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Banken ähnlich wie in der Finanzkrise: Erst in der Blase mitspielen, und dann Wetten dagegen auflegen

Man erinnere sich an die Finanzkrise. Der breiten Öffentlichkeit wurde erst im Lauf der Jahre danach bewusst gemacht, dass vor allem große Wall Street-Banken jahrelang verbrieften Hypotohekenschrott verkauft hatten, um anschließend gegen...

FMW-Redaktion

Man erinnere sich an die Finanzkrise. Der breiten Öffentlichkeit wurde erst im Lauf der Jahre danach bewusst gemacht, dass vor allem große Wall Street-Banken jahrelang verbrieften Hypotohekenschrott verkauft hatten, um anschließend gegen diesen Schrott zu wetten. Den Preis zahlten beispielsweise deutsche Banken, denen der Schrot aufgeschwatzt wurde (bitte kein falsches Mitleid für diese idiotischen deutschen Banker).

Derzeit scheint sich ein ähnliches Muster abzuspielen, auch wenn es nicht exakt vergleichbar ist. Anscheinend sind Großbanken wie JP Morgan und Goldman Sachs gerade dabei „Wettprodukte“ gegen europäische Banken aufzulegen. Man wettet nicht gegen die Aktienkurse, sondern gegen die Schulden der Banken. In den letzten Monaten gab es in Spanien und Italien Banken-Zusammenbrüche. Dabei wurden teilweise neue Mechanismen verwendet, die den Steuerzahler von seiner Mithaftung verschonen sollten.

So richtig hatte das noch nicht funktioniert, aber die Eigentümer und Gläubiger der Banken wurden teilweise schon mit einbezogen in die Rettungen dieser Banken. Sogenannte „Tier 1“-Anleihen wurden nach der Finanzkrise in Europa geschaffen. Das sind Anleihen, bei denen den Investoren vor dem Kauf bewusst ist, dass sie im Fall einer Bankenkrise als erstes an Wert verlieren, oder ganz wertlos werden. Denn sie sind die ersten, die von den Aufsichtsbehörden wertlos gestellt werden um die Bank zu sanieren.

Denn wenn diese Schulden der Bank entfallen, steht sie wieder gesünder da. Natürlich lassen sich die Investoren dieses deutlich höhere Ausfallrisiko auch mit deutlich höheren Renditen bezahlen. So liegen die Renditen oft um die 5%. Ob auch viele deutsche Banken, Versicherungen und Fonds in diese hoch verzinslichen Bankenanleihen invesiert haben in den letzten Jahren? Das ist zumindest logisch nachvollziehbar, denn ansonsten ist bei normalen Anleihen im Euroland derzeit so gut wie nichts zu holen.

Der Tier 1-Markt soll ca 150 Milliarden Euro groß sein. Nun scheint eine große Wette zu beginnen. Goldman und JPM legen Wettprodukte auf, um auf fallende Kurse oder Ausfälle dieser Tier 1-Anleihen setzen zu können. Diese neuen offenbar gebündelten Produkte (Wetten gegen mehrere Anleihen verschiedener Banken) hat man „Total Return Swaps“ oder „TRS“ genannt. Endlich wieder eine neue Abkürzung, hurra! Die Idee an sich könnte gar nicht mal so verkehrt sein. Denn es ist zu vermuten, dass die jüngsten Bail In´s bei europäischen Banken erst der Anfang waren.

Denn in Italien und auch in Spanien schlummern immer noch gigantische Berge von Schrottkrediten in zahlreichen kaputten Banken. Auch hier würden diese Tier 1-Anleihen wohl als erste herangezogen werden um die Banken zu entschulden. Solche Wetten auf den Ausfall von Tier 1-Anleihen könnten genutzt werden von Investoren, die diese Anleihen besitzen, als Ausfallschutz. Genau so aber könnten Spekulanten auf den Zug aufspringen.

Das Lustige oder auch Traurige daran könnte sein: Wenn diese Anbieter nun Wettprodukte auflegen, in denen gegen Tier 1-Anleihen von diversen Banken gewettet werden kann, könnte es passieren, dass Trader von betroffenen Banken diese Produkte kaufen, und vielleicht glatt übersehen, dass sie gerade ein Produkt gekauft haben, mit dem sie gegen die eigene Bank wetten. Aber das ist natürlich nur ein bösartiges Gedankenspiel unsererseits..


Beispielbild für aktiven Börsenhandel. Foto: Andyhill8/Wikipedia /Gemeinfrei

Mit Material von ZH



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9 Kommentare

  1. Vielen Dank für diese Information!

    Dazu stellen sich mir die folgenden Fragen:
    1. kann eine Bank überhaupt noch insolvent gehen, wenn diese die TRS der eigenen Anleihen hält?
    2. werden zukünftig immer wieder Banken kurz vor der Insolvenz stehen?

    MfG

    1. @fmw: eventuell könnt ihr mal bitte nochmal in einem Video kurz darauf eingehen….ganz exakt habe ich es jetzt noch nicht Bis ins Detail verstanden ……..mich würde auch sehr interessieren zu welchem Zeitpunkt die US Banken damals angefangen haben solche Produkte zu verkaufen? ….also wie lange bevor die Krise dann losging – vielleicht kann man für diesmal etwas ableiten daraus…oder es zumindest versuchen….

  2. Respekt für FMW, heute schon 2 Kommentare die die Realität der schizophrenen Finanzwelt aufzeigen.Warum merken denn das die meisten Leute nicht.Übrigens auch eine grosse CH Bank ist auf die faulen Hyp.-Papiere in USA naiv hereingefallen u. zwar ganz am Schluss als andere schon verkauften,die Bank musste
    dann vom Staat gerettet werden.Die Theorie war damals das diversifizierten Hypotheken ( gesunde u.faule gemischt )
    gut wären.Heute ist das ähnlich mit AktienETF, alle kaufen weil es steigt ,keiner weiss was drin ist.
    Wie dümmlich ist es denn wenn man heute über Scheiss-Scheinwährungen täglich diskutiert u.schreibt.
    Was denkt ein Fondsmanager der Österreich Anleihen mit 100 jähriger Laufzeit u. 2% Rendite kauft?
    Ich glaube auch diesmal werden die US Banken wieder die Schlauen sein u.von der selbst gemachten Übertreibung profitieren wie schon 2008.
    Wie oben beschrieben sind diese Short Produkte der Anfang dieser Welle.Ich glaube sowieso ,dass der Auslöser der nächsten Korrektur die unglaublich tiefen künstlichen Unternehmens-Anleihen -Renditen ( hohen Kurse) sein werden.

  3. Selten so viele fachliche Mängel in einem Artikel gelesen.
    Neu ist der Bail-In Mechanismus, bei dem Anleihegläubiger und nicht nur Aktionäre vor Rettungsaktionen zu Kasse gebeten werden.
    Nicht neu sind nachrangige Anleihen, die vor allen anderen Schuldtiteln (also quasi Eigenkapital-ähnlich) am Verlust teilnehmen. Der Markt dafür ist uralt und deutlich größer als 150 Mrd.
    Ebenfalls nicht neu sind TRS. Diese „Wettprodukte“ werden auch nicht exklusiv von JPM und GS „aufgelegt“ sondern zwischen so ziemlich allen Akteuren am Finanzmarkt bilateral abgeschlossen. Besonders Lebensversicherungen, die einen gesetzlichen Mindestzins garantieren müssen, nutzen TRS. Versicherungen kaufen Anleihen und vereinnahmen daraus Zinsen. Da die Anleihen aber auch Wertschwankungen aufweisen können, die die geforderte Mindestverzinsung auffressen könnte, tauscht die Versicherung mit einem anderen Marktteilnehmer (z.B. Bank) Wertschwankung gegen Zins.
    Das Wetten einer Bank auf die eigene Pleite wäre nutzlos, da ein Gewinn nur bei Abwicklung/Bail-In/Insolvenz entstünde und somit lediglich die Insolvenzmasse erhöhen würde. Außerdem profitiert die Bankbilanz ohnehin schon von Wertverlusten selbst begebener Anleihen, auch ohne TRS: Eigene Emissionen sind buchhalterisch Passiva. Sinkt deren Wert, verkürzt sich die Passivseite der Bilanz. Auf der Aktivseite ändert sich dadurch nichts. D.h. die Eigenkapitalposition erhöht sich (verbucht wird dies in der Neubewertungsrücklage).
    Alles hier geschriebene ist übrigens maximal 2. oder 3. Semester Finanzen. Das sollte man wenigstens voraussetzen, wenn man solche Artikel schreibt.

    1. Herr Fugmann und seine FMW-Redaktion haben zuweilen eine blühende Fantasie. Verschwörungsanhänger kommen hier auf ihre Kosten. Fachlich fundiert ist leider so einiges ganz und gar nicht, aber immerhin unterhaltsam verpackt und viele kritische Hinterfragungen oft sehr berechtigt.

  4. Baumwoll-Zettel sind Glauben, dass jemand dafür etwas anderes, vielleicht sogar zu essen gibt. Und diese Zettel-Pakete werden als Zahlenstapel an daran Glaubende gegen etwas größere ZettelPakete getauscht. Und wenn jemand merkt, dass nur heiße Luft= Glauben an vielleicht etwas, drin ist und es ist jetzt leider (weshalb auch immer) nix mehr oder viel weniger drin, dann fühlt er sich zu Recht betrogen.
    Und ohne reelle Werte in „persönlicher Hand“ sind
    die Baumwoll-Zettel= €-Scheine nur Glauben und ohne Wert-Sicherung.
    Wenn jemand und einige wenige einer verrückten Idee nachfolgen, nennt man das evtl. noch tolerierbar, wenn es aber viele oder alle tun, ist es Religion, ob Euro, Kirche, Islam oder Parteiprogramm.
    Und wer nicht daran glaubt ?
    Ist dann Ausgestoßener oder gar frei ?
    Geldscheine und Computer-Zahlen kann man nicht essen…

    1. Darüber hinaus, wird von den Mittätern so getan, als ob alles ganz normal wäre. Das FIAT Schuldgeldsystem ist am Ende der Fahnenstange angekommen und wenn es korrigiert wird, bleibt, diesmal, kein Stein auf dem anderen, weil die Passiva die Aktiva um ein vielfaches überragen. Wir sagen voraus, daß alle Versuche einer Ver- oder Absicherung den „Spekulanten“ im Halse stecken bleiben werden! Fachliches „Gedöns“ oder nicht! Klar, wird die Macht der vE versuchen eine „neues“ monetäres System dem Markt. aufzuoktroyieren. Die Opportunisten, Vasallen und „Schmeißfliegen“ positionieren sich schon mal! Es kommt, aber, anders, als die Meisten sich vorstellen können. Es wird nichts übrigbleiben, da alle finanziellen Aktiva und „puts“ sich in Luft auflösen. Es wird nur eßbares von Wert sein, zumindest für ein Weilchen!
      Naiv, gell!? Jetzt kommt die schlechte Nachricht! Alle Marktteilnehmer 99,99% werden rasiert! Die vE (0,01%) werden mitnichten ihre Macht teilen, wenn sie die DiktaturTotal Orwell 2.0, vorher, umgesetzt haben.

      1. Die zweite schlechte Nachricht. Auch EM (AU/AG) wird dann wertlos, in der virtuellen Diktatur. Chip, chip, chip is hip!

  5. Es ist schon unglaublich, wie die Zahl der Untergangspropheten im diesem Forum „gefühlt“ zunimmt. Ein Crash der Märkte ist das eine, aber einige rechnen mit Schlimmerem. Markus F. ist aus meiner Wahrnehmung ein sehr optimistischer, freudiger und humorvoller Mensch. Nur durch seine täglichen “ bear news „, die ja ihre Berechtigung haben mögen, zieht er mehr und mehr Apokalyptiker an. Eigentlich schade, die Ankündigung des Weltuntergangs kennen wir eigentlich aus einer anderen Ecke.

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