Die Bauzinsen sind massiv im Auftrieb. In sehr kurzer Zeit sieht man kräftige Anstiege. In dieser Grafik sehen wir die Entwicklung der deutschen Bauzinsen mit 10 Jahren Sollzinsbindung beim Anbieter Interhyp. Ab dem 10. März sind die Bauzinsen von 3,38 % auf 3,72 % angestiegen, ein Plus von kräftigen 0,34 Prozentpunkten in wenigen Tagen. Alleine dieser Anstieg dürfte sich bei neuen Baukrediten oder Verlängerungen nach ausgelaufenen Zinsbindungen deutlich in den Monatsraten der Häuslebauer auswirken! Und weitere Anstiege sind denkbar!
Bauzinsen steigen – Zusammenhang mit Sondervermögen
Was ist passiert? CDU und CSU hatten am 4. März ihr Mega-Programm für ein 500 Milliarden Euro Sondervermögen (Sonderschulden) vorgestellt, dazu noch eine massive Aufrüstung ohne Schuldenbremse. Das bedeutet: Eine stark steigende Neuverschuldung des Staates! Vorgestern wurde dieses Paket im Bundestag beschlossen. Aber alles, was an Börsen frei gehandelt wird, preist noch bevorstehende Ereignisse sofort ein – mit fatalen Auswirkungen auf die Bauzinsen. Denn die Marktzinsen für deutsche Staatsanleihen (Anleiherenditen) sind direkt ab dem 4. März hochgesprungen. Denn je größer die Nachfrage nach einer Ware, desto stärker steigt der Preis. Und in diesem Fall ist die Ware „Geld“. Der deutsche Staat wird deutlich mehr Schulden über Anleihen ausgeben müssen für das Sondervermögen. Diese Erwartung hat den Preis der Ware – den Marktzins – in Form von Anleiherenditen schnell steigen lassen.
Die folgende Grafik zeigt den Verlauf der deutschen Anleiherenditen (10 Jahre Laufzeit bei Bundesanleihen). Wir sehen: Seit Verkündung des Sondervermögens durch CDU und SPD am 4. März stiegen die Renditen sprunghaft an von 2,50 % bis auf 2,93 % in der Spitze. Bis jetzt kamen sie zurück auf 2,77 %. Immer noch sind das 0,27 Prozentpunkte Aufschlag. Bis zum Jahr 2028 sehen Experten sogar die Möglichkeit von 4 % für zehnjährige deutsche Anleiherenditen (hier dazu die Aussagen). Was das mit den Bauzinsen zu tun hat? Sie orientieren sich über Pfandbriefe letztlich an den deutschen Bundesanleihen. Steigen ihre Renditen, müssten letztlich auch die Bauzinsen ansteigen, und zwar noch stärker als die Anleiherenditen. Denn bei Bauzinsen müssen auch immer die Kosten und Ausfallrisiken der kreditgebenden Banken mit eingerechnet werden. Bei +0,27 Prozent in den Anleiherenditen ist ein jetzt erkennbares Plus von 0,34 % bei den Bauzinsen ein nachvollziehbarer Anstieg.
Ausblick
Wenn in den nächsten Monaten die Neuverschuldung des deutschen Staates nach und nach ansteigt dank dem „Sondervermögen“, könnten die Anleiherenditen weiter Fahrt aufnehmen, und damit auch die Bauzinsen weiter ansteigen. Dieser erste Schub bei den Marktzinsen könnte nur der Auftakt gewesen sein. Für Häuslebauer könnte es deutlich teurer werden neue Kreditverträge zu unterschreiben, oder nach Ende von Festzinsbindungen neue Bindungen abzuschließen.
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Als Investor in Anleihen sehe ich das mit Freude. Man vergleiche die hiesigen Zinsen mit denen in der USA – da gehen noch viele Sondervermögen! Und nach mir die Sintflut.
Naja, „massiv“ ist relativ. Die tatsächliche Mehrbelastung in € hängt ja auch nicht unerheblich von der Höhe des Kredits ab. Generell massiv wäre für mich im vorliegenden Fall ein Anstieg auf 5 oder mehr Prozent. Bin mir aber ziemlich sicher, dass das in absehbarer Zeit noch kommen wird.