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Bargeld wird in der Coronakrise als Hort der Sicherheit genutzt

Euro Bargeld - ein 100 Euro-Schein

Die Deutschen lieben ihr Bargeld, das ist bekannt. In der Coronakrise gibt es ein interessantes Phänomen. Jüngst thematisierten wir schon die Entwöhnung der Deutschen vom Bargeld. Denn beim derzeitigen Bezahlen im Einzelhandel nutzt man vermehrt (verständlicherweise) die Bezahlvariante kontaktlos per Karte, also ohne PIN-Eingabe. Damit senkt man die Ansteckungsgefahr für das Coronavirus – zumindest denkt man als Konsument an der Kasse, dass das etwas nützen könnte. Man benutzt also immer weniger Bargeld beim Bezahlen, aber die „Liebe“ zu den Scheinen nimmt weiter zu?

Bargeld horten in der Coronakrise

So ist es wohl. Denn ganz aktuell kommt eine Analyse von ING Diba und Barkow Consulting zu dem Schluss, dass die Deutschen im März deutlich mehr Bargeld horten. So habe im März der Bargeldumlauf in der gesamten Eurozone zugenommen. Der Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat betrage aktuell fast 100 Milliarden Euro oder +8 Prozent. Verglichen mit der Entwicklung in den Vormonaten Januar und Februar lasse sich für die Eurozone ein „Corona-Sondereffekt“ im März von ca. 30 Milliarden Euro ausweisen. Von diesem entfallen ca. 20 Prozent bzw. 6 Milliarden Euro auf die deutschen Privathaushalte, so die ING Diba. Schon vor der aktuellen Krise hat sich der Drang der Deutschen hin zu Bargeld deutlich gezeigt. Dazu hier einige Aussagen aus der Analyse im Wortlaut:

Nach einer Phase stark schwankender Bargeldvolumina deutscher Haushalte rund um die „Dotcom-Blase“ zwischen 2000 und 2003 haben sich die Bestände in den folgenden 10 Jahren bis 2013 um das Niveau von 100 Mrd. Euro eingependelt. Mit der Niedrigzinsphase hat die Bargeldhaltung in Deutschland jedoch einen regelrechten Boom erlebt. Seit Ende 2013 haben sich die Bargeldbestände mehr als verdoppelt.

„Die vergangenen 20 Jahre waren von unterschiedlichen Blasen und Krisen an den Finanzmärkten gekennzeichnet. Dazu kommt die anhaltende Niedrigzinsphase in der jüngeren Vergangenheit. Es ist also kein Wunder, dass die Deutschen scheinbar etwas verunsichert sind und einen Teil ihres Geldes lieber unter das Kopfkissen legen“.

Deutsche Haushalte haben Ende 2019 insgesamt 253 Mrd. Euro Bargeld gehortet. Der Bargeldbestand nahm damit allein 2019 um 32 Mrd. Euro bzw. 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Durchschnittlich entspricht das mehr als 3.000 Euro für jeden Deutschen.

Auch die ING Diba erwähnt, dass die Deutschen derzeit immer häufiger nicht mit Bargeld bezahlen. Die Entwicklung, die vorher schon lief, beschleunigt sich durch die Coronakrise deutlich. Zitat:

In den letzten Jahren haben wir schon eine konstante Entwicklung in Richtung bargeldlosen Zahlungen gesehen. Die Auswirkungen von COVID-19 haben zu einem sprunghaften Anstieg bargeldloser Zahlungen geführt, was einem Anstieg entspricht, den wir sonst in einem Zeitraum von 3 Jahren sehen. Wir sehen hier eine ausgesprochene Disruption getrieben durch den gleichzeitigen Wunsch des Handels und der Kunden sich durch einen physischen Sicherheitsabstand beim Bezahlvorgang vor Infektionen zu schützen. Inzwischen erfolgen schon mehr als 70% der Transaktionen im Handel kontaktlos – ein signifikanter Anteil davon ausschließlich durch das Mobilfunk-Gerät.“.



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