Explodierende Transportkosten, stagnierende Exporte und geopolitische Spannungen: Wie die neuen Sanktionen der USA gegen Russland weltweit den Benzinpreis in die Höhe treiben.
Benzinpreis steigt deutlich nach Sanktion der USA gegen Russland
Ein Ende beim Benzinpreis ist nicht in Sicht. Die neuen Sanktionen der USA gegen Russland setzen eine Kettenreaktion in Gang, die Rohöltransporte verteuert und globale Märkte durcheinanderwirbelt.
Während sich russische Tanker vor Häfen stauen und Frachtraten explodieren, zahlen Verbraucher in Europa und Asien die Zeche. Doch die Folgen reichen weit über den Preisanstieg hinaus.
Teure Tanker: Transportkosten steigen durch Sanktionen
Die verschärften US-Sanktionen zu Beginn des Jahres 2025 haben den globalen Rohöltransport massiv beeinflusst. Die Anzahl der Schiffe, die russisches Öl transportieren dürfen, wurde drastisch reduziert, und Versicherungsanforderungen wurden verschärft. Als direkte Folge explodierten die Frachtraten für VLCC (Very Large Crude Carrier): Sie stiegen in den letzten Tagen um bis zu 150% und erreichten Spitzenwerte von 100.000 US-Dollar pro Tag, wie aktuelle Daten des Baltic Exchange belegen.
Abb 1: Indices des Baltic Crude Oil Tanker Preise. Quelle: Lloyd‘s List
Doch die Probleme beschränken sich nicht nur auf Russland. Viele Tanker stauen sich derzeit vor chinesischen Häfen – ein sichtbares Symptom der Sanktionen. Ein wesentlicher Grund sind verschärfte Versicherungs- und Finanzierungsauflagen, die es erschweren, diese Schiffe zu entladen. Die meisten großen Häfen verlangen den Nachweis, dass die Tanker ordnungsgemäß versichert sind. Viele russische Schiffe, die über inoffizielle Schattenflotten abgewickelt werden, können diese Nachweise nicht erbringen, was zu Verzögerungen führt.
Hinzu kommt, dass russische Rohöllieferungen oft über längere Routen umgeleitet werden müssen, da viele traditionelle Abnehmer wegfallen. Statt wie früher nach Europa geliefert zu werden, wird das Öl in asiatische Märkte transportiert – häufig mit Umwegen und Zwischenstopps, bei denen die Ladung zwischen Schiffen umgeladen wird (Ship-to-Ship Transfers), um die Herkunft zu verschleiern. Dies verursacht nicht nur zusätzliche Verzögerungen, sondern blockiert auch Schiffs- und Hafenkapazitäten.
Die Konsequenz: Durch die verstopften Häfen und die gestörten Lieferketten steigen die Transportkosten für Rohöl weltweit. Dies treibt die Preise für Ölprodukte und damit auch den Benzinpreis weiter nach oben und führt zu spürbaren Belastungen – auch für Verbraucher in Europa und Asien, die höhere Spritpreise zahlen müssen. Laut dem ADAC steigen sowohl der Benzinpreis als auch der Dieselpreis nun seit fünf Wochen in Folge.
Abb. 2: Entwicklung der Benzin- und Diesel Preise. Quelle: ADAC
Für Russland verschärft dies die ohnehin angespannte Lage. Die hohen Transportkosten belasten die ohnehin schon geschrumpften Margen aus den Exporten fossiler Brennstoffe. Russisches Rohöl wird oft 20 bis 30 US-Dollar unter dem Weltmarktpreis gehandelt, was die Einnahmen weiter schmälert.
Sanktionen lassen Russlands Einnahmen schrumpfen
Laut Berechnungen des Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA) sind Russlands Einnahmen aus fossilen Brennstoffen im Jahr 2024 um weitere 5% im Vergleich zu 2023 gesunken. Auch die Exportvolumina fielen um 6%, was den Gesamtrückgang der fossilen Einnahmen im Vergleich zu 2021 auf 37% anwachsen lässt.
Abb 3: Vergleich der Einnahmen Russlands aus Fossilen Brennstoffen 2022-2024. Datenquelle: CREA, eigene Berechnung
Besonders der Verlust des europäischen Marktes macht sich bemerkbar. Früher einer der wichtigsten Absatzmärkte, ist Europa durch Sanktionen und Preisobergrenzen nahezu vollständig weggefallen. Zwar hat Russland seine Exporte nach China und Indien ausgeweitet, aber auch hier gibt es Probleme: China drückt die Preise konsequent nach unten.
Die jüngst veröffentlichte chinesische Außenhandelsbilanz unterstreicht diese Entwicklung: Während die Importe fossiler Brennstoffe – insbesondere Kohle und Gas – im Vergleich zu 2023 gestiegen sind, spiegeln die Ausgaben diesen Anstieg nicht wider. Die Einfuhren von Rohöl gingen sogar zurück, und die Ausgaben dafür sanken noch deutlicher. China nutzt die schwache Verhandlungsposition Russlands gezielt aus, um günstige Konditionen auszuhandeln, was die russischen Einnahmen weiter unter Druck setzt.
Gefahr durch Russlands Schattenflotte wächst
Die Strategie Russlands, verstärkt auf die Schattenflotte überalterter Tanker zu setze, birgt erhebliche Risiken für andere Länder mit sich. Vor wenigen Tagen trieb ein manövrierunfähiger russischer Tanker unkontrolliert in der Ostsee – ein Seegebiet, das für seine dichte maritime Infrastruktur bekannt ist. Dies hat die Besorgnis über mögliche Umweltkatastrophen und geopolitische Bedrohungen weiter verstärkt.
Gleichzeitig häufen sich Berichte über mutmaßliche russische Sabotageakte an Unterseekabeln und Pipelines in der Region. Diese „graue Kriegsführung“ zwingt europäische Länder, auf die Bedrohung zu reagieren.
Die Antwort Europas: Die britisch geführte Joint Expeditionary Force hat mit der intensiveren Überwachung russischer Schiffe in der Ostsee begonnen. Erste Überlegungen, die Schattenflotte durch strengere Kontrollen oder gar ein generelles Verbot älterer Tanker zu regulieren, nehmen Gestalt an. Ein solches Vorgehen wäre jedoch nicht ohne Risiken: Neben möglichen Gegenreaktionen seitens Russlands bleibt die Sorge, dass sich die bereits angespannten Beziehungen weiter verschlechtern.
Die Bedrohung durch diese Tanker bleibt nicht nur auf Umweltfragen beschränkt. Experten warnen, dass die Schattenflotte zunehmend auch als Instrument geopolitischer Spannungen eingesetzt wird. Die NATO diskutiert daher koordinierte Gegenmaßnahmen, um die maritime Sicherheit zu stärken und die kritische Infrastruktur in der Ostsee besser zu schützen.
Teures Öl, teurer Benzinpreis, teures Leben – die Abhängigkeit kostet uns alle
Die verschärften Sanktionen gegen Russland zeigen Wirkung: Die fossilen Einnahmen des Landes sinken, während explodierende Transportkosten und Risiken durch die Schattenflotte Russlands Wirtschaft weiter unter Druck setzen. Doch die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen macht nicht nur Russland anfällig, sondern birgt auch globale Risiken.
Ein Blick nach China zeigt, wie diese Abhängigkeit reduziert werden kann. Mit Maßnahmen wie dem Ausbau des Schnellzugnetzes, und der Nahverkehrsnetze, der Umstellung des Schwerlastverkehrs auf LNG und der Förderung von Elektroautos hat China seinen Ölverbrauch gesenkt – trotz wachsender Mobilität und Wirtschaft. Dadurch hat das Land seine Resilienz gegenüber geopolitischen Krisen deutlich gestärkt.
Die aktuelle Lage unterstreicht: Nur durch den konsequenten Ausbau nachhaltiger und resilienter Alternativen können Länder ihre Energieversorgung langfristig absichern. Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen ist nicht nur eine Frage des Klimaschutzes, sondern auch der geopolitischen Sicherheit und wirtschaftliche Stabilität.
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Ja klar.
Was die Amis selber in großen Mengen exportieren wird gerne bei den Anderen sanktioniert.
..Wichtigste Exportgüter für die USA 2023
Die wichtigsten Exportgüter von den USA im Jahr 2023 sind Erdöl und Erdölerzeugnisse (SITC Abschnitt 33) gewesen. Diese haben 2023 rund 12 Prozent der US-amerikanischen Exporte ausgemacht. Dies entspricht im selben Jahr einem Wert von etwa 238,3 Milliarden US-Dollar…
Viele Grüße aus Andalusien Helmut
@Helmut
Wenn du über die amerikanischen EXPORTE sprichst, dann sprechen wir über HTS und nicht über SITC. Das SITC eignet sich gut, um Handelströme zu beschreiben.
Es soll eben so sein.
…Öl-Raffinerie Schwedt: Wenn Russland-Sanktionen nicht Putin, sondern deutsche Arbeiter treffen…
Öl-Raffinerie Schwedt: Wenn Russland-Sanktionen nicht Putin, sondern deutsche Arbeiter treffen https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/oel-raffinerie-schwedt-wenn-russland-sanktionen-nicht-putin-sondern-deutsche-arbeiter-treffen-li.2290003
Viele Grüße aus Andalusien Helmut