FMW-Redaktion
Viermal im Jahr – also in jedem Quartal – veröffentlicht die EZB eine Umfrage unter Banken unter dem Titel „euro area bank lending survey“. Dabei befragt die europäische Notenbank alle der 141 durch sie als „systemrelevant“ eingestuften Banken. Und anders als sonst bei so ziemlich allen anderen Umfragen liegt die Quote der Beantwortung jedesmal bei 100%! Man verärgert seinen Aufseher schließlich nicht gerne..
Der EZB-Rat
Foto: EZB
Also antwortet man brav und gewissenhaft, das schon. Aber eines ist doch auffällig: während zuvor der Tenor der Banken in ihren Antworten umschrieben werden könnte als „Gefälligkeits-Antwort“ – sprich man antwortet so, wie man glaubt, dass der Aufseher die Antworten gerne hören würde – hat sich das in der heute veröffentlichten Umfrage leicht verschoben. Denn die Banken antworten der EZB ganz klar: ja, die Negativzinsen sind im wahrsten Sinne „negativ“ für uns! So schreibt die EZB in ihrer Zusammenfassung:
„The ECB’s negative deposit facility rate, while having a further positive impact on lending volumes and a negative impact on loan margins, is assessed by BLS reporting banks to have an overall negative impact on banks’ net interest income.“
Na klar, sagen die Banken also erst einmal brav, die Negativzinsen hätten einen positven Effekt auf die Kreditvergabe – ob dem so ist, kann man diskutieren, der eine oder andere Immobilienkäufer wird sicher auch deshalb über den Kauf eines Hauses oder einer Wohnung nachdenken, weil ja die Zinsen derzeit so schön günstig sind, schon klar. Aber Unternehmen? Deren Kreditnachfrage steigt normalerweise nur dann, wenn sie investieren wollen und sich von diesen Investitionen auch etwas versprechen, eher nicht weil die Zinsen so günstig sind.
Aber Schwamm drüber. Wichtiger ist ohnehin die Aussage, dass sich die Margen für die Banken bei der Kreditvergabe (noch) weiter verschlechtert haben, und die Einkünfte durch Zinsen – also das Kerngeschäft der Banken – sich weiter verringert haben.
Auffallend ist weiterhin, dass die EZB ständig über die angeblich steigende Kreditnachfrage berichtet („Loan demand continued to increase across all loan categories“), aber kein Wort darüber verliert, ob die Banken auch tatsächlich mehr Kredite etwa an Unternehmen vergeben haben! Und dem ist eben nicht so, wie wir schon mehrfach gezeigt haben!
Und noch etwas ist interessant: die Banken haben offenkundig Schwierigkeiten an den Geldmärkten, wie folgender unauffällig platzierter Nebensatz verrät: „banks’ access to money markets deteriorated“.
Was bedeuted das? Faktisch leihen sich die Banken an den Geldmärkten meist Dollar, und der Zugang zu Dollars über die Geldmärkte hat sich verschlechtert (vor allem aufgrund der Unsicherheit über die Deutsche Bank), daher waren einige Banken offensichtlich kürzlich gezwungen, bei der EZB Dollars einzuholen (siehe dazu „Dollar-Nachfrage europäischer Banken bei EZB mit massivem Anstieg – Streß-Symptom!“ und „Am Geldmarkt braut sich was zusammen!“).
Eines ist klar: wenn die EZB einfach weiter behauptet, dass die Negativzinsen doch gut seien für Banken, dann sagen die Banken jetzt verstärkt und ganz klar: stimmt nicht!
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