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Baut Hochtief die Trump-Mauer? Wer entscheidet, wer baut, wer verdient?

So schnell geht das. Da hält Hochtief heute seine Bilanzpressekonferenz ab. Hochtief-Chef Marcelino Fernandez Verdes erwähnt im Zusammenhang mit der möglichen "Trump-Mauer" an der Grenze zu Mexiko, dass man...

FMW-Redaktion

So schnell geht das. Da hält Hochtief heute seine Bilanzpressekonferenz ab. Hochtief-Chef Marcelino Fernandez Verdes erwähnt im Zusammenhang mit der möglichen „Trump-Mauer“ an der Grenze zu Mexiko, dass man für alles bieten werde, wenn es für das Unternehmen vorteilhaft sei, und wenn es „unser Markt sei“. Das ist marktwirtschaftlich die normalste Aussage der Welt. Nur schlagen die Gemüter da natürlich schnell hoch. Wer will schon als Bösewicht dastehen, der dem „bösen“ Donald Trump half die Mauer zu Mexiko zu bauen? Natürlich könnte man auch fragen, welche Baufirmen unter den Vorgängern von Trump die bestehenden massiven Zaun-Anlagen gebaut hat, die eh schon fast wie Mauern aussehen? Aber egal.

Verdes sagte ebenfalls, dass man vor allem Interesse an den groß angekündigten Infrastrukturprojekten habe, die Donald Trump bereits angekündigt hatte. Aber was bedeutet das konkret, wenn Trump woher auch immer dafür das Geld vom US-Kongress bewilligt bekommt? Schickt Hochtief dann Mitarbeiter in die USA? Machen sich „gute“ deutsche Bauarbeiter die Hände schmutzig an der Grenze zu Mexiko mit diesem Teufelszaun? Nein, die ganze Sache sieht in der Realität doch etwas nüchterner aus.

Die Entscheidungen bei Hochtief werden letztlich eh in Spanien getroffen, denn der Laden gehört zu 71,7% dem spanischen Baukonzern ACS, der entsprechend auch den Chefposten mit dem ACS-Mann Verdes bestückt hatte. Hochtief erwirtschaftet zwar gut die Hälfte seines Konzernumsatzes in Nordamerika, aber nicht selbst. Man besitzt in den USA unter anderem das namhafte Bauunternehmen „Turner Construction“, das regelmäßig für prominente US-Bauwerke zuständig ist, wie aktuell für ein gigantisches neues Football-Station in Los Angeles uvm.

Bauen würde die Grenz-Mauer, wenn man denn überhaupt den Auftrag bekäme, nicht der deutsche Bauarbeiter und auch nicht Hochtief, sondern eben Turner mit seinen Bauarbeitern. Der mögliche Gewinn hieraus würde über Hochtief großteils an die spanischen Eigentümer weiterfließen. Also, keine deutschen Bauarbeiter an der Grenze zu Mexiko, und auch fast kein deutscher Gewinn mit der Grenzmauer zu Mexiko. Da können wir fast ganz beruhigt mit dem Finger nach Spanien und zu Turner in den USA zeigen?

Seit der Übernahme von Hochtief durch die Spanier 2011 hat sich die Aktie bis dato fast verdreifacht. Konzentrieren auf das Kerngeschäft, nämlich das Bauen großer Projekte, das ist die Parole für Hochtief seitdem. Seit der Trump-Wahl ist die Hochtief-Aktie dank der US-Töchter und der damit verbundenen Hoffnungen auf das US-Geschäft (Trumps Infrastrukturinvestitionen) von 122 auf 143 Euro gestiegen. Können ausbleibender Mauerbau und sich verzögernde Investitionen in Brücken und Straßen die Aktie ins Wanken bringen? Heute Nacht redet Donald Trump. Vielleicht gibt es jetzt endlich mehr Erleuchtung.

Die Zahlen von Hochtief zu Ende 2016 sehen gut aus. Zitat von heute:


Nominaler Konzerngewinn stieg auf 321 Mio. Euro (plus 54%); Operativer Konzerngewinn verbesserte sich um 37% auf 361 Mio. Euro
Operative PBT-Marge wuchs um 60 Basispunkte auf 3,4 Prozent
Ergebnis je Aktie legte um 60 Prozent zu

Net Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit bei 1,2 Mrd. Euro
Alle Divisions trugen signifikant zum starken Cashflow bei
Herausragende Cash-Konvertierung des EBITDA bei 106 Prozent

Nettofinanzvermögen erreicht 704 Mio. Euro
Wenn es um Akquisitionen, Dividenden und Aktienrückkäufe bereinigt würde, läge das Nettofinanzvermögen bei 1,7 Mrd. Euro

Auftragsbestand stieg um 20% auf 43,1 Mrd. Euro
Höchster Auftragsbestand der vergangenen vier Jahre
Auftragseingang wuchs um 15 Prozent auf 24,8 Mrd. Euro
Positiver Umsatztrend hält an: Umsatz im vierten Quartal 9 Prozent über Vorjahreswert

Vorschlag: Dividende steigt um 30 Prozent auf 2,60 Euro je Aktie

Ausblick 2017: Operativer Konzerngewinn wächst auf 410 bis 450 Mio. Euro (13 bis 25% höher)


Die Hochtief-Aktie seit August 2016.


Die Hochtief-Aktie seit 2005.



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3 Kommentare

  1. Sollte man nicht überlegen
    ob die Mauer überhaupt gebaut wird?

  2. Das ist doch Käse! Falls Hochtief oder überhaupt eine andere nicht amerikanische Firma mitbauen dürfte, müsste die ganze Wertschöpfung in den USA stattfinden. Sprich amerikanische Bauarbeiter, amerikanischer Beton, amerikanischer Stahl, amerikanische Ingenieure usw. Die Gewinne müssten auch in den USA bleiben, Hochtief müsste also seinen Sitz verlegen. Genau das ist der Plan von Trump. Buy American! Da gibts nicht viel Interpretationsspielraum und er hat es am Beispiel des Pipelinebaus konkretisiert und Steve Bannon hat es widerholt. Anstatt ausländische Rohre zu kaufen, sollen sie in den USA hergestellt werden, mit amerikanischen Stahl.

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