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Banken: EU und USA – verschiedene Welten

Banken-Chefs in den USA sind euphorisch - in Europa aber herrscht der Blues

Die Berichtssaison in den USA hat es bisher wieder einmal gezeigt: Obwohl noch kaum europäische Banken gemeldet haben, gibt es höchstwahrscheinlich haushohe Unterschiede zwischen den Instituten der beiden großen Wirtschaftsblöcke. Und jede Menge Argumente dafür, dass sich dies nicht so schnell ändern wird.

Die Quartalsberichte europäischer Banken und ihr Malus

In den nächsten Tagen werden die Karten der europäischen Banken auf den Tisch gelegt, mit UBS, die bereits gestern gemischte Zahlen präsentiert haben, Barclays, HSBC, Credit Suisse, ING Group und natürlich der Deutschen Bank (30.10.), vormals eine der Top-5-Adressen im Bankensektor. Seit Jahren kämpfen die europäischen Banken mit den Folgen der Finanzkrise, aber auch mit einer europäischen Problematik, die ein Statement von Bankenpräsident Dr. Hans-Walter Peters anlässlich der Jahrestagung von IWF und Weltbank letzte Woche verdeutlicht – Auszüge aus seiner Rede in Washington:

„Auch wenn die EZB bei ihrer jüngsten Zinsentscheidung endlich einen Staffelzins bzw. einen Freibetrag für Einlagen der Banken eingeführt hat: Die europäischen Institute werden weiterhin jährlich rund 5 Milliarden Euro Sondersteuer an die EZB zahlen müssen. Wir befürchten, dass dieser Betrag schon im nächsten Jahr schnell wieder auf 6 oder 7 Milliarden Euro steigen wird. Und zwar deswegen, weil die Überschussliquidität im Bankensystem durch das neue Aufkaufprogramm nach allen Erfahrungen wieder steigen wird.

Ganz anders ist die Situation hier in den USA. Die Fed hat in der Vergangenheit nicht nur der Versuchung widerstanden, Negativzinsen einzuführen. Sie zahlt den Banken seit 2009 auch Guthabenzinsen auf deren Überschussliquidität.

Wenn Sie beide Zahlen seit dem Start der Negativzinspolitik durch die EZB Mitte 2014 gegenüberstellen – also die Zinsbelastung der europäischen Banken durch die EZB einerseits und die Zinszahlungen der Fed auf die Überschussliquidität andererseits – dann landen Sie bei einem dreistelligen Milliardenbetrag. Die US-Institute haben gegenüber den Banken aus dem Euro-Raum zum Jahresende eine bessere Ertragssituation von insgesamt gut 120 Milliarden Euro aus der Zinspolitik.“

 

Ganz anders die Gemütslage amerikanischer Banken-CEOs

Die Stimmung von US-Bankern bei dieser Tagung von Weltbank und IWF, insbesondere von Jamie Dimon (JP Morgan) und James Gorman (Morgan Stanley), war richtig euphorisch, schließlich konnten beide Bankenchefs erst kürzlich dicke Milliardengewinne für das dritte Quartal präsentieren.

„Wir sind beide Optimisten“, sagte Gorman. Die Stimmung bei den Konsumenten in den USA sei gut und Panik wäre wegen der globalen Handelskonfliktes auch nicht angesagt. Der tatsächliche Schaden sei bisher vergleichsweise gering. „In den vergangenen 100 Jahren gab es Kriege und wirkliche geopolitische Umbrüche“, sagte Gorman. „In einer solchen Phase sind wir heute nicht. Es gibt lediglich Handelskonflikte.“

Ähnlich argumentierte auch der Chef der führenden US-Bank Jamie Dimon, noch im Hochgefühl des Quartalgewinns von neun Milliarden Dollar, was fast zwei Drittel der gesamten Marktkapitalisierung der Deutschen Bank entspricht.

Das Geschäft mit Firmenkunden sei wegen der Handelsstreitigkeiten zwar etwas schwieriger, aber man habe in den letzten Jahren die richtigen Entscheidungen getroffen. Fast schon ein wenig hochnäsig von einem Banker aus dem Land, welches die weltweite Finanzkrise hauptsächlich verursacht und die von der Reaktion von Politik und Notenbank profitiert hat, trotz der Kreation billionenschwerer fauler Anlageprodukte (CDOs).

Wie geht es weiter in Europa?

Nicht nur der Bankenpräsident Peters, auch die Institute fielen noch vor der Präsentation ihrer frischen Zahlen ins Lamento.

„Europäische Banken haben mit einer Kombination aus gedämpftem globalem Wachstum und niedrigen Zinsen zu kämpfen“, klagt Commerzbank-Chef Martin Zielke. Und er spricht wie seine Kollegen vom Hauptverantwortlichen für die Misere – die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB).

Eine weitere Ursache für den maroden europäischen Bankenmarkt ist nach Ansicht von Bankenkennern auch auf die Überkapazitäten zurückzuführen. Es gab seit Jahren keine großen Übernahmen oder Fusionen mehr und dies sollte sich auch nicht so schnell ändern. Dafür gibt es in der inhomogenen EU-Zone mehrere Gründe, ein wesentlicher dürfte in den niedrigen Aktienkursen liegen. Wie will denn eine Deutsche Bank bei einem Aktienkurs von gut sieben Euro eine Kapitalerhöhung für eine Fusion stemmen, nachdem sie schon mit einem deutlich zweistelligen Milliardenbetrag bei Kapitalerhöhungen des letzten Jahrzehnts den Aktienkurs in die Tiefe getrieben hat?

Banken nehmen anderen Instituten also weiter Geschäfte ab, statt mit ihnen zu fusionieren.

Bankenpräsident Peters geht demzufolge davon aus, dass sich die Schere zwischen amerikanischen und europäischen Banken in den nächsten Jahren noch weiter öffnen wird. Er erwarte keinen raschen Kurswechsel durch die neue EZB-Präsidentin Christine Lagarde in der Zinspolitik. Dazu noch ein Vergleich des ersten Halbjahres 2019 (Quelle: EY): Nettogewinn der Top-10-Banken

USA: 69,65 Milliarden €

EU: 26,38 Milliarden €

 

Fazit

Es herrscht mittlerweile eine einhellige Meinung in Finanzkreisen vor, dass Minuszinsen nicht den gewünschten Effekt bringen, nämlich den Sparer zum Konsum zu animieren. Das Gegenteil ist der Fall: der stark im Geldmarkt investierende deutsche Sparer erhöht sogar noch seine Sparrate, wie letzte Zahlen der Bundesbank es beweisen.

Deshalb auch die Forderung des alten EZB-Chefs an die europäischen Länder, insbesondere Deutschland, fiskalpolitische Maßnahmen einzuleiten und von der schwarzen Null abzurücken. Morgen ist Showdown für den Italiener bei seiner letzten EZB-Sitzung. Welche Botschaft wird er für seine Nachfolgerin Christine Lagarde parat halten?

Vermutlich keine Positive für die Banken, die nach wiederholten Analysen von Dr. Markus Krall Ende 2020 vor dem ganz großen Absturz stehen sollen. Die fehlende Fristentransformation frisst das Geschäftsmodell der Institute. Wird die ehemalige IWF-Chefin das Unheil abwenden können? An den unterschiedlichen Ertragssituationen amerikanischer und europäischer Banken dürfte sich aber so schnell nichts ändern.

 

Die Banken in Europa sind sehr viel schlechter aufgestellt als die Banken in den USA



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1 Kommentar

  1. Hier kranken die Banken, in den USA fällt der Haushalt ins bodenlose. Jacke wie Hose, das System hat fertig.

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