Anleihen

Bauzinsen, EZB-Zinsen, Renditen – es geht abwärts

Die Bauzinsen sinken derzeit weiter im Zuge der Zinssenkungen und Erwartungen an weiter sinkende Zinsen bei der EZB. Ein Überblick.

Foto: Wirestock-Freepik.com

Die Bauzinsen sinken derzeit weiter im Zuge der Zinssenkungen und Erwartungen an weiter sinkende Zinsen bei der EZB. Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der EZB-Zinsen (Hauptrefinanzierungssatz und Einlagenzins) seit dem Jahr 2021. Diese Zinssätze stiegen ab Sommer 2022 schnell an von 0 % und sogar unter 0 % bis auf 4,5 % und 4,0 %. Im Juni und September 2024 gab es nun zwei Zinssenkungen durch die EZB, diese Zinsen sanken wieder auf jetzt 3,5 % und 3,65 % (hier eine detaillierte Übersicht). Ebenfalls im Chart sehen wir als blaue Linie den Verlauf der Rendite für zehnjährige deutsche Bundesanleihen. Sie sind ein Frühindikator für die EZB-Zinsen. Vom Hoch bei 2,97 % im Oktober 2023 sind sie bis jetzt gesunken auf 2,16 %, ein Rückgang um 0,81 Prozentpunkte. Der für die EZB maßgebliche Einlagensatz wurde aber bisher erst um 0,50 Prozentpunkte gesenkt. Die Tendenz bei den Zinsen scheint weiter abwärts gerichtet zu sein.

Grafik vergleicht EZB-Zinsen und Rendite für deutsche Bundesanleihen

Bauzinsen sind vom Top um 0,94 Prozentpunkte gesunken

Die Bauzinsen orientieren sich an den Renditen am Anleihemarkt. Die Tendenz scheint weiter abwärts gerichtet zu sein. Mit der sich abkühlenden Konjunktur in der Eurozone – in Kombination mit der spürbar fallenden Inflation auf zuletzt 2,2 % – werden weiter sinkende Zinsen bei der EZB vom Markt offenkundig erwartet. Auch vor Beginn der Zinsanhebungen im Jahr 2022 konnte man es sehen: Die Bauzinsen begannen nämlich bereits ein halbes Jahr vor der ersten EZB-Zinsanhebung spürbar zu steigen. Jetzt erleben wir das selbe bei den sinkenden Zinsen.

Die Bauzinsen (10 Jahre Sollzinsbindung) sind vom Hochpunkt aus gesehen bei 4,23 % im Herbst 2023 bis jetzt auf 3,29 % gesunken, so zeigen es aktuell die Daten von Interhyp. Noch im Juli 2024 lag das Niveau der Bauzinsen bei 3,74 %. Daran erkennt man, dass sich der Ausblick auf weiter sinkende EZB-Zinsen jüngst beschleunigt hat. Die Bauzinsen haben vom Top bis jetzt also 0,94 Prozentpunkte verloren, und sind damit den EZB-Zinsen bereits deutlich voraus.

Der Markt erwartet offenkundig weitere Zinssenkungen durch die EZB. Und beim Blick auf Konjunktur und Inflation in Euroland darf man davon ausgehen, dass weitere Zinssenkungen in den nächsten Quartalen folgen werden. Die folgende Grafik zeigt den Verlauf der Bauzinsen in den letzten fünf Jahren. Bis das Niveau wieder auf 1 % fällt, wo man jahrelang vor dem Zinserhöhungszyklus lag – könnte es noch lange dauern. Die Konjunktur müsste sich dafür wohl noch viel deutlicher verschlechtern und die Inflation weiter sinken, damit die EZB die Zinsen wirklich wieder so deutlich absenkt.



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7 Kommentare

  1. Moin, moin,

    Wenn die EU Planwirtschaft billiges Geld benötigt, dann ist Brüssel schnell zur Stelle. Das ist auch sehr wichtig, damit das Spiel noch in die Verlängerung gehen kann. Aber halt der Schiedsrichter (= Wirtschaft) schaut schon auf die Uhr.

    1. Wie immer… Zinsen gehen heute runter und Renditen wieder rauf. Ich verstehe das System wirklich nicht!

      1. Bei Anleihen bewegen sich Zinsen und Renditen in entgegengesetzte Richtungen. Um zu verstehen, warum das passiert, ist es hilfreich, den Zusammenhang zwischen Anleihepreisen, Zinssätzen und Renditen zu verstehen:

        Zinsen (Kuponzins): Der Zins, den eine Anleihe zahlt, ist in der Regel ein fixer Betrag, der bei der Ausgabe der Anleihe festgelegt wird.

        Rendite: Die Rendite ist die tatsächliche Verzinsung, die ein Käufer der Anleihe erhält, basierend auf dem aktuellen Preis der Anleihe. Die Rendite berechnet sich, indem der Kuponzins durch den aktuellen Preis der Anleihe geteilt wird.

        Wenn die Zinsen sinken, wird das im Allgemeinen als Zeichen gesehen, dass sich der Wert bestehender Anleihen relativ zu neu ausgegebenen Anleihen erhöht. Denn neue Anleihen werden zu einem niedrigeren Zinssatz ausgegeben, während ältere Anleihen noch höhere Zinsen zahlen.

        Dadurch steigen die Preise der bestehenden Anleihen auf dem Sekundärmarkt, da Investoren bereit sind, mehr für Anleihen mit höheren Kupons zu zahlen. Da die Rendite invers zum Anleihepreis ist, bedeutet ein höherer Anleihepreis, dass die Rendite dieser Anleihe sinkt.

        1. Danke für deine Ausführungen.

          Ich bin ja Long auf Anleihen und erwarte, dass die Renditen fallen. Was ist ja logisch sein müsste, wenn die Zinsen im 0.5% sinken.
          Aber heute sind die Renditen stark gestiegen.

          1. Also ich bin seit ein paar Tagen genau umgekehrt unterwegs, nämlich short auf die 10-jährige US-Anleihe. Wie von mir erwartet, geht der Kurs runter, weil die vermutlich zu stark eingepreiste Markt-Erwartung von 0.5%, eventuell nur bei 0.25% endet. Heute Abend wissen wir mehr, ob meine persönliche Einschätzung richtig ist. Sinkende Anleihe-Kurse, haben eine steigende Rendite zur Folge. Insofern stimmt das Bild für mich. Es kann auch sein, dass der Kurs kurz und heftig in die Knie geht, um sich dann zu erholen. Die Kursbewegungen reflektieren die derzeitige Unsicherheit des Marktes, ob es einen Schritt mit 0.5% oder 0.25% gibt. Deswegen Limite gut setzen, um zum richtigen Zeitpunkt die Gewinne zu realisieren.

  2. @ Ibo, Die FED senkt die kurzen Zinsen und kann nur die direkt beeinflussen, die langen Bondzinsen macht der Markt und die Inflationserwartungen. Wenn die langen Zinsen steigen ist wohl die Befürchtung im Markt,dass die FED zuviel senkt. Die langen Zinsen können nur durch Manipulation und Anleihenkäufe beeinflusst werden, somit ist die Antwort von Perma nicht passend.

    1. @Zinslipicker. Die Frage von @Ibo XP war ja bezüglich der Renditen. Ich denke es ist schon korrekt, dass die Renditen steigen, wenn der Kurs der Anleihen nach unten geht. Weitere Ausführungen zu meiner aktuellen Positionierung und Einschätzung, siehe oben.

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