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Bayer-Desaster: 2 Milliarden Dollar für krebskrankes Paar – Gegenargumente im Wortlaut

Es ist ein erneutes MEGA-Debakel für Bayer. Erneut möchten wir betonen, dass es doch höchst merkwürdig ist, dass die Lawine von Urteilen gegen Bayer in den USA erst dann losgetreten wurde, nachdem Bayer Monsanto übernommen hatte. Aber egal. Verschwörung hin oder her. Heute Nacht hat ein krebskrankes paar in Kalifornien von einer Jury 2 Milliarden Dollar Schadenersatz von Bayer zugesprochen bekommen. Das Unkraut-Vernichtungsmittel Roundup mit dem Wirkstoff Glyphosat soll schuld an ihrer Krebserkrankung sein.

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Nochmal: Was für ein Desaster für Bayer. Und eine gigantische Welle weiterer Klagen ist ja noch nicht durch verhandelt. Dieses aktuelle Urteil ist das dritte in kurzer Zeit. Und in allen drei Fällen bekamen die Kläger recht. Bayer geht natürlich in Berufung. Und es ist gut denkbar, dass selbst bei Aufrechterhaltung des Urteils die Schadenssumme deutlich reduziert wird. Aber das Thema hatten wir schon mal besprochen. Selbst wenn es „nur noch“ 50 oder 100 Millionen Dollar Schadenersatz sein sollten. Man rechne das mal hoch auf tausende von Klägern, die mutmaßlich größtenteils ihre Prozesse gegen Bayer gewinnen.

Bayer zeigt sich in einer offiziellen Stellungnahme „enttäuscht“ von dem Urteil. Beide Seiten werfen sich (vereinfacht gesagt) vor mit fehlerhaften, unvollständigen oder nur in Auszügen benutzten Studien zu arbeiten. Für die Aktie von Bayer ist dieses Urteil erneut ein Debakel. Wird Monsanto den Bayer-Konzern in seiner Substanz vernichten? Niemand weiß es, solange wichtige Referenz-Urteile noch nicht endgültig durch alle Instanzen verhandelt wurden. Die Bayer-Aktie notiert aktuell bei -4% gegenüber dem gestrigen Schlusskurs.

Hier Bayer im Wortlaut mit seinen Gegenargumenten zum aktuellen Urteil:

Das Jury-Urteil steht in direktem Widerspruch zu der Einschätzung der US-Umweltschutzbehörde EPA, die erst vergangenen Monat im Rahmen der vorläufigen Zulassungsüberprüfung veröffentlicht wurde. Nach Auffassung der EPA sowie weiterer führender Regulierungsbehörden sind glyphosatbasierte Produkte bei sachgerechter Anwendung sicher und Glyphosat ist nicht krebserregend. Diese Einschätzungen basieren auf Erkenntnissen aus 40 Jahren umfangreicher wissenschaftlicher Forschung.

Wir haben großes Mitgefühl für Herrn und Frau Pilliod. Die Beweislage in diesem Fall ist jedoch eindeutig: Beide Kläger hatten eine lange Historie von Vorerkrankungen, die bekanntermaßen erhebliche Risikofaktoren für eine Erkrankung am Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) darstellen. Zudem ist bei den meisten NHL-Erkrankungen die Ursache nicht bekannt. Zur Bejahung der Kausalität in diesem Fall hätte die Jury feststellen müssen, dass die Krebserkrankungen der Kläger ohne den Einsatz von glyphosatbasierten Herbiziden nicht eingetreten wären. Für eine solche Schlussfolgerung gibt es allerdings keine verlässlichen wissenschaftlichen Nachweise.

Der Kontrast zwischen dem heutigen Urteil und der Schlussfolgerung der EPA, dass es „keine Risiken für die öffentliche Gesundheit durch die derzeit zugelassene Verwendung von Glyphosat“ gibt, könnte nicht stärker sein. Die Schlussfolgerung der EPA basiert auf Auswertungen einer Datenbank mit mehr als 800 Studien zu Glyphosat und den glyphosatbasierten Herbiziden von Bayer, die sich auf die Gesundheit von Menschen und Säugetieren beziehen. Im Rahmen ihrer Bewertung zum Krebsrisiko von 2017 untersuchte die Behörde darüber hinaus auch zahlreiche Studien aus der öffentlich verfügbaren Literatur.

Im Gegensatz dazu präsentierten die Kläger der Jury in diesem Fall gezielt ausgesuchte Ergebnisse aus einem Bruchteil der insgesamt verfügbaren Studien. Die präsentierten Studien wiesen erhebliche Defizite auf: So wurde beispielsweise nicht danach unterschieden, welche anderen Pflanzenschutzmittel die Anwender verwendeten. Zudem waren die Ergebnisse nicht statistisch signifikant, bezogen nur eine sehr kleine Gruppe von Anwendern ein oder sind mit dem gesamten Spektrum wissenschaftlicher Erkenntnisse generell unvereinbar. Die Kläger haben sich zudem in erheblichem Umfang auf die Einschätzung der International Agency for Research on Cancer (IARC) aus dem Jahr 2015 bezogen. Wie die EPA jedoch feststellte, war ihre Bewertung des Krebsrisikos „robuster“ und „transparenter“ als die Bewertung der IARC, die nur auf einer Teilmenge der von der EPA berücksichtigten Studien basiert. Die Bewertung der IARC bleibt eine Einzelmeinung, die nicht im Einklang steht mit den Auffassungen internationaler Gesundheitsbehörden und wissenschaftlicher Einrichtungen.

Bayer
Foto: Bayer AG



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3 Kommentare

  1. Wird Monsanto den Bayer-Konzern in seiner Substanz vernichten?
    Ja, klar. Und ebenso klar reiht sich diese Story in eine Reihe anderer Vorgänge ein, in denen zwei total verschiedene Rechtssysteme kollidieren.

  2. Wenn man mit Monsantos Pflanzenschutzmittel zu sehr in Kontakt kommt, wird sicher dass Immunsystem geschwächt. Was als Folge den Ausbruch von Krebs fördert. Bei uns wurde deswegen der Verkauf von z.B. Roundup stark eingeschränkt. Da geht es wohl weniger um die Sache, mehr wer die Stärkste Lobby hat. Wenn die Monsanto Lobby verliert, wird von Bayer wenig übrig bleiben.

  3. Solange kein Gewinn- und Verlustabführungsvertrag/ und -deckungsvertrag vorhanden ist einfach Monsanto pleite gehen lassen. Es wurde doch berichtet, dass es als eigenständige Tochter separiert ist.
    Aber ich glaube, dafür sind sie zu blöd, genau so wie VW.
    Aus dem Land zurückziehen und fertig. Bis man 30 Mrd.$ Gewinn da drüben verdient hat…, wird wohl nicht passieren

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