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„Begonnen der Einlagenkrieg hat“ – Deutsche bringen kein Geld mehr auf die Bank

Der Drang der Privatanleger ihr Geld in Bankeinlagen zu stecken, ist in den letzten zwei Jahren fast auf Null gesunken. Kommt nun die Trendwende?

Bankentürme in Frankfurt

„Begonnen der Einlagenkrieg hat“. Mit diesem Zitat, das angelehnt ist an eine Weltraumsaga, betiteln die Experten der Barkow Consulting ihre aktuelle Meldung über das Wachstum von Bankeinlagen in Deutschland. Der Chart, der bis 2004 zurückreicht, zeigt: Seit dem Hoch im letzten Jahr ist das Wachstum der Bankeinlagen in Deutschland in der Tat im freien Fall.

Lange Zeit waren laut Barkow Bankeinlagen die Anlageform der Wahl für den zinshungrigen und sicherheitsbewussten deutschen Sparer, wenn man mal für einen Moment den für Sichteinlagen aktuellen Durchschnittszins von minus 0,02 Prozent und die Inflation vergisst. Jahr für Jahr wurden sechsstellige Milliarden-Beträge zu den Banken gebracht. Die Banken waren laut Barkow damit allerdings auch nicht so recht glücklich, denn die EZB berechnet für weitergereichte Einlagen 0,5 Prozent Strafzins pro Jahr (mittlerweile gibt es auch Freibeträge, TLTROs etc).

Wachstum bei Bankeinlagen kommt zum Erliegen

Einen Höhepunkt fand die deutsche Einlagenflut im Jahr 2020 dank Corona mit neuen Einlagen von 149 Milliarden Euro. Wir meinen: Das war nachvollziehbar. Denn Millionen Menschen konnten ihr Geld nicht für Urlaube, Restaurantbesuche, Konzertbesuche etc ausgeben, sondern legten das Geld auf die hohe Kante. Aber seitdem geht es stetig bergab mit dem Wachstum der Bankeinlagen – vermiest durch die stark steigende Inflation und Negativzinsen? Im Chart sieht man die jährliche Wachstumsrate von Bankeinlagen in Deutschland und in der Eurozone.

Das Wachstum geht so steil bergab, dass der Absturz während der Finanzkrise quasi vor Neid erblasst. Die Wachstumsrate der Bankeinlagen kommt von einem Rekordhoch von 7,7 Prozent im März 2021 auf aktuell nur noch 0,9 Prozent im April 2022 zurück. Dies ist der mit Abstand niedrigste Wachstumswert seit der Finanzkrise und der drittniedrigste Wert seit Beginn dieser Zeitreihe im Jahr 2003/2004.

Die Schlussfolgerung – ein neuer Kampf um die Einlagen der Bankkunden steht bevor?

Laut Aussage von Barkow könnte für Banken nun wieder eine Zeit stärkeren Wettbewerbes um Einlagen beginnen, welche wohl auch noch steigende Zentralbankzinsen mit sich bringen wird. Warum? Dreht sich der Trend wieder um, und die Privatanleger setzten wieder stärker auf Bankeinlagen? Die EZB steht womöglich vor einer Welle von Zinsanhebungen. Angekündigt hatte EZB-Chefin Christine Lagarde gerade erst letzte Woche, dass der negative Einlagenzins von -0,50 Prozent bis Ende September abgeschafft sein wird, weil die Zinsen bis dann offenkundig stark genug angehoben werden.

Viele Experten rechnen von einem Anstieg im Leitzins auf weit über 1 Prozent. Lockt das die Privatanleger zurück in die Bankeinlagen für Sparbuch, Termingeld, Festgeld etc, und Banken werden wieder in der Lage sein im Einlagengeschäft Zinsmargen zu erwirtschaften? Kleine Guthabenzinsen wären immer noch ein Tropfen au den heißen Stein für die Anleger – denn die Inflation von aktuell 7,9 Prozent in Deutschland frisst so kleine Guthabenzinsen sofort auf. Selbst kleinere Inflationsraten (von vielleicht 3 Prozent im Herbst?) würden positive Einlagenzinsen für Privatanleger von 1 Prozent in reale Negativzinsen verwandeln.

Grafik zeigt Verlauf bei Wachstum von Bankeinlagen



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2 Kommentare

  1. Also manchmal zweifle ich an Eurer Analysefähigkeit.
    Wie kann man nur zu dem Schluss kommen in der Corona/Lockdown-Zeit haben die Leute ihre paar Lohnquiekser bei Banken (wohl noch auf Sparbüchern) ANGELEGT.
    So ein Quatsch, das hat nichts mit Zinshungrigkeit und Sicherheit zu tun.
    Die normalen Malocher sind schlicht von den Restriktionen und Verboten erschlagen worden. Da wurde eine riesige Verunsicherung geschaffen. Der Urlaub war futsch und alles weitere was freizeitmäßig Geld gekostet hätte, auf Eis gelegt. Das erarbeitete kleine Vermögen wurde gar nicht angerührt und blieb auf dem Lohn/Gehaltskonto bei der Bank einfach liegen. Keiner wusste duch was noch passiert. 2021 der selbe Vorgang. Grossartig anlegen in Fonds, Aktien und Gold?, ja etwas vielleicht. Aber die Knete wird ja auch wieder schnell gebraucht, wenn die Freiheit lockt.
    Habt Ihr alle schon die irrsinnigen Einschränkungen vergessen? 15 km Radius von zu Hause und das schlaue Coronavirus das nur in der Freizeit, besonders abends und nachts zuschlägt, aber niemals beim Job.
    Resignation und Unlust auf Stress „da draussen“ haben sich breit gemacht. So wurde ebend was gespart. Die Kohle aber blieb im sicheren Zugriff. Für die große Kapitalanlage auch viel zu gering.
    Nun ist Freiheit und Urlaub angesagt, dumm nur, alles ist irgendwie teurer geworden. Anfang des Jahres standen auch sämtliche Jahreszahlungen an. Versicherungen und Monatsabschläge sind gestiegen, da ist die schöne gesparte Summe schnell futsch. Momentan leben die meisten noch gut von ihren Polstern. Die meisten realisieren gerade, dass die fetten Jahre vorbei sind und die wenigsten werden Geld für das schöne Tagesgeldkonto mit geilen 1-2% haben. Da können sich die Banken rauslehnen, wie sie wollen. Uns kleinen Leute wirds hart treffen!
    Landesflagge der BRD erklärt, schon aus den 90-igern:
    ich sehe SCHWARZ
    wenn die ROTEN kommen
    dann sind die GOLDENEN Zeiten vorbei.

    1. In Bayern ticken die Uhren schon immer anders. Bei uns hieß es seit den 70ern: Wenn Finckens GOLD die SCHWARZEN schmiert, muss keiner ROT vor Scham sich färben. Es diene Wohlstand und der göttlich‘ Ordnung. Wer aber zuviel SCHWARZ im GOLDENEN Glanze panscht, schafft Schmutz und BRAUN, statt klug und schlau die Zukunft zu schaun‘.

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