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Bauzinsen auf Allzeittief – wegen Coronavirus und Fed-Zinssenkung

Die Bauzinsen sind in Deutschland aufgrund der absehbaren ökonomischen Folgen des Coronavirus in Kombination mit der drastischen Zinsenkung durch die amerikanische Notenbank Fed (0,5%) weiter auf ein neues Allzeittief gefallen. Wer etwa eine Anschlußfinanzierung mit Laufzit von 10 Jahren aufnimmt, zahlt derzeit nur um 0,7%.

Die Unsicherheit durch das grassierende Coronavirus treibt Investoren dabei in sichere Häfen wie Staatsanleihen. Bei steigender Nachfrage nach Staatsanleihen sinken die Renditen (gewissermaßen die Risikoprämien), die die Staaten den Investoren bieten müssen. So rentieren etwa deutsche und amerikanische Staatsanleihen derzeit so wenig wie noch, die 10-jährige deutsche Staatsanleihe ist ohnehin seit längerem negativ rentiert, die 10-jährige US-Staatsanleihe ist vor enigen Tagen erstmals unter die Marke von 1% gefallen.

Die Bauzinsen aber orientieren sich an den Renditen der 10-jährigen Staatsanleihen – in Deutschland gilt etwa die Bundesanleihe (sprich die deutsche Staatsanleihe mit 10-Jahren Laufzeit) als Richtschnur für Banken, zu welchen Zinssätzen sie Baukredite vergeben.

Dazu schreibt Interhyp, einer der führenden Anbieter im Bereich Immobilienfinanzierung:

„Die ohnehin niedrigen Konditionen für Immobiliendarlehen haben nochmals um rund 0,1 Prozentpunkte gegenüber dem Vormonat nachgegeben und liegen wieder auf einem Allzeittief. Damit können Immobilienkäufer und Eigentümer mit Anschlussfinanzierungsbedarf zehnjährige Darlehen Anfang März oft zu Zinsen von unter 0,7 Prozent aufnehmen. „Die Unsicherheiten durch das Corona-Virus schlagen auf die Märkte durch, was sich auch beim Baugeld bemerkbar macht“, erklärt Mirjam Mohr, Vorständin der Interhyp AG, Deutschlands größtem Vermittler privater Baufinanzierungen. „Wie die deutliche Leitzinssenkung der amerikanischen Notenbank Fed und der Ausblick der Europäischen Zentralbank auf mögliche Maßnahmen zeigen, wird das Thema äußerst ernst genommen.“ Die Fed hat im März mit ihrer unerwarteten Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte ein deutliches Zeichen zur Stützung der Wirtschaft gesetzt. „Mit Blick auf die derzeitige Lage, die Konjunkturerwartung und Zinspolitik dürfte das Zinsniveau beim Baugeld vorerst günstig bleiben – abhängig von der weiteren Entwicklung halten wir aber Schwankungen nach unten oder oben für möglich.“ Das zeigt auch die Umfrage von Interhyp unter den Zinsexperten von zehn namhaften Kreditinstituten.

Verunsicherte Anleger haben in den vergangenen Tagen vermehrt Kapital aus den Aktienmärkten abgezogen und stattdessen unter anderem in deutsche Staatsanleihen investiert, die als sicherer Hafen gelten. Die hohe Nachfrage nach diesen Papieren hat die Renditen auf unter minus 0,6 Prozent sinken lassen. Da sich die Baugeldkonditionen unter anderem an den Renditen der Staatsanleihen orientieren, haben sie ebenfalls nachgegeben. Mohr: „Das günstige Zinsniveau kann Immobilienkäufern helfen, Wohneigentum zu erwerben. Investoren suchen aktuell vermehrt Sicherheit in Anleihen, und Privatanleger nehmen die Immobilie weiterhin als sicheren Hafen wahr.“

Ob aber der Kauf einer Immobilie wirklich so etwas wie einen sicheren Hafen bietet, muß doch sehr bezweifelt werden. Durch die ultralaxe der Geldpolitik der Notenbanken sind die Immobilienpreise vor allem in deutschen Großstädten geradezu explodiert – dabei mildern die niedrigen Bauzinsen nur den Schmerz für Käufer.

Bildlich gesprochen: würden Sie einen überteuerten Computer nur deshalb kaufen, weil der Anbieter ihnen fast eine nullprozentige Finanzierung anbietet? Wenn die Preise für Immobilien aufgrund des demografischen Faktors in Deutschland ca. ab dem Jahr 2030 zu fallen beginnen (siehe hierzu: „Immobilien – Trendwende beendet Boom!“), werden vor allem diejenigen Käufer in Schwierigkeiten geraten, die mit wenig Eigenkapital – also hoch Schulden-gehebelt – gekauft haben..

Die Bauzinsen fallen in Deutschland auf ein neues Allzeittief



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