Anleihen

Beginnt am Freitag die neue Euro-Krise?

FMW-Redaktion

Am Freitag wird etwas passieren, was für die gesamte Eurozone von größter Bedeutung ist! Dabei geht es nur um ein Rating, und noch dazu um eines einer eigentlich ziemlich kleinen und unbedeutenden Ratingagentur. Aber wenn diese eigentlich unbedeutende Ratingagentur den Daumen über ein ziemlich unbedeutendes, kleines Land in der Eurozone senken würde, wäre das lichterlohe Wiederaufflammen der Eurokrise mehr als wahrscheinlich!

Doch der Reihe nach: die ziemlich unbedeutende Ratingagentur ist die kanadische DBRS (Dominion Bond Rating Service). Und das kleine Land, um das es geht, ist Portugal. Warum aber ist das alles dann eigentlich wichtig?

Mit einem Wort: weil sonst Panik am Markt für Staatsanleihen entstünde, und dabei geht es wohl nicht nur um portugiesische Staatsanleihen, sondern auch um italienische, spanische etc.

Am Freitag nun wird DBRS ein neues Rating für Portugal vorlegen. Anders als die anderen, viel bedeutenderen Ratingagenturen S&P, Moody´s und Fitch stuft DBRS Portugal noch nicht als „junk“ ein, sprich als nicht-investment grade. Und nur dieser Tatsache ist es zu verdanken, dass die EZB im Rahmen ihres QE noch portugiesische Staatsanleihen kaufen darf. Denn die Regularien erlauben der EZB nur die Käufe von Staatsanleihen, wenn mindestens eine Ratingagentur das Land als investment grade einstuft – was bilang DBRS noch tut, allerdings in der untersten aller möglichen investment grade-Kategorien.

Denn eines ist klar: würde die EZB nicht als Käufer portuggiesischer Staatsanleihen auftreten, lägen die Renditen für die 10-jähige Anleihe des Landes nicht wie derzeit knapp unter 3%. Sollte Portugal also aus dem QE-Programm der EZB herauskippen, würde das am Anleihemarkt für ein Erdbeben sorgen, dessen Erschütterungen die gesamte Eurozone erschüttern würde.

Die Zahlen Portugals sind zuletzt wieder deutlich schlechter geworden, die neue Links-Koalitionsregierung ist nicht eben der Liebling der Finanzmärkte: viele Reformen der Vorgängerregierung werden derzeit wieder zurück gedreht, sie gelten den Sozialisten (nicht ganz zu Unrecht) als neoliberale Unverteilungsmechanismen zu Ungunsten der Bevölkerungsmehrheit. Besonders schwach ist derzeit der Bankensektor in Portugal, und folgende Zahlen (entnommen aus unserem Artikel „Portugal: eine Warnung von Fitch“) zeigen warum:

„20% aller an Unternehmen vergebenen Kredite in Portugal sind faul – werden also gar nicht oder nicht rechtzeitig bedient. Nicht viel niedriger ist die Quote bei Krediten an private Haushalte mit 14%. Der Anteil fauler Immobilienkredite beträgt sportliche 6%. Der Gesamtanteil fauler Kredite in Portugal beträgt somit, laut Angaben von Fitch, 14% – also praktisch jeder siebte Kredit ist notleidend. Damit beläuft sich die Summe fauler Kredite bei den sechs größten Banken auf 12,5 Milliarden Euro (das entspricht 3,6% ihrer gesamten Assets) – viel Geld für ein kleines Land.
Dazu kommt, dass die portugiesischen Haushalte mit einer Quote von 141% ihre Einkommens verschuldet sind – ein extrem hoher Wert, der deutlich über dem Schnitt der Eurozone liegt (120%). Der Staat Portugal weist dabei eine Verschuldungsquote von 128,8% auf (Stand Ende 2015).“

Im Grunde ist Portugal eine Art „Griechenland-light“ der Eurozone, ähnlich wie in Griechenland ist der Bannkensektor die Achillesverse, die Arbeitslosigkeit extrem hoch (in Portugal 12,2%). Und Portugals Banken halten 80% der Staatsanleihen Portugals – sollte DBRS Portugal seinen investment grade-Status entziehen, wäre das möglicherweise das Todesurteil für einige Banken Portugals. Und würde die Panik dann auch aller Wahrscheinlichkeit nach auf die gesamte Europeripherie übergreifen (Portugals Banken halten auch viele spanische Staatsanleihen).

Und so wird die Welt am Freitag sehr genau hinsehen, was eine unbedeutende Ratingagentur über ein unbedeutendes Land zu sagen hat..



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4 Kommentare

  1. wird schon alles gut gehen…. wie immer.
    Und alles verschiebt sich auf später

  2. Kann meinem Vorredner nur zustimmen. Die politische Elite und die EZB werden es schon richten. Vertrauen auf diese Faktoren ist alles, auf dem die derzeitige, relativ ruhige Situation basiert. Bricht das weg, startet der Panikmodus.

  3. (30. Juli 1842):

    [HiG.02_42.07.30,03] Die Not wird, ja sie muß erst die Völker belehren, daß die Erde ein Gemeingut aller Menschen, nicht aber nur jener verruchten Satanswucherer ist, die sich derselben durch geprägtes Blech und nun gar schon durch beschmierte, allerlumpigste Papierschnitzel bemächtigt haben…
    http://jesusoffenbarungen.ch/Lorber/
    http://www.j-lorber.de/

  4. Und? Is was passiert?

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