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Bauboom und kaum neue Arbeitslose – hinter der Fassade der guten Nachrichten

Demnächst müsste ein Mega-Bauboom einsetzen, wenn es nach den staatlichen Statistikern in Wiesbaden geht? Denn laut heutiger Meldung ist die Zahl der genehmigten Wohnungen im Juni gegenüber Juni 2019 um satte 22,4 Prozent gestiegen. Wow, was für eine Explosion. Da die Baugenehmigungen also drastisch zunehmen, steht bald der Bauboom bevor? Nicht so wirklich! Denn dass die Zuwachszahl jetzt so hoch ist, liegt wohl daran, dass während der schlimmsten Corona-Phase viele Mitarbeiter in den regionalen Verwaltungen keine Statistikdaten erfassten beziehungsweise nach Wiesbaden meldeten. Dies wurde wohl erst jüngst nachgeholt, und Baugenehmigungen der letzten Monate wurden jetzt nachgebucht. Zitat vom Statistischen Bundesamt:

Der ungewöhnlich starke Anstieg ist insbesondere auf Großprojekte im Neubaubereich (vor allem bei Mehrfamilienhäusern) sowie auf verzögerte Meldungen und Nachlieferungen aus einigen Bauämtern zurückzuführen. Dabei handelt es sich unter anderem um Aufholeffekte, da Genehmigungen aufgrund zwischenzeitlicher Arbeitsbeschränkungen in der Corona-Pandemie erst später erteilt werden konnten.

Die Baubranche ist bekanntermaßen seit Jahren voll ausgelastet. Daher kommt man bei mehr Baugenehmigungen wohl nicht mehr hinterher beim tatsächlichen Bauen? Dazu die Statistiker heute:

Die Anzahl der Baugenehmigungen ist ein wichtiger Frühindikator zur Einschätzung der zukünftigen Bauaktivität, da Baugenehmigungen geplante Bauvorhaben darstellen. Allerdings nimmt die Anzahl der Bauvorhaben, die noch nicht begonnen beziehungsweise noch nicht abgeschlossen wurden (der sogenannte Bauüberhang), seit einigen Jahren zu.

Bauboom sichtbar anhand vieler neuer Baugenehmigungen?

Nur ganz wenig Jobverluste in dieser schlimmen Krise?

Im Verarbeitenden Gewerbe sind dank Coronakrise nur ganz wenige Jobs verloren gegangen? Auf den ersten Blick stimmt das. Denn heute meldet das Statistische Bundesamt, dass die Zahl der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe im Juni 2020 im Vergleich zu Juni 2019 um 2,4 Prozent gesunken ist. Das ist ja fast gar nichts, möchte man da meinen. Und das bei dieser katastrophalen Rezession! Nur 133.000 Jobs gingen binnen Jahresfrist verloren. Die Lösung dieses Rätsels ist ganz einfach. Viele Arbeitslose werden als Kurzarbeiter geführt. Arbeitslos, aber dank „Kurzarbeit“ noch offiziell im Betrieb angestellt. Die Zahl der Kurzarbeiter sinkt zwar wieder langsam, ist aber immer noch hoch. Im Juni waren es laut ifo-Institut (hier mehr Details) noch 6,7 Millionen Kurzarbeiter in Deutschland, und im Juli noch 5,6 Millionen Personen. Auch die staatlichen Statistiker geben im Rahmen ihrer Veröffentlichung einen kurzen Hinweis. Zitat:

Zu beachten ist, dass Kurzarbeitende als Beschäftigte zählen und sich die Zahl an Kurzarbeitenden nicht negativ in den Beschäftigtenzahlen niederschlägt.

Hier weitere Details der Statistiker:

In nahezu allen Wirtschaftsbereichen des Verarbeitenden Gewerbes nahm die Zahl der Beschäftigten im Juni 2020 ab. Am stärksten sank die Beschäftigtenzahl gegenüber Juni 2019 in der Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren mit -4,5 %. Zurückgegangen sind die Beschäftigtenzahlen auch in der Metallerzeugung und -bearbeitung (-4,2 %), in der Herstellung von Metallerzeugnissen (-3,6 %), im Maschinenbau (-3,3 %), in der Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen (-3,1 %) sowie in der Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (-3,0 %). Nur leicht rückläufig war die Beschäftigtenzahl in der Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen (-0,3 %). Gestiegen ist die Beschäftigtenzahl gegenüber dem Vorjahresmonat hingegen in der Herstellung von chemischen Erzeugnissen mit +1,4 %.



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