJ beteiligt war, das mehr als ein Jahrzehnt lang lief, ist weithin dafür bekannt, dass er eine herausragende Rolle bei der Planung des Weges von Gouverneur Kazuo Ueda zur Normalisierung der Geldpolitik spielte. Die Bank of Japan beendete die ultralockere Politik im März mit ihrer ersten Anhebung der Zinsen seit 17 Jahren.
Uchida wies am Mittwoch darauf hin, dass die Behörden alle potenziellen Auswirkungen von Marktbewegungen auf die Preise und die Gesamtwirtschaft im Auge behalten müssen, und dass sich der Kurs der japanischen Zinssätze je nach diesen Auswirkungen ändern könnte.
Es sei darauf hingewiesen, dass der Plan, die Zinsen weiter anzuheben, „an die Bedingung geknüpft ist, dass sich die Aussichten für die Wirtschaftstätigkeit und die Preise bewahrheiten werden“. In diesem Punkt wären die erheblichen Bewegungen an den Devisen- und Aktienmärkten seit letzter Woche von Bedeutung“, sagte er.
„Wie Uchidas zurückhaltende Rede zeigt, suchen sie nach einem Neuanfang“, schrieb Toru Suehiro, Chefvolkswirt bei Daiwa Securities in einem Bericht vom Mittwoch. Da die öffentlichen Umfragen eine allgemein positive Bewertung der Zinsentscheidung von letzter Woche zeigen, ist der Zinserhöhungszyklus selbst wahrscheinlich noch nicht beendet“, sagte er.
FMW/Bloomberg
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mimimi – die boj ist wohl wieder vom eigenen „mut“ überfordert sobald big money mal zwischenzeitlich auf den knopf drückt um u.a. wieder disziplin in die vasallen (=notenbankster) zu bekommen.
eine kapitalistische wirtschaft die nur noch mit nullzinssätzen „funktioniert“ ist natürlich mittel-/langfristig dem untergang geweiht, weil gigantische ineffizienzen/assetblasen zum vorteil weniger geschaffen werden die langfristig keine substanz erzeugen und den kleinen mann inflationär enteignet. wenn schulden nichts kosten (dürfen) und die nicht mal mehr rückgezahlt werden (können) und dazu zu extremen ungleichgewichten in der „reichtums“verteilung führen, wird sich diese sichtweise auch bei den nichtstaatlichen wirtschaftsindividuen irgendwann psychologisch durchsetzen. wie das endet hat man historisch beim x-fachen untergang von fiat-geldsystemen gesehen.
Aus der Nummer kommen die Notenbanken, speziell die Japanische, nicht mehr raus…
Das Geld drucken im ungedecktem Papiergeldsystem hat die Märkte zu Junkies verkommen lassen, die immer höhere Dosen brauchen…
Die Notenbanken haben versucht die Geldpolitik wieder zu normalisieren und sind daran gescheitert….😊